Die Zahl der Toten stieg mittlerweile auf 53 an, am Donnerstag seien weitere 17 Opfer gefunden worden, gab der Bezirk Maui am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) bekannt. Alle Opfer wurden aus Lahaina an der Westküste von Maui gemeldet. Zudem wurden Verletzte mit Brandverletzungen und Rauchvergiftungen in Krankenhäuser gebracht.
Der Nationale Wetterdienst erklärte, der Hurrikan „Dora“, der in sicherem Abstand von etwa 800 Kilometern südlich an der hawaiianischen Inselkette vorüberzog, sei mitverantwortlich für Wind mit Böen von mehr als 120 km/h, der das Feuer anfachte, sowie für Stromausfälle. Löschhubschrauber mussten wegen des starken Windes auf dem Boden bleiben.
Dutzende Tote bei Bränden auf Hawaii
Auf der Insel Maui im US-Bundesstaat Hawaii wüten schwere Waldbrände, angefacht vom Hurrikan „Dora“. Mindestens 36 Menschen sind dabei bereits ums Leben gekommen.
„Schreckliche Katastrophe“
Auch nach Ansicht von Vizegouverneurin Sylvia Luke waren die Brände durch die starken Winde des Hurrikans verursacht worden. Sie nannte die Brände „beispiellos“, da derartige Wirbelstürme normalerweise Regen und Überschwemmungen nach Hawaii bringen. Hawaiis Gouverneur Josh Green sprach von einer „schrecklichen Katastrophe“. Für die beiden Bezirke Maui und Hawaii wurde der Notstand ausgerufen.
US-Präsident Joe Biden ordnete die Mobilisierung „aller verfügbaren Bundesmittel“ an, um bei der Brandbekämpfung zu helfen. Das US-Militär entsandte Hubschrauber zum Löschen und half bei den Such-und Rettungsarbeiten. Am Donnerstag rief der US-Präsident den Katastrophenfall aus. Damit gab er Hilfen des Bundes für die betroffenen Gebiete frei, wie das Weiße Haus am Donnerstag mitteilte. Das Geld soll unter anderem Menschen zugute kommen, deren Häuser von den Flammen zerstört oder beschädigt wurden.
Spur der Verwüstung
Besonders verheerend waren die Brände in der rund 12.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Touristenstadt Lahaina, die im 19. Jahrhundert kurzzeitig Hauptstadt war. „Ein Großteil von Lahaina auf Maui wurde zerstört, Hunderte Familien wurden vertrieben“, sagte Green. Auch der Hafen und die Umgebung hätten Schaden erlitten, schrieb der Bezirk Maui in einer weiteren Mitteilung. Mehr als 271 Gebäude seien von den Flammen erfasst worden.
„Wir haben kein Lahaina mehr, es ist weg“, zitierte der US-Sender CNN einen Einwohner. Augenzeugen beschrieben apokalyptische Szenen. Auf in den Onlinenetzwerken veröffentlichten Videos waren mehrere Brände zu sehen, die durch das Zentrum der Küstenstadt rasten. Viele Menschen konnten sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen.
Auf der Flucht vor den schnell um sich greifenden Flammen seien Menschen ins Meer gesprungen. Die Küstenwache teilte später laut CNN mit, dass mehr als ein Dutzend Personen aus dem Wasser gerettet wurden. Das Feuer in Lahaina sei weiter aktiv, berichtete der Sender Hawaii News Now. Zudem gebe es auf der Insel zwei weitere große Feuer, die nicht unter Kontrolle seien. Feuer wüteten auch auf der östlich gelegenen Nachbarinsel Hawaii, der größten Insel des gleichnamigen Bundesstaats.
Auf Maui leben rund 160.000 Menschen, riesige Rauchschwaden hingen über der Insel, Tausende sind ohne Strom. Wie aus Daten der Website PowerOutage.us hervorgeht, seien rund 11.000 Haushalte von Stromausfällen betroffen. Das entspricht etwa 15 Prozent der Haushalte auf der Insel. Der Stromversorger Hawaiian Electric bat die Bevölkerung um Geduld, an der Reparatur werde gearbeitet.
Empfehlungen für Reisende
Von Reisen nach Maui wurde abgeraten. „Das ist kein sicherer Ort“, warnte Luke. Per Notfallerklärung sollten Touristen ferngehalten werden. Der Bezirk Maui rief Reisende auf, die Insel so schnell wie möglich zu verlassen. Es gebe freie Sitze auf Flügen vom Flughafen Kahului im Osten der Insel. Reisende müssten aber zuvor die Fluggesellschaften anrufen und reservieren. In West Maui gebe es allerdings keinen Strom und auch keine Mobilfunk- oder Festnetzverbindungen.
Dem Außenministerium in Wien sei bisher nur eine knappe Handvoll Österreicherinnen und Österreicher bekannt, die sich derzeit auf Maui aufhalten. „Unser Generalkonsulat in Los Angeles konnte bislang eine österreichische Staatsbürgerin bei der Ausreise aus Maui unterstützen“, sagte Sprecherin Gabriele Juen auf APA-Anfrage.
„Wir empfehlen Reisenden, die sich in den von Waldbränden betroffenen Regionen aufhalten, Gefahrensituationen zu vermeiden und den Anweisungen der US-Behörden unbedingt Folge zu leisten.“ Bürgerinnen und Bürger in einer Gefahrensituation können sich an das Österreichische Generalkonsulat Los Angeles sowie an das Außenministerium wenden, wurde betont.
Was die Brände unterscheidet
Die Inseln im Pazifik, die etwa 3.800 Kilometer von der US-Westküste entfernt liegen, bleiben von Naturkatastrophen nicht verschont. Der 50. Bundesstaat mit seinen etwa 1,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern wird immer wieder von Hurrikans heimgesucht. Die Ursache für die jetzt wütenden Feuer war zunächst nicht bekannt.
Brände auf Hawaii unterscheiden sich zudem von vielen Bränden im Westen der USA. Sie brechen eher in Graslandschaften auf den trockenen Seiten der Inseln aus und sind im Allgemeinen viel kleiner als Brände auf dem Festland. Durch die Flammen kann es aber zu großen Umweltschäden kommen: Wenn auf einen Brand etwa heftige Regenfälle folgen, bei denen lose Erde ins Meer getragen wird, können Korallenriffe Schaden nehmen.
Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.