Vermehrt extrem frühe Pubertät bei Mädchen

Langsam kommen immer mehr gesundheitliche Spätkonsequenzen der Covid-19-Pandemie heraus. Italienische Spezialisten berichten jetzt von einer starken Zunahme von Fällen extrem früher Pubertät bei Mädchen (Pubertas praecox). Die Ursache dürfte in einem veränderten Lebensstil liegen – mit mehr Übergewicht, weniger Sport und mehr Zeit vor dem Bildschirm.

Der Anstieg der Zahl der betroffenen Mädchen während der Pandemie war jedenfalls enorm. „Sie (die Studenautoren; Anm.) identifizierten 72 Fälle zwischen Jänner 2016 und März 2020 (4,25 Jahre; Anm.), also vor der Pandemie und 61 Fälle zwischen März 2020 und Juni 2021 (1,25 Jahre; Anm.). Das macht vier mehr Fälle pro Monat aus“, schrieb die Universität Genua.

Die betroffenen Mädchen zeichneten sich einerseits durch einen höheren BMI aus, auf der anderen Seite verbrachten sie täglich im Durchschnitt mehr als zwei Stunden vor Bildschirmen. 88,5 Prozent hatten völlig mit körperlicher Bewegung bzw. Sport aufgehört.

„Die Rolle von Stress, sozialer Isolation, vermehrten Konflikten mit den Eltern, die wirtschaftliche Situation und der vermehrte Gebrauch von Desinfektionsmitteln für die Hände- und Oberflächenhygiene sind weitere mögliche Hypothesen für den früheren Wechsel in die Pubertät, obwohl auch eine biologische Adaption nicht ganz ausgeschlossen werden kann“, wurde der Studienautor und Chef der Universitätskinderklinik an der Universität Genua, Mohamad Maghnie, zitiert.

Die wissenschaftliche Untersuchung wurde vom italienischen Gesundheitsministerium finanziert. Die Studie ist vor Kurzem im „Journal of the Endocrine Society“ erschienen.

Von einer Pubertas praecox bei Mädchen spricht die Medizin, wenn bereits vor dem achten Lebensjahr eine Brustknospe mit Drüsengewebe entsteht. Verstärktes frühes Wachstum sowie verschiedene Hormonparameter sprechen dann bei einem Ausschluss anderer Ursachen für eine sogenannte rasch fortschreitende Pubertas praecox ohne bekannte Ursache (idiopathische RP-ICPP).