Lettlands Regierungschef Karins zurückgetreten

Lettlands Ministerpräsident Krisjanis Karins hat im Zuge einer geplanten Regierungsumbildung offiziell seinen Rücktritt eingereicht. Der 48-Jährige überreichte heute in Riga sein Demissionsgesuch an Staatspräsident Edgars Rinkevics.

Lettlands Ministerpräsident Krisjanis Karins
APA/AFP/Gints Ivuskans

Der Schritt von Karins führt gemäß lettischer Verfassung automatisch zum Rücktritt des gesamten Kabinetts des baltischen EU- und NATO-Landes. Bis zur Bestätigung einer neuen Regierung in dem an Russland und Belarus grenzenden Ostseestaat bleibt die bisherige Ministerriege aber weiter geschäftsführend im Amt.

Staatschef Rinkevics, der den Auftrag zur Regierungsbildung erteilt und den neuen Ministerpräsidenten ernennen muss, kündigte an, in der kommenden Woche Konsultationen mit allen im Parlament vertretenen Parteien aufzunehmen. Er erwarte sehr, dass die Volksvertretung Saeima schon bald über die neue Regierung abstimmen kann, sagte der lettische Präsident. Zugleich forderte Rinkevics von der neuen Regierung die Festlegung eines übergeordneten Ziels – das Erreichen des durchschnittlichen Wohlfahrtsniveaus der EU bis 2030.

Karins führte bisher ein Dreierbündnis seiner liberalkonservativen Partei Jauna Vienotiba mit der nationalkonservativen Nationalen Allianz und dem zentristisch-konservativen Wahlbündnis Vereinigte Liste. Die Koalition scheiterte, weil Karins darin gegen den Willen seiner beiden Partner auch zwei Oppositionsparteien – das Bündnis der Bauern und Grünen und die linksgerichteten Progressiven – einbeziehen wollte. Wie die kommende Regierung aussehen könnte, ist noch unklar.

Als Kandidatin für den Posten des Regierungschefs und möglichen Nachfolger für Karins nominierte Jauna Vienotiba die bisherige Wohlfahrtsministerin Evika Silina. Karins amtierte seit 2019 und hatte am Montag seinen Rücktritt angekündigt. Der in den USA geborene frühere Europa-Abgeordnete hatte dabei erklärt, nicht die nächste Regierung anführen zu wollen.