Volodymyr Zelensky und Mette Frederiksen
APA/AFP/Ritzau Scanpix/Mads Claus Rasmussen
F-16-Jets für Ukraine

Selenskyj spricht von „Durchbruch“

Die Ukraine hat von den Niederlanden und Dänemark feste Zusagen zur Lieferung von F-16-Kampfjets erhalten. Damit kann sie für ihren Kampf gegen die russischen Invasoren erstmals ein modernes Kampfflugzeug westlicher Bauart einplanen – wenngleich die beiden Staaten Kiew auf die nötige Erfüllung bestimmter Voraussetzungen aufmerksam machten. Ungeachtet dessen sprach der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einem Besuch in den Niederlanden von einem „Durchbruch“.

„Mit dem heutigen Tag wird es konkret. Sie werden am ukrainischen Himmel sein. Danke Niederlande! Danke Mark! Danke allen, die helfen“, so Selenskyj, der die nun mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte getroffene Einigung gleichzeitig als „erst der Anfang“ bezeichnete. Zuvor hatte Rutte der Ukraine offiziell die Lieferung der Jets zugesagt.

Übergabe, „sobald Bedingungen erfüllt sind“

„Die Niederlande und Dänemark verpflichten sich, F-16 an die Ukraine zu übergeben, sobald die Bedingungen für einen derartigen Transfer erfüllt sind“, sagte Rutte unter Anwesenheit Selenskyjs auf einem Luftwaffenstützpunkt im niederländischen Eindhoven. Dabei geht es zentral um Personal und Infrastruktur.

Nach ukrainischen Angaben geht es um insgesamt 61 Flugzeuge – zunächst hatte Selenskyj von 42 Jets gesprochen. Der Leiter des Kiewer Präsidentenamtes, Andrij Jermak, machte später deutlich, dass sich diese Zahl nur auf die niederländische Zusage bezog. Allerdings sind von den 42 F-16-Jets der Niederlande nach Angaben des dortigen Verteidigungsministeriums derzeit nur 24 einsatzbereit.

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Die Jets sollen nach der Ausbildung der ukrainischen Piloten an das Land geliefert werden. Wann genau aber diese Lieferung erfolgen wird, bleibt allerdings weiter unklar. Angesichts der erst angelaufenen Pilotenausbildung wurde zuletzt Anfang 2024 als möglicher Termin für eine erste Tranche genannt.

Dänemark liefert Ukraine 19 Jets

Nach dem Besuch in den Niederlanden und der dortigen F-16-Zusage traf Selenskyj in Dänemark ein. Das Land will der Ukraine 19 F-16-Jets geben, wie die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Selenskyj auf dem Luftwaffenstützpunkt Skrydstrup sagte. Die ersten sechs Flugzeuge sollen bereits um den Jahreswechsel geliefert werden, wie Frederiksen sagte. Der Plan sei, acht im kommenden Jahr zu liefern und fünf weitere im Jahr darauf.

„Ich bin sehr dankbar“, entgegnete Selenskyj auf die Zusage Frederiksens. 19 Flugzeuge vom Typ F-16 seien eine sehr effektive Unterstützung. Frederiksen zufolge werden derzeit 70 ukrainische Piloten an F-16-Kampfflugzeugen in Dänemark ausgebildet. Selenskyj betonte in einer Mitteilung, es werde daran gearbeitet, das Training zu beschleunigen. „Wir haben heute auch über die Möglichkeit gesprochen, die Ausbildungsmission auszuweiten“, sagte er. Frederiksen würdigte Selenskyj als „einen der größten Helden unserer Zeit“.

F-16-Kampfjet-Lieferung für Ukraine zugesagt

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Sonntag in den Niederlanden den Luftwaffenstützpunkt in Eindhoven besucht. Der niederländische Premier Mark Rutte bestätigte dort offiziell die Lieferung von F-16-Kampfjets an die Ukraine.

