Luftaufnahme zeigt ausgebrannte Häuser in Lahaina
Reuters/Marco Garcia
Brände auf Hawaii

Behörden melden drastisch höhere Totenzahl

Nach den verheerenden Busch- und Waldbränden auf der Hawaii-Insel Maui ist die Zahl der Toten auf 55 angestiegen. Weitere Opfer seien entdeckt worden, gab der Bezirk Maui am Donnerstag (Ortszeit) bekannt. Die Löscharbeiten auf der Insel dauern an. Es sei laut Behörden zu befürchten, dass die Opferzahl noch steigt. Mindestens 20 Menschen seien durch Verbrennungen schwer verletzt worden, der Zustand von einigen sei kritisch.

Es werden auch noch Personen vermisst. Wie viele sei aber schwer zu sagen, hieß es unter Berufung auf Mauis Polizeichef John Pelletier. Das liege auch daran, dass der Mobilfunk zusammengebrochen sei. Zudem sind laut der Website Poweroutage.us noch rund 11.000 Haushalte ohne Strom. Das entspricht etwa 15 Prozent der Haushalte auf der Insel.

In dem niedergebrannten Küstenort Lahaina mit seinen vielen Holzhäusern habe die Feuerwehr die Flammen bis zum Abend (Ortszeit) zu rund 80 Prozent unter Kontrolle bringen können. Den Bewohnern und Bewohnerinnen des beliebten Touristenortes mit rund 12.000 Einwohnerinnen und Einwohnern sei der Zugang aber weiter verboten, weil auch die Rettungsarbeiten andauerten.

Zusätzliche Rettungsteams auf dem Weg

Zusätzliche Rettungsteams mit Leichenspürhunden aus Kalifornien und dem Bundesstaat Washington seien auf dem Weg nach Maui, hieß es. „Nichts davon ist mehr da. Es ist alles niedergebrannt“, sagte Bürgermeister Richard Bissen.

Luftaufnahme zeigt ausgebrannte Häuser in Lahaina auf Hawaii
Reuters/Marco Garcia
Die bei Touristinnen und Touristen beliebte Stadt Lahaina wurde fast vollständig zerstört

Auch Hawaiis Gouverneur Josh Green zeigte sich erschüttert: „Wenn man das ganze Ausmaß der Zerstörung in Lahaina sieht, ist es schockierend. Es sieht aus, als wäre eine Bombe explodiert und dann ein Feuer entbrannt.“ Praktisch alle Gebäude müssten wiederaufgebaut werden. Das werde in die Milliarden Dollar gehen.

Aufruf an Hotels

Zugleich rief er die Hotels auf, die Tausenden obdachlos gewordenen Einwohner und Einwohnerinnen aufzunehmen. Derzeit sind laut Medien sechs Notunterkünfte in Betrieb. Rund 30.000 Besucher und Besucherinnen seien inzwischen ausgeflogen worden, meldete der Sender CNN unter Berufung auf die Tourismusbehörde.

Ausgebrannte Autos
IMAGO/ZUMA Wire/Jack Truesdale
Die Menschen wurden vom Feuer überrascht

„Wir haben kein Lahaina mehr, es ist weg“

„Ein Großteil von Lahaina wurde zerstört, Hunderte Familien wurden vertrieben“, sagte Green. Auch der Hafen und die Umgebung hätten Schaden erlitten, schrieb der Bezirk Maui in einer weiteren Mitteilung. Mehr als 271 Gebäude seien von den Flammen erfasst worden.

„Wir haben kein Lahaina mehr, es ist weg“, zitierte der US-Sender CNN einen Einwohner. Augenzeuginnen und Augenzeugen beschrieben apokalyptische Szenen. Auf in den Onlinenetzwerken veröffentlichten Videos waren mehrere Brände zu sehen, die durch das Zentrum der Küstenstadt rasten. Viele Menschen konnten sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen.

Ein Gebäude brennt
IMAGO/County of Maui
Die Flammen breiteten sich mit immenser Geschwindigkeit aus

Starker Wind verhinderte Löschhubschraubereinsatz

Der Nationale Wetterdienst erklärte, der Hurrikan „Dora“, der in sicherem Abstand von etwa 800 Kilometern südlich an der hawaiianischen Inselkette vorüberzog, sei mitverantwortlich für Wind mit Böen von mehr als 120 km/h, der das Feuer anfachte, sowie für Stromausfälle. Löschhubschrauber mussten wegen des starken Windes auf dem Boden bleiben.

Hawaii: Mindestens 53 Tote nach Bränden

Nach den verheerenden Busch- und Waldbränden auf der Hawaii-Insel Maui ist die Zahl der Todesopfer auf 53 angestiegen. Am Donnerstag seien weitere 17 Opfer gefunden worden, gab der Bezirk Maui am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) bekannt. Der Gouverneur von Hawaii, Josh Green, sprach nach einem Rundgang durch den völlig ausgebrannten Küstenort Lahaina von der „wahrscheinlich größten Naturkatastrophe“ in der Geschichte des US-Bundesstaates Hawaii.

