Medien: Chef von Bäckereiverband in Tunesien festgenommen

In Tunesien haben die Behörden Medienberichten zufolge den Vorsitzenden des Bäckereiverbandes wegen des Vorwurfs der Spekulation mit subventioniertem Mehl festgenommen. Mohammed Bouanane sei gestern festgenommen worden, ihm würden außerdem auch Monopolbildung und Geldwäsche vorgeworfen, berichteten tunesische Medien heute.

In dem nordafrikanischen Land ist der Brotpreis staatlich subventioniert. 3.737 Betriebe im Land erhalten dafür Mehl vom Staat. Weitere 1.500 bis 2.000 Betriebe, die „modernen Bäckereien“, erhalten eine begrenzte Menge von diesem subventionierten Mehl.

Seit Monaten allerdings ist Mehl und damit Brot knapp im Land. Vor den quasi staatlichen Bäckereien bilden sich lange Schlangen. Dort kostet ein Baguette 190 Millimes, ein seit 1984 unveränderter Preis. Umgerechnet ist das weniger als ein Zehntel Cent.

Leiter der Getreidebehörde entlassen

Die Regierung strich den privaten Bäckereien Anfang August das subventionierte Mehl. Die Eigentümer traten in einen Streik und erzwangen Verhandlungen mit dem Handelsministerium. Präsident Kais Saied entließ Anfang der Woche ohne Begründung den Leiter der Getreidebehörde.

Bei Unruhen wegen der Brotpreise waren in Tunesien 1983 und 1984 mehr als 150 Menschen getötet worden. Die Regierung in Tunis fürchtet ähnliche Unruhen. Aktuell ist der Staat aber hoch verschuldet, der Einkauf von Getreide auf dem Weltmarkt gleichzeitig sehr teuer.

In Tunesien hatte der Staat Anfang der 70er Jahre den Kauf von Grundnahrungsmitteln zentralisiert, um die Preise stabil zu halten. Der Mindestlohn im Land beträgt aktuell 480 Dinar (140 Euro) im Monat.