Mehrere Personen suchen in Lahaina (Maui, Hawaii) zwischen ausgebrannten Häusern und Autos nach Opfern
Reuters/Office Of The Governor Hawaii Josh Green
Brände auf Hawaii

Opferzahl weiter gestiegen

Die Zahl der Toten nach den verheerenden Busch- und Waldbränden auf der Insel Maui im US-Bundesstaat Hawaii ist auf 67 gestiegen. Das teilte der Bezirk Maui am späten Freitagabend (Ortszeit) mit. Die Löscharbeiten auf der Insel dauern an.

„Die Zahl der Todesfälle wird ohne Zweifel noch weiter steigen“, sagte Hawaiis Gouverneur Josh Green am Freitag. Bisher seien vor allem Opfer identifiziert worden, die zum Zeitpunkt ihres Todes aus ihren Häusern geflüchtet sind. Mehrere US-Medien berichteten, dass die Rettungstrupps erst nach und nach in das Innere von zerstörten Gebäuden vordringen können. Die Winde von Anfang der Woche flauten jedoch ab.

Green sagte laut CNN, dass er eine Untersuchung zu der anfangs schleppenden Reaktion der Behörden angeordnet habe. Unter anderem hatte es Kritik gegeben, weil auf Maui zu Beginn keine Warnsirenen zum Einsatz gekommen waren. Auf Maui und der Nachbarinsel Hawaii waren am Dienstag mehrere Feuer ausgebrochen, die von starken Winden mit Geschwindigkeiten bis zu 130 Stundenkilometern schnell vergrößert wurden.

Ein Mann sucht in seinem ausgebrannten Haus in Lahaina (Maui, Hawaii) nach Wertgegenständen
IMAGO/ZUMA Wire/Kevin Fujii
Die Lösch- und Aufräumarbeiten auf Maui laufen

Kleinstadt besonders betroffen

Besonders schlimm getroffen ist die Kleinstadt Lahaina mit rund 13.000 Einwohnerinnen und Einwohnern im Westen Mauis. Dort konnten laut Green am Freitag erste Bewohnerinnen und Bewohner in ihr Zuhause zurückkehren. Er warnte aber vor dem Zustand der Häuser. „Sie werden einen Grad an Zerstörung sehen wie nie zuvor in ihrem Leben“, sagte der Gouverneur beim Fernsehsender KHON2.

Luftaufnahme vom Lahaina Banyan Court Park auf der Insel Maui im US-Bundesstaat Hawaii vom 25. Juni 2023
Luftaufnahme der Brände vom 9. August 2023 beim Lahaina Banyan Court Park auf der Insel Maui im US-Bundesstaat Hawaii
APA/AFP/Maxar Technologies APA/AFP/Maxar Technologies
Luftaufnahmen des Lahaina Banyan Court Park auf Maui zeigen das Ausmaß der Zerstörung

In Lahaina hatte es Kritik gegeben, dass eine Evakuierung möglicherweise zu spät angeordnet wurde – noch am Donnerstag hatte es laut „New York Times“ auf Facebook Meldungen der Behörden gegeben, dass die Feuer unter Kontrolle seien. Später hatte Feuerwehrchef Bradford Ventura bei einer Pressekonferenz gesagt, dass sich die Brände überraschend schnell ausgebreitet hätten und dass es zuvor „nahezu unmöglich“ gewesen sei, schnell genug Evakuierungen anzuordnen.

Laut CNN sind etwa 1.700 Gebäude auf Maui zerstört. Für viele Bewohnerinnen und Bewohner der Insel konnte die Stromversorgung mittlerweile wiederhergestellt werden. Maui hat eine Fläche von rund 1.900 Quadratkilometern, etwa drei Viertel der Größe Vorarlbergs. Die Kleinstadt Lahaina ist ein beliebtes Reiseziel.

