Legionellen auf Asylwerberkahn in England entdeckt

Großbritannien hat diese Woche erstmals 39 Migranten auf einem Lastkahn an der englischen Küste untergebracht – nun sollen sie die Unterkunft wegen eines Krankheitserregers schon wieder verlassen. Bei Proben aus dem Wassersystem seien Legionellenwerte festgestellt worden, die weitere Untersuchungen erforderlich machten, teilte das Innenministerium gestern mit.

Vorsorglich sollten alle Menschen vom Schiff. Die Regierung will insgesamt bis zu 500 Menschen auf dem Lastkahn „Bibby Stockholm“ unterbringen, bis über deren Asylverfahren entschieden ist. Die ersten Männer waren am Montag in der südenglischen Stadt Portland angekommen.

Damit will der konservative Premierminister Rishi Sunak sowohl ein Platzproblem bei der Unterbringung von Migranten lösen als auch hohe Kosten durch Hotelzimmer vermeiden. Die Regierung will weitere ähnliche Lastkähne einsetzen. Die Unterbringung ist umstritten.

NGO: Unterbringung „unhaltbar“

Die Feuerwehrgewerkschaft sprach von einer potenziellen Todesfalle. Die „Bibby Stockholm“ war zuletzt als schwimmende Unterkunft für Ölarbeiter genutzt worden. Mitte der 1990er Jahre hatte sie in Hamburg Asylsuchende und Obdachlose beherbergt. Damals war sie für 200 Insassen ausgelegt.

Luftaufnahme des Asylwerberkahns Bibby Stockholm im Hafen von Portland in England
Reuters/Toby Melville

Legionellen können bei Menschen Krankheiten von grippeartigen Beschwerden bis hin zu schweren Lungenentzündungen auslösen. Niemand an Bord habe Symptome, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums. Die Flüchtlingshilfeorganisation Care4Calais kritisierte der Nachrichtenagentur PA zufolge, die Politik müsse nun erkennen, dass die Unterbringung von Geflüchteten auf Lastkähnen „unhaltbar“ sei.