„Schreckliche Katastrophe“

Auch nach Ansicht von Vizegouverneurin Sylvia Luke waren die Brände durch die starken Winde des Hurrikans verursacht worden. Sie nannte die Brände „beispiellos“, da derartige Wirbelstürme normalerweise Regen und Überschwemmungen nach Hawaii bringen. Für die beiden Bezirke Maui und Hawaii wurde der Notstand ausgerufen.

US-Präsident Joe Biden ordnete die Mobilisierung „aller verfügbaren Bundesmittel“ an, um bei der Brandbekämpfung zu helfen. Das US-Militär entsandte Hubschrauber zum Löschen und half bei den Such- und Rettungsarbeiten. Am Donnerstag rief der US-Präsident den Katastrophenfall aus. Damit gab er Hilfen des Bundes für die betroffenen Gebiete frei, wie das Weiße Haus am Donnerstag mitteilte. Das Geld soll unter anderem Menschen zugutekommen, deren Häuser von den Flammen zerstört oder beschädigt wurden.

Luftaufnahme vom Lahaina Banyan Court Park auf der Insel Maui im US-Bundesstaat Hawaii vom 25. Juni 2023
Luftaufnahme der Brände vom 9. August 2023 beim Lahaina Banyan Court Park auf der Insel Maui im US-Bundesstaat Hawaii
APA/AFP/Maxar Technologies APA/AFP/Maxar Technologies
Luftaufnahmen des Lahaina Banyan Court Park auf Maui zeigen das Ausmaß der Zerstörung

Auf der Flucht vor den schnell um sich greifenden Flammen seien Menschen ins Meer gesprungen. Die Küstenwache teilte später laut CNN mit, dass mehr als ein Dutzend Personen aus dem Wasser gerettet wurden. Auf der Insel gebe es neben jenem in Lahaina zwei weitere große Feuer, die nicht unter Kontrolle seien. Feuer wüteten auch auf der östlich gelegenen Nachbarinsel Hawaii, der größten Insel des gleichnamigen Bundesstaats.

Grafik zu Waldbränden auf Hawaii
Grafik: APA/ORF

Empfehlungen für Reisende

Von Reisen nach Maui wurde abgeraten. „Das ist kein sicherer Ort“, warnte Luke. Per Notfallerklärung sollten Touristen ferngehalten werden. Der Bezirk Maui rief Reisende auf, die Insel so schnell wie möglich zu verlassen. Es gebe freie Sitze auf Flügen vom Flughafen Kahului im Osten der Insel. Reisende müssten aber zuvor die Fluggesellschaften anrufen und reservieren. In West Maui gebe es allerdings keinen Strom und auch keine Mobilfunk- oder Festnetzverbindungen.

Menschen warten am Kahului Airport
AP/Rick Bowmer
Zahlreiche Menschen auf dem Flughafen Kahului wollen Maui so schnell wie möglich verlassen

Dem Außenministerium in Wien sei bisher nur eine knappe Handvoll Österreicherinnen und Österreicher bekannt, die sich derzeit auf Maui aufhalten. „Unser Generalkonsulat in Los Angeles konnte bislang eine österreichische Staatsbürgerin bei der Ausreise aus Maui unterstützen“, sagte Sprecherin Gabriele Juen auf APA-Anfrage.

„Wir empfehlen Reisenden, die sich in den von Waldbränden betroffenen Regionen aufhalten, Gefahrensituationen zu vermeiden und den Anweisungen der US-Behörden unbedingt Folge zu leisten.“ Bürgerinnen und Bürger in einer Gefahrensituation können sich an das Österreichische Generalkonsulat Los Angeles sowie an das Außenministerium wenden, wurde betont.

Was die Brände unterscheidet

Die Inseln im Pazifik, die etwa 3.800 Kilometer von der US-Westküste entfernt liegen, bleiben von Naturkatastrophen nicht verschont. Der 50. Bundesstaat mit seinen etwa 1,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern wird immer wieder von Hurrikans heimgesucht. Die Ursache für die jetzt wütenden Feuer war zunächst nicht bekannt.

Brände auf Hawaii unterscheiden sich zudem von vielen Bränden im Westen der USA. Sie brechen eher in Graslandschaften auf den trockenen Seiten der Inseln aus und sind im Allgemeinen viel kleiner als Brände auf dem Festland. Durch die Flammen kann es aber zu großen Umweltschäden kommen: Wenn auf einen Brand etwa heftige Regenfälle folgen, bei denen lose Erde ins Meer getragen wird, können Korallenriffe Schaden nehmen.

Brennende Landschaft in Hawaii, Vogelperspektive
Reuters/Lieutenant Governor Sylvia Luke Via Facebook
Das Feuer frisst sich über weite Teile der Insel

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.