Starker Wind verhinderte Löschhubschraubereinsatz

Der Nationale Wetterdienst erklärte, der Hurrikan „Dora“, der in sicherem Abstand von etwa 800 Kilometern südlich an der hawaiianischen Inselkette vorüberzog, sei mitverantwortlich für Wind mit Böen von mehr als 130 km/h, der das Feuer anfachte, sowie für Stromausfälle. Löschhubschrauber mussten wegen des starken Windes auf dem Boden bleiben.

Brände auf Hawaii: Zahl der Toten steigt

Nach den verheerenden Buschbränden auf Hawaii ist die Zahl der Toten auf mindestens 67 gestiegen. Nun wird die Kritik an den Behörden immer lauter, da es im Vorfeld keine rechtzeitige Warnung gegeben haben soll.

Auch nach Ansicht von Vizegouverneurin Sylvia Luke waren die Brände durch die starken Winde des Hurrikans verursacht worden. Sie nannte die Brände „beispiellos“, da derartige Wirbelstürme normalerweise Regen und Überschwemmungen nach Hawaii bringen. Für die beiden Bezirke Maui und Hawaii wurde der Notstand ausgerufen.

Grafik zu Waldbränden auf Hawaii
Grafik: APA/ORF

US-Präsident Joe Biden ordnete die Mobilisierung „aller verfügbaren Bundesmittel“ an, um bei der Brandbekämpfung zu helfen. Das US-Militär entsandte Hubschrauber zum Löschen und half bei den Such- und Rettungsarbeiten.

Am Donnerstag hatte der US-Präsident den Katastrophenfall ausgerufen. Damit gab er Hilfen des Bundes für die betroffenen Gebiete frei, wie das Weiße Haus mitteilte. Das Geld soll unter anderem Menschen zugutekommen, deren Häuser von den Flammen zerstört oder beschädigt wurden.

Empfehlungen für Reisende

Von Reisen nach Maui wurde abgeraten. „Das ist kein sicherer Ort“, warnte Luke. Per Notfallerklärung sollen Touristinnen und Touristen ferngehalten werden. Der Bezirk Maui rief Reisende auf, die Insel so schnell wie möglich zu verlassen.

Luftansicht der ausgebrannten Stadt Lahaina (Maui, Hawaii)
IMAGO/ZUMA Wire/Kevin Fujii
Lahaina wurde weitestgehend von den Flammen zerstört

Dem Außenministerium in Wien sei bisher nur eine knappe Handvoll Österreicherinnen und Österreicher bekannt, die sich derzeit auf Maui aufhalten. „Unser Generalkonsulat in Los Angeles konnte bislang eine österreichische Staatsbürgerin bei der Ausreise aus Maui unterstützen“, sagte Sprecherin Gabriele Juen am Donnerstag auf APA-Anfrage.

„Wir empfehlen Reisenden, die sich in den von Waldbränden betroffenen Regionen aufhalten, Gefahrensituationen zu vermeiden und den Anweisungen der US-Behörden unbedingt Folge zu leisten.“ Bürgerinnen und Bürger in einer Gefahrensituation können sich an das Österreichische Generalkonsulat Los Angeles sowie an das Außenministerium wenden, wurde betont.

Was die Brände unterscheidet

Die Inseln im Pazifik, die etwa 3.800 Kilometer von der US-Westküste entfernt liegen, bleiben von Naturkatastrophen nicht verschont. Der 50. Bundesstaat mit seinen etwa 1,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern wird immer wieder von Hurrikans heimgesucht.

Brennende Landschaft in Hawaii, Vogelperspektive
Reuters/Lieutenant Governor Sylvia Luke Via Facebook
Das Feuer fraß sich über weite Teile der Insel

Brände auf Hawaii unterscheiden sich zudem von vielen Bränden im Westen der USA. Sie brechen eher in Graslandschaften auf den trockenen Seiten der Inseln aus und sind im Allgemeinen viel kleiner als Brände auf dem Festland. Durch die Flammen kann es aber zu großen Umweltschäden kommen: Wenn auf einen Brand etwa heftige Regenfälle folgen, bei denen lose Erde ins Meer getragen wird, können Korallenriffe Schaden nehmen.

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.