Christenviertel in Pakistan nach Ausschreitungen abgeriegelt

In Pakistan haben Sicherheitskräfte nach Ausschreitungen eines muslimischen Mobs ein Christenviertel in der Stadt Jaranwala in der Provinz Punjab abgeriegelt. Alle Zu- und Ausgänge seien mit Stacheldraht blockiert worden, berichtete ein Reuters-Kameramann heute.

Die Provinzregierung teilte mit, paramilitärische Truppen seien zur Unterstützung der Polizei abkommandiert worden. Es seien mehr als 100 Verdächtige festgenommen worden.

Gestern waren nach Angaben von Einwohnerinnen und Einwohnern des Christenviertels mehrere tausend Musliminnen und Muslime unter Führung örtlicher Geistlicher in ihren Stadtteil eingedrungen und marodierend durch die Straßen gezogen. Sie seien mit Stöcken, Eisenstangen und Messern bewaffnet gewesen.

Polizeieinsatz in Jaranwala
APA/AFP/Aamir Qureshi

Herausgabe zweier Einwohner gefordert

Mehrere Kirchen seien zerstört und Häuser in Brand gesetzt worden. Polizei sei während der Ausschreitungen anwesend gewesen, habe aber nichts unternommen. Die Polizei weist diese Vorwürfe zurück.

Die aufgebrachte Menge forderte die Herausgabe zweier Einwohner des Christenviertels, denen die Schändung eines Korans vorgeworfen wird. Die Gesuchten waren aus ihren Häusern geflohen.

Blasphemie wird in Pakistan mit der Todesstrafe bestraft. Zwar ist bisher niemand deswegen hingerichtet worden, viele Beschuldigte wurden jedoch von empörten Massen gelyncht.