Rauch über einem Waldstück in Portugal
Reuters/Pedro Nunes
Portugal

Eukalyptus als Bumerang

Während in Portugal weiterhin zahlreiche Waldbrände toben, stellt sich im Land die Frage nach den Hintergründen. Während die Klimakrise nicht aus der Verantwortung genommen werden kann, ist ein weiterer Teil offenbar hausgemacht – der Anbau riesiger Eukalyptuswälder wird durch die Waldbrände zum Bumerang. Mit den Bäumen lassen sich allerdings offenbar gute Geschäfte machen. Und das reicht zurück in die Zeit der faschistischen Diktatur.

Eukalyptus ist in Portugals Wäldern eine der am weitesten verbreiteten Pflanzen, teils wird er auf riesigen Plantagen in Monokultur gezüchtet, teils aber auch von Bauern auf kleinen Grundstücken. Die Wälder sind hauptsächlich in Privatbesitz. Der Eukalyptus wird in der von Fachleuten als sehr expansiv beschriebenen portugiesischen Papier- und Zelluloseindustrie verwendet. Die schnell wachsenden Bäume sind daher ein äußerst lukratives Geschäft. Der Umfang der Industrie wird von der Website Ibisworld auf rund 1,1 Milliarden Euro geschätzt.

Der Nachteil für die Natur: Eukalyptusbäume sind sehr leicht entzündlich. Brände breiten sich daher rasant aus. Die Feuer greifen – auch wegen der ölhaltigen durch den Auftrieb der Flammen durch die Luft wirbelnden Blätter – äußerst leicht um sich.

Ein Wald mit Eukalyptusbäumen
APA/AFP/Patricia De Melo Moreira
Ein Wald in Portugal mit Eukalyptusbäumen

Korkeichen als Feuerschutz

Der „klassische“ portugiesische Baum, die Korkeiche, ist dagegen so gut wie nicht brennbar. Ihr Korkmantel schützt sie vor Feuer. Zwar verkohlt der Baum an der Oberfläche, sprich: an der Oberfläche der teils recht dicken Korkschicht, wird allerdings so gut wie nicht in Mitleidenschaft gezogen.

Eine Frau schält nördlich von Lissabon Rinde von einer Korkeiche
AP/Armando Franca
Eine Frau schält eine Korkeiche

Die rund um Dörfer gelegenen Korkeichen verhindern ein Übergreifen der Flammen und bilden daher einen regelrechten Brandschutz für diese Dörfer. Die Bäume können auch sehr alt werden – zwischen 250 und 350 Jahre. Wirtschaftlich sind sie weiterhin für Portugal sehr wichtig, und Kork gilt auch als einer der großen Exportartikel und Symbole Portugals. Im Gegensatz zur Ernte bei Eukalyptusbäumen bereits nach rund sieben Jahren erfolgt bei Korkeichen die erste Entrindung der Korkschicht allerdings erst nach 25 bis 40 Jahren.

Eukalyptus mit hohem Wasserverbrauch

Die Pflanze hat auch weitere Nachteile, worauf Umweltschützer- und -schützerinnen nicht müde werden hinzuweisen: Eukalyptus braucht extrem viel Wasser und laugt die Böden aus. Wegen seines hohen Wasserverbrauchs wurde er allerdings auch zur Trockenlegung etwa von Sumpfgebieten eingesetzt.

Rauchschwaden hinter einem Feld mit jungen Eukalyptuspflanzen
AP/Armando Franca
Rauchschwaden hinter einem Feld mit jungen Eukalyptuspflanzen

Eukalyptus stammt eigentlich aus Australien und wurde im 19. Jahrhundert dann auch in anderen Gebieten wie etwa in Äthiopien, Kalifornien, aber auch in Brasilien, das Land war bis 1822 portugiesische Kolonie, angebaut. Aufgrund des schnellen Wachstums versprach man sich auch hier schnelle Gewinne, was allerdings zumeist nach Anfangserfolgen wieder enttäuscht wurde.

Boom hält weiter an

Eukalyptus neigt auch dazu, andere Pflanzenarten wegen seines hohen Wasserbedarfs zu verdrängen, sie regelrecht auszudürsten. Ein weiteres Problem ist, dass die Blätter für Tiere außerhalb Australiens ungenießbar sind, d. h. der Boden in den Eukalyptuswäldern außerhalb Australiens ist voll von trockenen Blättern – auch das erhöht die Brandgefahr.

Portugals Diktator Antonio de Oliveira Salazar
APA/AFP
Der portugiesische Wirtschaftsprofessor und Diktator Salazar

Der Anstoß für den großen Boom an Eukalyptusanpflanzungen in Portugal, der bis heute anhält, wurde in den Jahren des Faschismus unter dem Diktator Antonio de Oliveira Salazar, der zuerst als Finanzminister in die Regierung eingetreten war, Anfang der 1930er Jahre gelegt. Salazar versprach sich wirtschaftlichen Aufschwung und Autarkie für die Holz- und Papierindustrie.

Papierindustrie lobbyierte erfolgreich

Salazar ordnete oder besser gesagt ließ die Bepflanzung der Wälder neu ordnen. Neben dem Eukalyptus hielt auch die Pinie vermehrt Einzug. Laut den jüngsten Zahlen ist der Eukalyptus mit 26 Prozent voran, Pinie und Korkeiche liegen bei 23 Prozent aller Bäume, wie es in einem Artikel über die Geschichte der Bewaldung Portugals in der wissenschaftlichen Publikation Forests heißt.

Ein Lastwagen beladen mit Korkeichen-Rinde in einem Lager voll mit Korkeiche
AP/Armando Franca
Ein Lager voll mit Rinden der Korkeichen

Nach dem Ende der Diktatur durch die Nelkenrevolution 1974 wurde der Anbau durch die Weltbank und später durch die EU weiter gefördert. Die von Fachleuten als mächtig titulierte Papierindustrie verstand es offenbar auch, entsprechend über den Staat bei den Institutionen zu lobbyieren, was auch Umweltschützern und -schützerinnen ein Dorn im Auge ist. Sie fordern bereits seit Längerem ein Eindämmen der Eukalyptuswälder und den vermehrten Anbau der feuerresistenten Korkeichen.