Schwere Kämpfe im Sudan – Luftangriffe in Khartum

In der sudanesischen Hauptstadt Khartum ist es gestern zu einem der heftigsten Gefechte seit Ausbruch der Kämpfe zwischen Armee und RSF-Miliz Mitte April gekommen. Seit gestern versuchten die Regierungstruppen, eine Brücke über dem Nil einzunehmen, die Khartum mit der Stadt Omdurman am anderen Flussufer verbindet, berichteten Einwohner.

Die Regierungstruppen setzten dabei Luftwaffe und schwere Artillerie ein. Die RSF, die ihren Nachschub über die Brücke bezieht und einen großen Teil der Hauptstadt besetzt hat, habe schwere Gegenangriffe gestartet. Es sei in Wohngebieten gekämpft worden. Zivilisten seien getötet, Anrainer vertrieben worden. Bürgerrechtler in Omdurman berichteten, mindestens neun Zivilisten seien getötet worden.

„Schreckliche Situation“

„Die Situation in Omdurman ist schrecklich“, berichtete der in der Stadt lebende Nader Abdullah in einem Telefonat mit Reuters. „Gewehrfeuer, Artilleriedonnern und Luftangriffe (…) Es wird in alle Richtungen geschossen.“ Beide Seiten haben in den vergangenen Tagen militärische Erfolge für sich beansprucht, aber es gibt keine Anzeichen dafür, dass eine Seite die Oberhand gewinnt. Die Bemühungen von Saudi-Arabien und den USA um die Vermittlung eines Waffenstillstands sind vorerst zum Erliegen gekommen.

Nach UNO-Angaben wurden bisher über vier Millionen Menschen vertrieben, darunter mehr als 900.000, die in Nachbarländer geflohen sind. Die meisten – mehr als 377.000 – sind aus der westsudanesischen Region Darfur in den Tschad geflüchtet. Augenzeugen berichteten, der Krieg habe sich in Darfur zu einem ethnischen Konflikt entwickelt. Mit der RSF verbündete arabische Milizen würden dort nicht arabische Gruppen angreifen. Der Machtkampf zwischen Armee und RSF war im Zusammenhang mit einem international unterstützten Plan für den Übergang zu einer Zivilregierung offen ausgebrochen.