Portal des Gotthardtunnels
EBU/RSI
Bahnverkehr

Gotthardtunnel nach Unfall weiter gesperrt

Ein entgleister Güterzug im Schweizer Gotthard-Basistunnel sorgt in der laufenden Hauptreisezeit für ein weiteres Nadelöhr im internationalen Bahnverkehr. Nach Angaben der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) sind die Schäden weit größer als angenommen – die Reparaturarbeiten werden demnach nicht Wochen, sondern Monate dauern. Mit Hürden sind Bahnreisende derzeit auch auf anderen zentralen Routen konfrontiert – allen voran über den Brenner und über das deutsche Eck.

Auf der Gotthardstrecke sollen den SBB-Angaben zufolge zwar ab 23. August wieder erste Güterzüge rollen. Im Personenverkehr wird hingegen erst Anfang 2024 wieder mit ersten Zügen gerechnet. Bis zur Wiederaufnahme des Personenverkehrs werde dieser nun über die als Panoramastrecke bekannte alte Eisenbahnstrecke über den Gotthard umgeleitet. Für Reisende bedeutet das bis zu zwei Stunden zusätzliche Reisezeit.

Hintergrund für die lange Sperre seien fehlende Evakuierungsmöglichkeiten. „Sollte es Alternativen zum bisherigen Konzept mit der Evakuierungsroute über die zweite Röhre geben, könne man bereits früher – also vor der Instandsetzung des zweiten Gleises – den Personenverkehr wieder aufnehmen“, zitierte das Schweizer Fernsehen (SRF) dazu Rudolf Büchi, den stellvertretenden Leiter Infrastruktur bei den SBB.

Entgleister Güterzug im Gotthard-Basistunnel
SBB CFF FFS
Der entgleiste Güterzug blockiert weiter eine Röhre des Gotthardtunnels

„Trifft uns sehr“

„Die eingesetzten Teams setzen alles daran, dass so schnell wie möglich wieder ein sicherer Bahnverkehr durch den Gotthard-Basistunnel möglich ist“, hieß es vonseiten der SBB. Man sei „sich bewusst, dass die Auswirkungen des Unfalls große Unannehmlichkeiten für die Reisenden und die Güterverkehrskunden mit sich brächten“. Auch SBB-Vorstandschef Vincent Ducrot bedauerte den großen Sachschaden und die Unannehmlichkeiten für die Reisenden. „Der Gotthard-Basistunnel gehört zu den sichersten der Welt. Dass trotzdem ein solcher Unfall geschehen konnte, trifft uns sehr.“

Den SBB-Angaben zufolge sind nach der Freigabe des Tunnels durch die zuständigen Ermittlungsbehörden nun die Aufräumarbeiten voll angelaufen. Noch immer befinden sich allerdings 16 entgleiste und teils schwer beschädigte Güterwaggons im Tunnel. Dazu kommen umfangreiche Schäden in der betroffenen Tunnelröhre. Unter anderem müssen rund acht Kilometer Gleise und 20.000 Betonschwellen ersetzt werden.

Keine Personenzüge im Gotthard-Basistunnel

Nach der Entgleisung eines Güterzugs in einer der beiden Röhren im Schweizer Gotthard-Basistunnel dauert die Behebung der Schäden länger als zunächst erwartet. Personenzüge müssen wohl bis Anfang 2024 ausweichen.

Zunächst gelte es, „baldmöglichst“ die unbeschädigte Oströhre wieder für den Güterverkehr freigeben zu können. Voraussichtlich 2024 dürften nach derzeitigem Erkenntnisstand dann beide der jeweils 57 Kilometer langen Tunnelröhren wieder uneingeschränkt für den Bahnverkehr zur Verfügung stehen. Bei dem Unfall am vergangenen Mittwoch entgleisten laut SRF 23 von insgesamt 30 Waggons eines Güterzuges. Verletzt wurde niemand. Als mögliche Unfallursache gilt ein technischer Defekt am Zug. Schweizer Medien berichten in diesem Zusammenhang von einem defekten Rad.

Bauarbeiten an der Brennerbahn
ÖBB/Kapferer
Laufende Bauarbeiten blockieren derzeit auch die Bahnfahrt über den Brenner

Komplettsperre auf Brenner-Strecke

Mit der seit 6. August geltenden Komplettsperre fällt indes die Brenner-Bahnstrecke als mögliche Ausweichroute weg. Noch bis 23. August werden dort unter anderem in den Eisenbahntunneln umfassende Arbeiten vorgenommen, die eine Komplettsperre alternativlos machen, wie die ÖBB im Vorfeld zur Sperre mitteilten.

Betroffen sind Nah-, Regional-, Fern- und Güterverkehr zwischen Innsbruck und dem Bahnhof Brenner. 71 Nahverkehrszüge und zehn Eurocity-Züge pro Tag werden in diesem Zeitraum im Schienenersatzverkehr geführt. Keinen Ersatz gibt es für den Railjet zwischen Innsbruck und Bozen.

Laufende Reparaturarbeiten im deutschen Eck

Laufende Reparaturarbeiten behindern derzeit schließlich auch den Bahnverkehr über das deutsche Eck. Hintergrund sei der Brand eines Schienenersatzfahrzeuges und der dadurch entstandene Schaden, wie die ÖBB per Aussendung mitteilten. Vonseiten der ÖBB rechnet man „voraussichtlich“ noch bis 19. August weiter mit Verzögerungen – und das gelte auch für den innerösterreichischen Fernverkehr zwischen Salzburg und Tirol. Betroffen ist auch die Westbahn. Hier gibt es derzeit Einschränkungen auf den Strecken zwischen Salzburg und München sowie Innsbruck und Salzburg.