Rauchschwaden über der Krim-Brücke
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Rauchsäulen

Erneut Explosionen auf Krim-Brücke

Auf der Brücke von Kertsch zwischen dem russischen Festland und der völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim hat es am Samstag erneut Explosionen gegeben. Moskau teilte mit, zwei ukrainische Raketen abgeschossen zu haben. Bilder in sozialen Netzwerken zeigten mehrere Rauchsäulen über der für Russland strategisch wichtigen Verbindung aufsteigen.

Es seien S-200-Raketen abgefangen worden, die die Brücke über die Meerenge von Kertsch zwischen der Krim und Russland treffen sollten, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Nachmittag mit. Wegen der Angriffe sei die 19 Kilometer lange Brücke zweimal für den Verkehr gesperrt worden. Bereits zuvor sprach der von Moskau auf der Krim eingesetzte Statthalter Sergej Axjonow von zwei abgefangenen feindlichen Raketen. Die Krim-Brücke sei „nicht beschädigt“, wie Axjonow via Telegram weiter mitteilte.

Die Angaben lassen sich von unabhängiger Seite schwer überprüfen. Auf Fotos und Videos in sozialen Netzwerken waren hohe Rauchsäulen über der Brücke zu sehen. Auch Anrainerinnen und Anrainer berichteten von Explosionsgeräuschen. Eine offizielle Reaktion aus Kiew gibt es bisher nicht.

Russland kündigte nach dem Angriff auf die Krim-Brücke Vergeltung an. „Es gibt keine Rechtfertigung für solche barbarischen Handlungen, und sie werden nicht unbeantwortet bleiben“, schrieb die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, im Kurznachrichtendienst Telegram.

Flugabwehr in der Nacht aktiv

Bereits in der Nacht auf Samstag kam es nach russischen Angaben zu einem Drohnenangriff auf der Krim. Die Ukraine habe die Krim mit 20 unbemannten Luftfahrzeugen angegriffen. Opfer oder Schäden habe es keine gegeben, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.

Ein Berater des von Russland eingesetzten Gouverneurs der 2014 annektierten Krim teilte mit, es seien Luftverteidigungssysteme in verschiedenen Teilen der Halbinsel an der Abwehr von Luftangriffen beteiligt gewesen. Die Verkehrsbehörden der Krim erklärten auf Telegram, der Verkehr auf der Krim-Brücke sei kurzzeitig unterbrochen gewesen.

Die Brücke über die Straße von Kertsch war in den vergangenen Monaten bereits mehrfach von der Ukraine angegriffen worden. Ein Angriff im Juli hatte schwere Schäden am Straßenteil des Bauwerks verursacht.

Toter bei russischem Angriff in Orichiw

In der Oblast Saporischschja sei unterdessen bei einem russischen Angriff auf die Stadt Orichiw nach Angaben der ukrainischen Regierung ein Polizist getötet worden. Zwölf Menschen seien zudem verletzt worden, teilte Innenminister Ihor Klymenko auf Telegram mit. Unter den Verletzten seien vier Polizisten.

Die russischen Truppen hätten eine gelenkte Fliegerbombe eingesetzt. Der größte Teil der Oblast Saporischschja im Südosten der Ukraine grenzt direkt an die Front.

ISW: Ukrainische Fortschritte in Saporischschja

US-Fachleute bescheinigten der ukrainischen Armee unterdessen Erfolge bei der Gegenoffensive im Gebiet Saporischschja. Ukrainische Truppen hätten am Freitag „taktisch bedeutende Fortschritte“ im Westen Saporischschjas erzielt, schrieb das US-Institut für Kriegsstudien (ISW). Aufnahmen zeigten, dass die ukrainischen Truppen die nördlichen Außenbezirke der Siedlung Robotyne erreicht hätten, die rund zehn Kilometer südlich der Stadt Orichiw liegt.

Zugleich war in dem Bericht von verstärkten russischen Angriffen bei Kupjansk im Charkiwer Gebiet die Rede. Das britische Verteidigungsministerium wiederum teilte mit, dass Russland angesichts des ukrainischen Drucks weitere Truppen nach Saporischschja schicke. Moskau hätte wahrscheinlich Luftlandetruppen aus der Region Cherson in die Gegend um Orichiw verlegt, schrieb das Ministerium in seinem regelmäßigen Geheimdienstupdate.