Der Öl-Tanker FSO Safer im Roten Meer
APA/AFP/Mohammed Huwais
Katastrophe abgewendet

UNO glückt Ölbergung aus Tanker

Jahrelang ist ein alter Öltanker vor der jemenitischen Küste sich selbst überlassen worden, er verrostete und drohte auseinanderzubrechen. Die Fracht war explosiv, mehr als eine Million Barrel Öl waren an Bord. Doch niemand schien sich verantwortlich zu fühlen, die UNO übernahm schließlich angesichts der drohenden Umweltkatastrophe das Auspumpen. Am Freitag konnten die Arbeiten vorerst erfolgreich abgeschlossen werden – das Aufatmen ist groß.

Die Vereinten Nationen konnten das Erdöl komplett abpumpen und damit nach eigenen Angaben eine verheerende Umweltkatastrophe verhindern. Die Umladung von mehr als einer Million Barrel Öl (159 Millionen Liter) von der havarierten „FSO Safer“ auf den UNO-Tanker „Nautica“ sei „sicher abgeschlossen“, teilte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres am Freitag mit. Dadurch sei eine „monumentale ökologische und humanitäre Katastrophe“ abgewendet worden, so Guterres.

Sorge vor neuer „Exxon Valdez“

Seit den 1980er Jahren lag der Tanker mit Namen „FSO Safer“ vor der strategisch wichtigen Hafenstadt Hudaida vor Anker und wurde als schwimmendes Lager- und Entladeterminal für Öl genutzt. Seit dem Beginn des Bürgerkriegs im Jemen vor rund acht Jahren wurde das Schiff jedoch nicht mehr gewartet. Die Gefahr, dass der 47 Jahre alte Tanker zerbrechen, explodieren oder Feuer fangen würde, war groß. Wäre es zu einem Unglück gekommen, wäre die „FSO Safer“ wohl zu einem Symbol für verheerende Umweltschäden geworden wie einst die „Exxon Valdez“. Sie war 1989 vor Alaska auf Grund gelaufen. Die daraus resultierende Ölpest gilt bis heute als größte Umweltkatastrophe der internationalen Schifffahrt.

Die Vereinten Nationen hatten Ende Juli mit dem Abpumpen des Öls aus dem verrostenden Tanker begonnen. Dafür hatte die Weltorganisation extra den riesigen Tanker „Nautica“ gekauft. Zudem stand jederzeit ein Flugzeug bereit, um im Falle eines Lecks Chemikalien aus der Luft einzusetzen.

Abpumpen des Öls vom Tanker FSO Safer vor der Küste Jemens
Reuters/United Nations/David Gressly
Das Öl wurde von der „FSO Safer“ auf die „Nautica“ gepumpt

Kosten von 143 Mio. Dollar

Mit dem Abpumpen des Öls ist die Gefahr laut dem Leiter des UNO-Entwicklungsprogramms (UNDP), Achim Steiner, allerdings noch nicht vollkommen gebannt. Nach wie vor enthalte der Tanker Ölrückstände und könne auseinanderbrechen. In den kommenden Wochen solle das Schiff nun gereinigt und für das Abschleppen vorbereitet werden, erläuterte er.

Insgesamt bezifferte die UNO die Kosten für die aufwendige Aktion auf rund 143 Millionen Dollar (130 Millionen Euro). Die Säuberung des Meeres nach einem Ölleck hätte Angaben der Organisation zufolge allerdings mit 20 Milliarden Dollar zu Buche geschlagen.

Schwierige Ölbergung vor Jemen gelungen

Im Roten Meer ist unter Leitung der Vereinten Nationen eine beispiellose Umweltkatastrophe abgewendet worden. Mit einem hochgefährlichen Einsatz gelang es, von dem schrottreifen Tanker „FSO Safer“ die gesamte Ladung von mehr als einer Million Barrel Öl abzupumpen, wie das UNO-Entwicklungsprogramm (UNDP) mitteilte. Trotz des Etappensiegs braucht das UNDP dringend Geld für eine saubere Verschrottung des Tankers.

Ärger über Ölindustrie

Für den Abschluss der Reinigung der „FSO Safer“ fehlen den Vereinten Nationen allerdings noch immer rund 20 Millionen Dollar. US-Außenminister Antony Blinken forderte die internationale Gemeinschaft und den Privatsektor dazu auf, die erforderlichen Mittel bereitzustellen, um „die Arbeit zu beenden und alle verbleibenden Umweltbedrohungen zu bekämpfen“.

Die Umweltorganisation Greenpeace schlug vor, dass Ölkonzerne, welche die „FSO Safer“ zuvor genutzt hatten, für die ausstehenden Kosten aufkommen sollen. Diese hätten zwar riesige Gewinne erzielt, bisher aber „kein Verantwortungsbewusstsein“ gezeigt. Auch Steiner kritisierte die Öl- und Gasindustrie scharf. „Dass Öl- und und Gasgesellschaften, die ein Rekordjahr mit Gewinnen in Milliardenhöhe hinter sich haben, sich nicht in der Lage sehen, sich zu beteiligen, ist peinlich und schwer nachzuvollziehen“, sagte Steiner der dpa. Er habe die Chefs von mehreren Firmen nun angeschrieben und um Unterstützung gebeten. Das UNDP habe schon Vorschüsse leisten müssen und dafür Geld aus Töpfen nehmen müssen, das nun nicht mehr für humanitäre Projekte zur Verfügung stehe.

Schiffe beim Abpumpen des alten Öltankers an der Küste Jemens
AP/Osamah Abdulrahman
Seit Jahren stellte der alte Tanker eine Umweltbedrohung dar

Ölerlös soll für gute Zwecke verwendet werden

Was nun mit der leergepumpten „FSO Safer“ geschehen soll, ist unklar. UNO-Angaben zufolge steht der Tanker bis zum Ende des Jahres unter der Kontrolle des Schifffahrtsunternehmen Euronav, allerdings sei eine langfristige Vereinbarung mit den Kriegsparteien des Landes über die „künftige Instandhaltung und Verwaltung“ notwendig. Eine Möglichkeit sei ein Folgeprojekt, bei dem UNO-Fachleute Mitarbeiter der jemenitischen Öl- und Gasgesellschaft SEPOC in der Sicherung eines Tankers schulten, sagte Steiner.

Das abgepumpte Öl bleibt derweil in UNO-Hand. Alle Beteiligten hätten im Prinzip zugestimmt, es zu verkaufen, der Erlös solle humanitären Zwecken zugutekommen, so das UNDP. Vorstellbar wäre, dass der Erlös in einen Sonderfonds unter UNO-Aufsicht fließt. Der Fonds könnte das Geld nach vorher von allen Seiten vereinbarten Prinzipien verteilen. Der Bürgerkrieg im Jemen zählt UNO-Angaben zufolge zu den schlimmsten humanitären Krisen weltweit. Hunderttausende Menschen im Land starben bisher durch Hunger und Gewalt. Die Kämpfe haben seit einem von der UNO vermittelten Waffenstillstand im April 2022 jedoch deutlich abgenommen.