Die meisten Schadensereignisse verzeichnete die steirische Landeswarnzentrale am Montag – über 400 Meldungen gingen ein. Die Zahl neuer Meldungen gehe seit Dienstag deutlich zurück, sagte der Leiter des Katastrophenschutzes, Harald Eitner.
Man gleiche nun in Zusammenarbeit mit den drei betroffenen Bezirkshauptmannschaften Deutschlandsberg, Leibnitz und Südoststeiermark die Zahlen ab, so Eitner. Mit umfangreichen und aufwendigen baulichen Maßnahmen werden die betroffenen Hänge derzeit stabilisiert. Die Pegelstände der Flüsse in der Steiermark waren am Dienstag rückläufig, auch jener der Mur, der vor allem für die Anrainerstaaten Slowenien und Kroatien von Bedeutung ist – mehr dazu in steiermark.ORF.at.
Landeshauptmann Drexler (ÖVP) zu den Überschwemmungen
Nach den starken Regenfällen und Überschwemmungen im Süden Österreichs ist noch nicht klar, wie hoch die Schäden genau sind. Zudem stellt sich die Frage, wie solche Katastrophen verhindert werden können und inwieweit das mit der Bodenversiegelung zu tun hat. Dazu war der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) zu Gast in der ZIB2.
In Kärnten wurden von Geologinnen und Geologen bisher 400 bis 500 Hangrutschungen gezählt. „Die Hänge sind weiterhin durchtränkt und gesättigt. Daher kommt es immer wieder zu neuen Rutschungen, zur Fortführung von bereits bestehenden Rutschungen, und die Lage hat sich da noch nicht entspannt“, sagte Landesgeologe Günter Weichlinger dem ORF. Es werde noch ein paar Tage dauern, bis eine Verbesserung eintritt, sofern es trocken bleibt – mehr dazu in kaernten.ORF.at.
Fachleute sehen weiter Gefahr
In den meisten von Überflutungen betroffenen Gebieten in Kärnten und Steiermark ist das Oberflächenwasser mittlerweile abgeflossen. Fachleute sehen die Gefahr weiterer Hangrutschungen damit allerdings noch nicht gebannt.
Geologe Proske über Hangrutschungen
Der Geologe Herwig Proske sprach unter anderem über die Gefahr von Hangrutschungen und darüber, warum diese derzeit so groß ist. Zudem erklärte er, wie lange die Gefahr anhält, auch wenn es zu regnen aufgehört hat.
„Die Rutschungen hängen jetzt mit dem unterirdischen Wasserhaushalt zusammen, und da ist davon auszugehen, dass sich das Wasser im Untergrund viel länger hält und eben noch negative Auswirkungen haben kann“, sagte der Geologe Herwig Proske von Joanneum Research in Graz Montagabend in der ZIB2. Er gehe davon aus, „dass die Prozesse noch einige Tage anhalten werden“.
Schäden in 66 der 132 Kärntner Gemeinden
In Kärnten gab es in der Nacht auf Dienstag erstmals seit Tagen keine neuen Feuerwehreinsätze. Einige Zivilschutzwarnungen sind aber nach wie vor aufrecht. Von 132 Kärntner Gemeinden sind 66 von Unwetterschäden betroffen. Die Pegelstände der Glan und der Seen sinken langsam. Die Grundwasserstände blieben speziell in und um Klagenfurt sehr hoch, was zu Behinderungen bei den Aufräumarbeiten führt – mehr dazu in kaernten.ORF.at.
Seit Beginn der Unwetter in der Nacht auf Freitag bewältigten die Kärntner Feuerwehren mehr als 3.500 Einsätze, mehr als 4.200 Feuerwehrleute standen im Einsatz – neben jenen aus den betroffenen Bezirken auch Mitglieder des Katastrophenschutzzuges aus Oberkärnten und mehr als 200 Feuerwehrleute aus Niederösterreich, die mit Großpumpen angerückt waren.
In der Steiermark standen seit Freitag um 3.00 Uhr – dem Beginn der Unwetter und ihrer Auswirkungen – 12.450 Feuerwehrleute im Einsatz. Bei 2.782 Einsätzen wurden Ersthilfe und Unterstützung geleistet. Gesamt standen 525 von 766 Wehren im Einsatz.
Die Schäden nach den Überschwemmungen sind enorm. In der Südsteiermark hängen nun auch einige Sportvereine in der Luft, weil ihre Anlagen unbrauchbar geworden sind – mehr dazu in steiermark.ORF.at. Auch die Schäden in der Landwirtschaft sind weitreichend, Schätzungen gehen von über zwei Millionen Euro aus – mehr dazu in steiermark.ORF.at.
Tourismus fürchtet um Saison
Aufräumarbeiten laufen unterdessen auch auf Campingplätzen, bei Ausflugszielen und in Beherbergungsbetrieben. Besonders im Tourismus gehe es darum, die verbleibenden zwei, drei Wochen der Sommersaison zu retten, sagten Vertreter der Wirtschaftskammer Kärnten am Dienstag. Derzeit habe man mit einem Nachfragestopp bis in den Herbst zu kämpfen.
„Man kann in Kärnten Urlaub machen, hier ist es schön, auch in den betroffenen Regionen“, sagte Tourismusspartenobmann Josef Petritsch. Zwar gebe es einige Unternehmen, die stark von den Unwetterfolgen betroffen waren – „vom Produktionsbetrieb, in den eine Mure hineingefahren ist, bis hin zum völlig verwüsteten Campingplatz“, wie es WK-Präsident Jürgen Mandl formulierte.
Bei den Gastronomie- und Hotelleriebetrieben hätten sich die Schäden in Grenzen gehalten, so Petritsch. Aus den betroffenen steirischen Gebieten werden unterdessen keine Stornierungen gemeldet. Einige Reisende hätten sogar angepackt und den Einsatzkräften geholfen – mehr dazu in steiermark.ORF.at.
Kaiser: „Leider eine neue Ära“
Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) appellierte am Montag an den Bund, wegen der steigenden Unwettergefahr die Katastrophenschutzmittel aufzustocken: „Die Länder und Gemeinden werden es alleine nicht schaffen, es bricht leider eine neue Ära an.“
Er werde sich auch um Geld aus dem EU-Solidaritätsfonds bemühen, das für den Einsatz nach „Major Disasters“ – so der Fachausdruck – ausbezahlt wird. Davon abgesehen soll in Kärnten rasch Geld aus einem Soforthilfefonds für die vom Hochwasser Betroffenen fließen.
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) sagte am Montag, der Katastrophenfonds sei „ausreichend dotiert“. Der finanzielle Schaden sei aber noch nicht abschätzbar. Schadenskommissionen der Länder und Gemeinden müssten den Bedarf erheben. Karner dankte den im Einsatz stehenden Polizistinnen und Polizisten sowie den Männern und Frauen der Freiwilligen Feuerwehr.
ÖAMTC: Vorsicht bei Hochwasserschäden an Autos
Der Mobilitätsclub ÖAMTC warnt indes davor, Autos, die unter Wasser standen, selbst zu starten. Bei Wasser im Zylinder kann bei einem Startversuch der „Wasserschlag“ auftreten: Wasser lässt sich nicht komprimieren, der Druck im Motor kann zu irreparablen Schäden führen – mehr dazu in help.ORF.at.
Extremwetter
Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.