Wohnungen mit Balkon
ORF.at/Christian Öser
Inflation gesunken

Gas und Wohnen weiter Preistreiber

Im Juli ist die Inflation mit 7,0 Prozent auf den niedrigsten Wert seit März 2022 gesunken, wie die Statistik Austria am Freitag bekanntgab. Verantwortlich sei der nachlassende Preisdruck bei der Haushaltsenergie, so die Statistik Austria. Die Rasanz der Teuerung bremst sich zwar weiter ein, doch der Preis für wichtige Güter stieg trotzdem an. So treiben weiterhin der Gaspreis und auch der Anstieg bei Mieten die Inflation. Auch in Supermärkten und Restaurants war keine Entspannung in Sicht.

Die Entspannung im Vergleich zu Juli 2022 zeigte sich insbesondere an den Zapfsäulen und für jene, die mit Heizöl heizen. Diesel und Superbenzin vergünstigten sich jeweils um fast ein Viertel, Heizöl wurde im Jahresvergleich um 30 Prozent günstiger. Auch die Preisentwicklung bei Strom (rund minus sieben Prozent) wirkte stark dämpfend auf die Inflation. Gas blieb hingegen mit einem Preisanstieg von über 80 Prozent im Vergleich zu Juli 2022 weiterhin der stärkste Preistreiber.

Die Mieten stiegen im Juli durchschnittlich um fast acht Prozent. Der Anstieg der Preise für Wohnung, Wasser und Energie von im Schnitt elf Prozent habe die Inflationsrate deutlich beeinflusst und sei der wichtigste Treiber der Teuerung im Jahresabstand geblieben, so die Statistik Austria.

Weiter Anstieg bei Gastronomie und Nahrungsmitteln

Keine Besserung war für die Verbraucherinnen und Verbraucher auch in den Supermärkten und in Lokalen in Sicht. Die Preisanstiege in der Gastronomie sowie bei Nahrungsmitteln blieben auf ähnlichem Niveau wie im Vormonat. In Restaurants und Hotels erhöhten sich die Preise durchschnittlich um rund zwölf Prozent. Auch die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke stiegen im Schnitt um 10,5 Prozent und damit deutlich stärker als die Gesamtinflation.

Grafik zeigt Daten zur Inflation in Österreich im Juli
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Statistik Austria

Milch, Käse und Eier verteuerten sich im Juli um acht Prozent, Gemüse hingegen gar um fast 13 Prozent. Die Preise für Brot und Getreideerzeugnisse stiegen durchschnittlich um 13,5 Prozent. Fleisch kostete um acht Prozent mehr, Obst um fast sechs Prozent. Auch bei Limonaden (rund plus zwölf Prozent) und Kaffee (plus 8,5 Prozent) zogen die Preise an.

Brunner: Weiterhin intensiv daran arbeiten

Insgesamt zeigt sich aber ein Rückgang der Teuerung. Im Juni hatte die Inflationsrate in Österreich laut Statistik Austria noch 8,0 Prozent betragen. Als Hauptpreistreiber im Vergleich zum Vormonat Juni erwiesen sich saisonbedingt Pauschalreisen (plus 13,0 Prozent). Preisdämpfend wirkten hingegen die Ausgaben für Bekleidungsartikel, deren Preise aufgrund des Sommerschlussverkaufs durchschnittlich um elf Prozent fielen.

Inflation weiter gesunken

Die Inflation in Österreich sinkt. Mit sieben Prozent ist sie jedoch nach wie vor extrem hoch. Ob sich der Abwärtstrend fortsetzt, ist bis dato unklar.

„Das ist der niedrigste Wert seit März 2022 und bestätigt den prognostizierten deutlichen Rückgang bis Jahresende“, sagte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) zur siebenprozentigen Inflation im Juli. „Trotz dieser aktuell erfreulichen Entwicklung ist klar, dass die Inflation nach wie vor zu hoch ist und wir die dafür ausschlaggebenden Gründe auch in den kommenden Monaten genau im Auge behalten müssen. Daneben gilt es, weiterhin intensiv daran zu arbeiten, die Inflation nachhaltig zu senken und gleichzeitig die Menschen im Kampf gegen die Teuerung zu unterstützen und zu entlasten.“

