Start der russischen Sonde „Luna 25“
Reuters/Roscosmos
„Luna-25“-Mission gescheitert

Russische Sonde auf Mond abgestürzt

Russlands erste Mondmission seit fast 50 Jahren ist gescheitert. Die Sonde „Luna-25“ sei nach einer „außerplanmäßigen Situation“ auf der Mondoberfläche aufgeschlagen, teilte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos am Sonntag in Moskau mit. Bereits am Vortag zeichneten sich Probleme bei der Mondmission ab. Die Rede war von einer „außergewöhnlichen Situation“.

Die Raumfahrtnation Russland wollte mit ihrer ersten Mondmission seit Ende der 1970er Jahre auch einen Außenposten der Menschheit auf dem Erdtrabanten vorbereiten. Die am 11. August mit einer Trägerrakete des Typs Sojus-2.1b ins All gebrachte „Luna-25“-Sonde hätte am Montag auf dem Mond landen sollen. Die 800 Kilogramm schwere Sonde sollte als erste Raumsonde auf dem Südpol des Mondes landen und mindestens ein Jahr auf dem Mond bleiben, um Bodenproben zu entnehmen und zu analysieren.

Die Gründe für den Verlust der Sonde sind den Roskomos-Angaben zufolge noch offen. Ersten Erkenntnissen zufolge habe es eine „Kollision mit der Mondoberfläche“ gegeben. „Am 19. und 20. August ergriffene Maßnahmen, um das Raumschiff zu orten und mit ihm Kontakt aufzunehmen, waren erfolglos“, fuhr Roskosmos fort. Eine „interministerielle Kommission“ werde sich mit den Ursachen des Vorfalls beschäftigen, der zum „Verlust“ der Raumsonde geführt habe, erklärte die Raumfahrtbehörde weiter.

Russische Mondmission gescheitert

Russlands erste Mondmission seit fast 50 Jahren ist gescheitert. Die Sonde „Luna-25“ wurde beim Aufprall auf die Mondoberfläche zerstört. Das berichtete die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos.

Am Samstag hatte Roskosmos zunächst einen unerwarteten Zwischenfall gemeldet. In Vorbereitung auf das baldige Aufsetzen auf der Mondoberfläche sollte die Sonde am Samstag um 14.10 Uhr Moskauer Zeit (13.10 Uhr MESZ) in eine neue Umlaufbahn des Erdtrabanten eintreten. „Während der Operation kam es an Bord der automatischen Station zu einer außerplanmäßigen Situation, die es nicht erlaubte, das Manöver unter den vorgegebenen Parametern auszuführen.“

Teil von umfangreichem Mondprogramm

„Luna-25“ war Teil des russischen Mondprogramms, das die Errichtung einer eigenen Raumstation auf dem Himmelskörper bis 2040 vorsieht. Die Sonde startete vor mehr als einer Woche ins All und trat am Mittwoch in die Umlaufbahn des Mondes ein. Seitdem suchte der 1.800 Kilogramm schwere Flugkörper russischen Angaben zufolge nach einem geeigneten Landeplatz. Am Donnerstag präsentierte Roskosmos ein Foto der Mondoberfläche, das die Sonde aufgenommen habe.

Zeeman Mondkrater
APA/AFP/HO/Russian Space Agency Roscosmos
Am Donnerstag veröffentlichte Roskosmos noch ein von „Luna-25“ aufgenommenes Bild der Mondoberfläche

Es war die erste Mondmission seit der sowjetischen Raumsonde „Luna-24“ im Jahr 1976. Eigentlich hätte die Sonde schon lange unterwegs sein sollen. Der erste geplante Starttermin einer Mondsonde war 2012. Im vergangenen Jahr wurde für Mai erneut ein Start anvisiert, der sich aber wegen technischer Probleme wieder verzögerte. Ursprünglich arbeitete Roskosmos mit der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) an dem Mondprogramm. Nach Russlands Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 beendete die ESA jedoch die Zusammenarbeit mit Moskau.

Mit dem Festhalten an der Mission wollte die Raumfahrtnation Russland auch zeigen, dass sie trotz des Krieges gegen die Ukraine und der vom Westen erlassenen Sanktionen zu wissenschaftlichen Höchstleistungen in der Lage ist. Russische Politiker hatten nach dem Start der Sonde am 11. August noch betont, dass sich das Land nicht unterkriegen lasse. Roskosmos-Chef Juri Borissow hatte das Vorhaben von vornherein allerdings als „riskant“ bezeichnet. Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sagte er im Juni, dass die Wahrscheinlichkeit des Gelingens des Projektes bei „rund 70 Prozent“ liege.

Indisches Landemodul auf Weg Richtung Mond

Neben Russland gibt es derzeit in einer Reihe von weiteren Ländern Planungen für eine Mondlandung. Diesem Ziel am nächsten ist mit einer am Sonntag für 23. August angekündigten Mondlandung Indien. Bisher läuft nach Angaben der indischen Weltraumbehörde (Indian Space Research Organisation, ISRO) alles nach Plan. Erst am Donnerstag gab ISRO bekannt, dass das Landemodul „Chandrayaan-3“ erfolgreich von der restlichen Mondmissionsonde abgetrennt worden sei.

Eine sanfte Landung schafften bisher nur die USA, die Sowjetunion und China. „Chandrayaan“ bedeutet „Mondfahrzeug“ auf Sanskrit. Mit der unbemannten Mission will Indien die kaum untersuchte Südseite des Mondes rund zwei Wochen lang erforschen. Ein erster Versuch war 2019 misslungen. Bei der Mission stürzte, so wie jetzt beim russischen Anlauf, das Landemodul auf die Oberfläche des Erdtrabanten. Auch das japanische Start-up-Unternehmen Ispace scheiterte heuer mit dem Versuch, als erstes Privatunternehmen eine Sonde auf den Mond zu bringen. Nur kurz vor der im April geplanten Landung brach der Funkkontakt zum Ispace-Mondlander „Hakuto-R“ ab.

Während des Kalten Krieges hatten sich die Sowjetunion und die USA ein Wettrennen in der Raumfahrt geliefert. Die Sowjetunion schoss 1957 den ersten Satelliten ins All, „Sputnik 1“. Der Russe Juri Gagarin war 1961 der erste Mensch im Weltraum. Im Rahmen des US-Programms „Apollo“ landeten 1969 Neil Armstrong und Buzz Aldrin als erste Menschen auf dem Mond.

Auch USA wollen zurück auf den Mond

So wie Russland planen auch die USA eine Rückkehr auf den Mond. Ende 2022 meldeten die Vereinigten Staaten einen ersten erfolgreichen Schritt für dieses Vorhaben: Eine unbemannte Kapsel flog um den Mond und landete wie geplant im Pazifik. Als Nächstes sollen im November 2024 drei Männer und eine Frau im Rahmen der „Artemis 2“-Mission um den Mond fliegen.

In Hinblick auf bemannte Mondlandungen seien die USA weiter als Russland und auch als China, hatte NASA-Chef Bill Nelson vor dem „Luna-25“-Start gesagt. Roskosmos hat unterdessen bereits die nächsten unbemannten Missionen „Luna-26“ bis 2027, „Luna-27“ bis 2028 und „Luna-28“ bis 2030 auf dem Programm.