Schiff in Panamakanal
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Zu wenig Wasser

Panamakanal drosselt Verkehr

Der Panamakanal ist eine der wichtigsten Abkürzungen im weltweiten Schiffsverkehr. Wegen anhaltender Trockenheit in der zentralamerikanischen Region gibt es derzeit aber zu wenig Wasser für den Kanal. Die Zahl der Schiffsdurchfahrten zwischen Atlantik und Pazifischem Ozean bleibt daher eingeschränkt – mit unabsehbaren Folgen für den internationalen Seehandel.

Vorerst bleibe die Höchstzahl der Durchfahrten auf 32 Schiffe pro Tag bis zum 2. September begrenzt, teilte die Panamakanal-Behörde Panama Canal Authority (ACP) mit. Die Einschränkung war Ende Juli wegen geringen Niederschlags in Panama angeordnet worden und wurde nun verlängert. Während der Regenzeit können bis zu 40 Schiffe pro Tag den Kanal durchqueren.

Durch die Beschränkung der Schiffspassagen könne es zu längeren Wartezeiten kommen, hieß es. Reedereien und Experten warnten davor, dass es weitreichende Konsequenzen hätte, wenn der Kanal längerfristig weniger befahrbar ist. Preise für Konsumgüter könnten steigen, da Verspätungen und zusätzliche Gebühren die Transportkosten erhöhen.

Fast ausgetrockneter See in Panama
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Der fast ausgetrocknete Alajuelasee, aus dem das für die Schiffsdurchfahrten nötige Wasser kommt

Die stellvertretende ACP-Leiterin Ilya Espina de Marotta sagte unlängst: „Die Kosten für die Befrachtung der Schiffe könnten steigen. Die Schifffahrt müsste längere und teurere Routen nutzen. Unsere Einkommen hier in Panama würden sinken. Und die Schiffe würden bei längeren Routen auch mehr CO2 ausstoßen.“

Weniger Ladung

Hinzu kommt, dass auch der maximale Tiefgang auf kaum mehr als 13 Meter beschränkt wurde, mit dem Schiffe den Kanal passieren dürfen. Wenn die Schiffe weniger tief im Wasser liegen dürfen, können sie jeweils deutlich weniger Ladung transportieren. Unter normalen Umständen können die Tanker und Frachter mit einem Tiefgang von über 15 Metern die Durchfahrt passieren.

Der Panamakanal ist eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. Er ist 82 Kilometer lang und verbindet in Mittelamerika den Atlantik mit dem Pazifik. Der Kanal beginnt in Colon im Norden und endet nahe der Stadt Panama im Süden. Über zwölf Schleusen werden die Schiffe 26 Meter über den Meeresspiegel angehoben und später wieder abgesenkt.

Enormer Wasserverbrauch

Dafür ist viel Wasser nötig. Bei jeder Schiffsdurchfahrt fließen rund 200 Millionen Liter in die Ozeane ab. Das dafür nötige Wasser kommt von mehreren Seen – allen voran aus dem Gatunsee und dem Alajuelasee, die beide durch Staudämme künstlich angelegt wurden, um den Wasserverlust durch das Anheben und Absenken der Schiffe im Kanal auszugleichen.

Als Teil eines weltweiten Wetterphänomens „El Nino“ hat der Kanal in den vergangenen sechs Monaten laut Kanalbehörde aber eine Trockenzeit mit hoher Verdunstung erlebt. Zugleich sind die Pegel der künstlichen Seen wegen ausbleibender Regenfälle gesunken. In Panama kommt es typischerweise im Juli zu heftigen Regenfällen. Den aktuellen Niederschlagsmangel bezeichnete ACP als „historisch beispiellos“.

Containerschiffe beim Überqueren der dritten Schleuse auf der Pazifikseite des Panamakanals
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Rund 200 Millionen Liter Süßwasser werden pro Schiffsdurchfahrt in die Schleusen geleitet

Mehr als 14.000 Durchfahrten pro Jahr

Der Panamakanal wurde am 15. August 1914 eröffnet. Bis zum 31. Dezember 1999 hatten die USA die Hoheit über ihn. Nach der Rückgabe an Panama wurden der Kanal und seine Schleusen immer wieder an den Bedarf der Schifffahrt angepasst. Seit dem letzten, im Jahr 2016 fertiggestellten Ausbau, können fast 400 Meter lange und 50 Meter breite Tanker und Frachter mit bis zu 14.000 Containern die Strecke befahren.

Satellitenaufnahme vom Schiffsstau vor dem Panamakanal
Sentinel Hub
Der Stau von Schiffen ist auch auf Satellitenbildern zu sehen

Bei 14.239 Schiffsdurchfahrten im vergangenen Jahr wurden fast 300 Millionen Tonnen an Gütern über die Wasserstraße transportiert, das sind etwa sechs Prozent des Welthandels. Über 40 Prozent der Container, die von Nordostasien zur Ostküste der USA verschifft werden, passieren normalerweise den Kanal.

Dürre bremst Schiffsverkehr

Die Einschränkung der Nutzung des Panamakanals wird wegen der anhaltenden Dürre verlängert. Vorerst bleibt die Zahl der Durchfahrten auf 32 Schiffe pro Tag bis zum 2. September begrenzt.

Keine kurzfristige Lösung in Sicht

Schon im Jahr 2019 hatte ungewöhnlich starke Trockenheit den Schiffsverkehr durch den Panamakanal behindert. Das hatte laut dem Risikomanagement-Dienstleister Everstream Analytics negative Folgen für die Lieferketten in weiten Teilen der Welt. Nur langfristig ließe sich das Problem lösen, indem man neue Wasserressourcen erschließt, etwa mit Hilfe weiterer Staudämme.