Beschädigtes Gebäude in Moskau
Reuters/Shamil Zhumatov
Unweit des Zentrums

Moskau erneut Ziel eines Drohnenangriffs

Die russische Luftabwehr hat laut Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau in der Nacht auf Freitag erneut eine Drohne über der Hauptstadt abgeschossen. Die Trümmer stürzten offenbar auf das Messegelände Expocenter. Bilder zeigten Schäden an einem Gebäude und Rauch. Auch die russische Schwarzmeer-Flotte soll Ziel eines Angriffs gewesen sein.

Die Ukraine habe in der Nacht einen Angriff „mit einem unbemannten Luftfahrzeug gegen Objekte in Moskau und der Region Moskau“ gestartet, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Freitag auf Telegram. „Die Drohne änderte ihre Flugbahn, nachdem sie von der Luftabwehr beschossen worden war“, und sei auf ein unbewohntes Gebäude nahe der U-Bahn-Station Krasnopresnenskaja im Nordwesten des Moskauer Stadtzentrums gestürzt. Dort befinden sich auch mehrere Regierungsgebäude, weniger als fünf Kilometer vom Kreml entfernt.

Nach Angaben des Bürgermeisters von Moskau, der sich auf Rettungskräfte berief, gab es keine Verletzten. „Das Wrack der Drohne fiel in den Bereich des Ausstellungszentrums und verursachte keine nennenswerten Schäden am Gebäude“, teilte Sergej Sobjanin bei Telegram mit. Der Angriff soll gegen 4.00 Uhr Ortszeit (3.00 Uhr MESZ) erfolgt sein. Augenzeugen berichteten laut BBC von einer heftigen Explosion und Rauchsäulen an der Absturzstelle.

Luftraum über Flughafen vorübergehend geschlossen

Die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS berichtete unter Berufung auf Rettungsdienste, dass eine der Wände des Gebäudes teilweise eingestürzt sei. Der Luftraum über dem internationalen Flughafen Moskau-Wnukowo sei kurzzeitig geschlossen worden, Abflüge und Ankünfte hätten sich verzögert.

Polizeieinsatz in Moskau
AP
Polizei nahe der Absturzstelle der Drohne

Seit mehreren Wochen häufen sich die Drohnenangriffe auf russischem Gebiet, insbesondere mit Ziel Moskau. In den vergangenen Wochen waren bereits zwei Drohnenangriffe über einem Moskauer Geschäftsviertel abgewehrt worden, wobei jeweils kleinere Schäden an Hochhausfassaden entstanden. Im Mai wurden zwei Drohnen in der Nähe des Kreml abgeschossen.

Bericht über Angriff mit Seedrohne vor der Krim

Ebenfalls am Freitag hatte die russische Armee laut Verteidigungsministerium in Moskau einen Angriff auf Schiffe der Schwarzmeer-Flotte südlich der Stadt Sewastopol verhindert. Am Abend hätten „die ukrainischen Streitkräfte einen erfolglosen Versuch unternommen, die Schiffe der Schwarzmeer-Flotte mit einer unbemannten Seedrohne anzugreifen“, hieß es in einer Erklärung des Ministeriums. Sewastopol ist der Stützpunkt der russischen Schwarzmeer-Flotte auf der annektierten Halbinsel Krim.

Drohne im Zentrum von Moskau abgeschossen

Die russische Luftabwehr hat eigenen Angaben zufolge über Moskau eine ukrainische Drohne zerstört. Das Wrack des unbemannten Fluggeräts fiel auf ein Gebäude in einem Ausstellungszentrum und beschädigte die Außenfassade. Verletzte wurden keine vermeldet.

Am Mittwoch hatte Moskau einen ukrainischen Drohnenangriff auf die südwestlich von Moskau gelegene Region Kaluga gemeldet. Drei Drohnen seien dort von der russischen Luftabwehr abgeschossen worden. Kaluga war laut russischem Verteidigungsministerium bereits mehrfach Ziel von Angriffen. Vergangenes Wochenende meldete Moskau einen Angriff mit 20 Drohnen auf der 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim.

„Symbolische Zentren und Militärbasen“ im Visier

Die Ukraine kommentiert die Angriffe nicht. Allerdings hatte Ende Juli der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj angekündigt, dass ein „Krieg“ nach Russland kommen werde, bei dem „symbolische Zentren und Militärbasen“ ins Visier genommen würden. Moskau liegt rund 500 Kilometer von der Grenze Russlands zur Ukraine entfernt.

Experten messen den Drohnenangriffen auf Moskau kaum eine militärische Bedeutung bei, maximal eine psychologische. Sie sollten Unsicherheit in der Bevölkerung erzeugen, hieß es mehrfach, und – siehe die Abschüsse über dem Kreml – der russischen Hauptstadt ihre Verletzbarkeit vor Augen führen.

Russland hatte in den letzten Tagen und Wochen seinerseits Angriffe mit Drohnen auf die Ukraine verstärkt. Ziel sind seit etwa Ende Juli verstärkt Hafenanlagen entlang der Donau nahe der Grenze zu Rumänien. Über diese, etwa die Häfen Ismajil und Reni, verschifft die Ukraine nach dem Auslaufen des Exportabkommens für den Weg über das Schwarze Meer vor einem Monat Getreide ins Ausland.