Blick auf Orangenbäume
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USA

Preis für Orangensaft geht durch die Decke

In den USA sorgt der Preis für Orangensaft weiter für Besorgnis. Der Preis für ein Pfund (450 Gramm) Tiefkühl-Orangensaftkonzentrat zur Lieferung im September hat am Donnerstag wieder die drei Dollar übersprungen. Ende Juli hatte er kurzzeitig bereits 3,20 Dollar erreicht. Analysten und Analystinnen rechnen damit, dass der Preis durch die Decke geht. Sie gehen von einem weiteren Anstieg auf bis zu 3,50 Dollar aus. Die EU wird der Anstieg ebenfalls treffen, wie bereits das Beispiel Deutschland zeigt.

Grund für die hohen Preise für Orangen sind die beiden schweren Wirbelstürme „Ian“ und „Nicole“ im Herbst 2022 und eine Zitruskrankheit, die die Bäume befällt. „Ian“ und „Nicole“ waren über Florida hinweggefegt, wo die Hauptanbauregion für Orangen in den USA liegt, Zitrusgürtel genannt. Die Region ist nach Brasilien der zweitgrößte Produzent von Orangensaft weltweit.

Seit rund 15 Jahren verbreitet sich zudem die Zitruskrankheit Huanglongbing (HLB), bekannt als „Gelber Drache“. Sie sorgt dafür, dass die Früchte klein und grün bleiben, deformiert und bitter sind und die Bäume binnen weniger Jahre absterben. Übertragen wird das Bakterium vom Zitrusblattfloh.

HLB-infizierte Zitrusfrüchte am Boden
APA/AFP/Gianrigo Marletta
Mit HLB infizierte Orangen

Niedrigste Produktionsmenge seit 56 Jahren

Das US-Landwirtschaftsministerium rechnet damit, dass die Orangenproduktion in diesem Jahr um 25 Prozent auf 2,3 Millionen Tonnen fallen wird. Das wäre die niedrigste Menge seit 56 Jahren. Die Saftproduktion wird demnach auf ein Rekordtief von 85.000 Tonnen fallen.

Die Orangenknappheit wirkt sich nicht nur in den USA preistreibend aus, auch die EU-Länder sind betroffen. In Deutschland stieg der Preis für Orangensaft schon um etwa 50 Prozent. Der Hintergrund: In Brasilien – weltweit der größte Produzent von Orangensaftkonzentrat und mit 90 Prozent Marktanteil der wichtigste EU-Lieferant – haben schwache bis durchschnittliche Ernten in den vergangenen Jahren zu stark sinkenden Lagerbeständen geführt.

Orangenernte wird eingesammelt
APA/AFP/Chandan Khanna
Orangenernte in Florida – auch hier sind HLB-infizierte Früchte leicht zu erkennen

Fruchtsaftindustrie: Schwierigste Situation

Der Verband der deutschen Fruchtsaftindustrie hatte in Sachen Brasilien schon Ende Juli gewarnt: „Wir befinden uns in der schwierigsten Situation seit mehr als 50 Jahren.“ Zu den Ernteausfällen in den USA kämen eben die „historisch niedrigen Lagerbeständen in Brasilien“, so der Verband. Die Verfügbarkeit von Orangensaftkonzentrat sei „massiv eingeschränkt“.

Angesichts der schlechten Ernte in den USA „fließt der Orangensaft jetzt dorthin“, sagte Klaus Heitlinger, Geschäftsführer des deutschen Fruchtsaftindustrieverbands, der Nachrichtenagentur AFP. Die Transportkosten von Brasilien in die Vereinigten Staaten seien niedriger, und „die USA zahlen mehr“.

HLB-infizierter Orangenbaum
IMAGO/Edgloris E. Marys
Der Zitrusblattfloh überträgt das Bakterium, das die Pflanzen krank werden lässt

D: Weiterer Preisanstieg für Konsumenten möglich

In Deutschland ist der Preis für Orangensaft seit dem Vorjahr schon stark gestiegen. „Verbraucher zahlen im Handel zwei Euro pro Liter und darüber“, sagte Heitlinger. Er hält es für möglich, dass der Preis noch weiter ansteigen wird. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher stiegen dann aber auf andere Säfte um. Wenn es im kommenden Jahr in Brasilien und den USA keine Rekordernten gebe, werde sich an dieser Lage auf absehbare Zeit nicht viel ändern, hieß es von europäischen Fachleuten weiter.

Die angespannte Lage beim Orangensaft könnten leider auch Mexiko und Spanien nicht entlasten, erläuterte der Verband weiter. Auch hier seien die Ernteerträge witterungsbedingt unterdurchschnittlich. In Mexiko sei die Erntemenge im Vergleich zu durchschnittlichen Jahren um 35 Prozent zurückgegangen.