Erdogan sieht bei Getreideabkommen Ball beim Westen

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat eine Wiederbelebung des Getreideabkommens zwischen Russland und der Ukraine vom Westen abhängig gemacht.

Eine Wiederaufnahme des Abkommens zur Ausfuhr ukrainischen Getreides „hängt von den westlichen Ländern ab, die ihre Zusagen einhalten müssen“, sagte er gestern in Ankara. Dem Westen warf er vor, nicht die Maßnahmen ergriffen zu haben, „die es ermöglicht hätten, die durch die Schwarzmeer-Initiative geschaffene positive Atmosphäre in einen Waffenstillstand und dann in ein dauerhaftes Friedensabkommen umzuwandeln“.

Offenbar in ständigem Kontakt mit Putin

Die Haltung der Türkei sei „klar“, sagte Erdogan bei einer Botschafterkonferenz in der türkischen Hauptstadt. Sollte sich der Krieg auf das Schwarze Meer ausweiten, werde das „eine Katastrophe für unsere Region“ sein. Eine „Lösung“ könne aber gefunden werden, fügte der türkische Staatschef mit Blick auf ein kürzliches Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin hinzu.

In dem Telefongespräch mit dem Kreml-Chef habe Ankara vergangene Woche „die Forderungen Russlands zur Kenntnis genommen“, sagte Erdogan, ohne jedoch weitere Details zu nennen. Russland fordert insbesondere die Aufhebung der mit den westlichen Sanktionen verbundenen Blockaden für die Ausfuhr seiner eigenen Agrarprodukte und Düngemittel.

Im vergangenen Monat war Russland aus dem von der UNO und der Türkei vermittelten Getreideabkommen ausgestiegen, das der Ukraine trotz des Krieges den Transport von Getreide über das Schwarze Meer ermöglicht hatte. Seit dem Inkrafttreten des Abkommens vor einem Jahr waren so fast 33 Millionen Tonnen Getreide aus ukrainischen Häfen ausgeführt worden. Nach Auslaufen des Abkommens griff Russland vermehrt Häfen, auch entlang der Donau in der Ukraine an.