H&M kappt Lieferbeziehungen zu Myanmar

Der schwedische Bekleidungskonzern H&M stellt wegen der Verletzung von Arbeitnehmerrechten seine Zusammenarbeit mit Zulieferern aus Myanmar ein. „Nach reiflicher Überlegung haben wir uns entschieden, unsere Aktivitäten in Myanmar schrittweise einzustellen“, teilte H&M gestern mit. Die Berichte über Verletzungen von Arbeitnehmerrechten hätten sich gehäuft, begründete der Konzern die Entscheidung.

H&M habe die Situation in dem Land genau verfolgt und sehe zunehmend Probleme, die Geschäfte gemäß den eigenen Standards zu führen. Am Mittwoch hatte der Konzern wegen eines Berichts der NGO Business and Human Rights Resource Centre (BHRRC) erklärt, seine Zulieferer genauer unter die Lupe zu nehmen.

In dem Reuters vorliegenden Bericht ging es um Missbrauchsfälle in 124 verschiedenen Fabriken, in denen Lohnkürzungen und Lohndiebstahl die am häufigsten gemeldeten Vergehen darstellten. Die Menschenrechtsgruppe BHRRC stützte sich bei den genannten Fällen nach eigenen Angaben auf Quellen wie Gewerkschaftsführer, internationale und lokale Medien wie „Myanmar Labour News“. Dabei versuche die Organisation, die Berichte durch Rücksprache mit Firmen und Befragungen von Arbeitnehmern zu überprüfen.

H&M folgt anderen Modekonzernen

Mit seinem Rückzug folgt H&M dem Beispiel anderer westlicher Modekonzerne. Die spanische Zara-Mutter Inditex hatte nach Primark und Marks & Spencer zuletzt angekündigt, ihre Beziehungen zu Zulieferern aus Myanmar zu kappen. Für Myanmar ist die Textilindustrie ein wichtiger Wirtschaftszweig.

Von der Militärregierung war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Das Militär hatte 2021 die demokratisch gewählte Regierung gestürzt und deren faktische Chefin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi festgenommen. Junta-Chef General Min Aung Hlaing hatte vor wenigen Wochen die offiziell für August angesetzten Wahlen ausgesetzt und den Ausnahmezustand um weitere sechs Monate verlängert.