RBI-Analyst: Teuerung weiterhin beträchtlich

„Der größte Inflationsrückgang liegt bereits hinter uns, die größten Anstrengungen liegen hingegen noch vor uns“, so der Analyst der Raiffeisenbank International (RBI), Matthias Reith, am Freitag. Zunehmend dürften die Zinserhöhungen der vergangenen Monate ihre Wirkung entfalten und die Nachfrage und damit den Preisauftrieb dämpfen. „Der Kampf gegen die Inflation gleicht also einem Marathonlauf und nicht einem Sprint: Die ersten Kilometer sind die leichtesten, die letzten hingegen die schwersten.“

Der bisherige Inflationsrückgang erfolgte praktisch „automatisch“, so Reith. Es handle sich nicht um ein Resultat der seit gut einem Jahr begonnenen Zinserhöhungen. Das zeige auch der Teuerungsdruck (Kerninflation), der mit 7,7 Prozent im Juli gegenüber Juni unverändert blieb. Höhepunkt war der April mit 8,3 Prozent. Im Juli war die Kernrate erstmals seit Anfang 2021 höher als die gesamte Inflation. "Abseits von Energie ist die Teuerung denn auch weiterhin beträchtlich, die Einkäufe des täglichen Bedarfs („Mikrowarenkorb") verteuerten sich um 10,1 Prozent – so viel wie auch im Juni“, schreibt Reith.

Heimische Inflation über Euro-Zone-Durchschnitt

Die für Euro-Zone-Vergleiche ermittelte Harmonisierte Inflationsrate (HVPI) für Österreich betrug im Juli ebenfalls 7,0 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt eigentlich eine Inflation von zwei Prozent als Optimalwert für die Wirtschaft im Euro-Raum an.

Grafik zeigt Daten zur Inflation in der EU im Juli
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Eurostat

Die Inflation in der Euro-Zone ging im Juli erneut zurück. Die Verbraucherpreise erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um 5,3 Prozent nach 5,5 Prozent im Vormonat, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in Luxemburg laut einer zweiten Schätzung mitteilte. Damit wurde eine erste Schätzung bestätigt. Es ist die niedrigste Inflationsrate seit Jänner 2022. Im vergangenen Jahr war die Inflation infolge des Ukraine-Kriegs zeitweise zweistellig gewesen.

SPÖ: „Zeugnis mit lauter Fünfern“

Am niedrigsten lag die Inflationsrate in Belgien (plus 1,7 Prozent) und Luxemburg (plus 2,0 Prozent). Die höchste Inflation verbuchte die Slowakei (plus 10,3 Prozent). In Deutschland stieg der HVPI um 6,5 Prozent und lag damit ähnlich wie in Österreich. „Die Differenz zwischen den Inflationsraten von Österreich und Euro-Zone ist genauso groß wie die Teuerungsrate in Belgien“, so Jakob Sturn, Ökonom am Arbeiterkammer-nahen Momentum Institut.

Kritik kommt auch von der SPÖ. Die anhaltend hohe Inflation von sieben Prozent und die Tatsache, dass Österreich damit nach wie vor die höchste Teuerungsrate in Westeuropa habe, zeigten das Dauerversagen der schwarz-grünen Regierung, sagte SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter. Die untätige und unfähige Regierung beschere Österreich die höchsten Inflationsraten und das niedrigste Wirtschaftswachstum. „Die schlechteste Performance Österreichs seit dem Beitritt zum Euro ist wie ein Zeugnis mit lauter Fünfern“, so Matznetter.

Kernteuerung stagniert bei 5,5 Prozent

Im Gegensatz zur Gesamtinflation ging die Kernteuerung in der EU ohne schwankungsanfällige Preise für Güter wie Energie nicht zurück. Sie stagnierte auf dem Vormonatswert von 5,5 Prozent. Die Kernteuerung bildet nach Meinung vieler Ökonomen und Ökonominnen die grundlegende Teuerung ab und stellt den Inflationstrend daher etwas besser dar als die Gesamtrate. Auch hier wurde die Ergebnisse aus der ersten Erhebung bestätigt.

Der Preisauftrieb schwächte sich in vielen Bereichen ab. Lebens- und Genussmittel waren zwar immer noch 10,8 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, der Trend zeigt aber weiter nach unten. Die Energiepreise sanken erneut deutlich um 6,1 Prozent, nachdem sie im vergangenen Jahr drastisch gestiegen waren. Die Preise von Industriewaren stiegen weniger stark als im Vormonat. Im Dienstleistungssektor beschleunigte sich dagegen der Preisauftrieb.