Zuvor hatte das dänische Außenministerium Kiew auf die Bedingungen hingewiesen, die es für eine Lieferung zu erfüllen gelte. Dazu zähle die Bereitstellung von ausgebildetem und geprüftem ukrainischen Personal. Innerhalb der NATO hatte sich im Sommer eine von Dänemark und den Niederlanden geführte Koalition gebildet, um ukrainische Piloten für die Nutzung der F-16 auszubilden. Auch Belgien und Norwegen gelten als mögliche Lieferanten der US-Jets.

Niederlande ersetzen F-16 durch F-35

Rund um die schon lange von der Ukraine eingeforderten F-16-Kampfjets gab es zuletzt verstärkt Bewegung. Erst am Freitag gaben die USA grünes Licht für die Entsendung der Kampfjets aus Dänemark und den Niederlanden. Da es sich um ein Waffensystem aus den USA handelt, gilt eine Zusage vonseiten der USA als grundsätzliche Voraussetzung. Das seien „wunderbare Neuigkeiten“, kommentierte der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow die Entscheidung. Laut USA können die F-16 geliefert werden, sobald die ukrainischen Piloten dafür ausgebildet seien.

In den Niederlanden werden die F-16 überflüssig, da sie derzeit durch F-35 ersetzt werden. Laut einem Sprecher des Verteidigungsministeriums verfügen die Königlichen Luftstreitkräfte noch über 42 F-16, von denen 24 einsatzbereit sind.

Anfrage für Gripen bei Schweden-Besuch

Am Samstag hatte Selenskyj in der schwedischen Hauptstadt Stockholm mit Regierungschef Ulf Kristersson eine weitere militärische Zusammenarbeit vereinbart. Er kündigte an, am Sonntag „Gespräche mit anderen Ländern zu führen, die uns unterstützen, damit sie uns die notwendige Ausrüstung liefern, um diesen Krieg zu gewinnen“. Man bereite „zusätzliche gute Nachrichten vor für unsere ukrainischen Kämpfer“ vor, so Selenskyj.

Keine Zusage für Gripen

Keine Zusage gab es für Selenskyj dagegen am Vortag für die von der Ukraine ebenfalls eingeforderten Kampfflugzeuge vom Typ Saab JAS 39 Gripen. Der schwedische Premier Kristersson ging bei einer gemeinsamen Konferenz mit Selenskyj auf diese Forderung nicht ein. Gleichzeitig sicherte Kristersson der Ukraine weitere Unterstützung zu. Nach Angaben des schwedischen Regierungschefs wurde etwa eine Absichtserklärung zu gemeinsamer Produktion, Training und Instandhaltung des Combat Vehicle 90, eines schwedischen Panzers, unterzeichnet.

Schweden hatte schon im Juni ukrainische Piloten zu Testflügen auf den Jets des Herstellers Saab eingeladen, zugleich aber erklärt, es benötige alle eigenen Flugzeuge dieses Modells selbst. Nach Angaben von Selenskyj haben einige ukrainische Piloten bereits eine Gripen-Ausbildung absolviert. Eine mögliche Lieferung derartiger Flugzeuge an die Ukraine war laut Selenskyj nun auch Teil seiner in Schweden geführten Gespräche.

F-16-Ausbildung für Ukrainer angelaufen

Laut dem ukrainischen Verteidigungsminister Resnikow sei mittlerweile auch das Training ukrainischer Piloten auf der amerikanischen F-16 angelaufen. „Die Ausbildung hat schon angefangen“, sagte Resnikow am Samstag dem Fernsehsender 24 Kanal. Auch Ingenieure und Techniker des von Russland angegriffenen Landes erhalten demzufolge Schulungen. Wo genau diese stattfinden, bleibt offen.

Kiew fordert seit Beginn des russischen Angriffskrieges von seinen westlichen Verbündeten moderne F-16-Jets zur militärischen Unterstützung, insbesondere bei seiner Luftverteidigung. US-Kampfjets vom Typ F-16 seien in der Lage, russische Waffensysteme und Schiffe ins Visier zu nehmen, die für Angriffe auf den Süden der Ukraine eingesetzt würden, sagte eine Sprecherin der ukrainischen Armee Ende Juli.