Überraschende Stichwahl um Präsidentenamt in Ecuador

Bei der Präsidentschaftswahl in Ecuador gehen die linksgerichtete Kandidatin Luisa Gonzalez und der Geschäftsmann Daniel Noboa in die zweite Runde. Nach Auszählung von mehr als 92 Prozent der Stimmen lag die 45-jährige Gonzales mit 33 Prozent deutlich vorn, wie die Wahlkommission gestern (Ortszeit) in der Hauptstadt Quito mitteilte.

Der 35 Jahre alte Noboa kam völlig überraschend auf 24 Prozent. Er war in sämtlichen Umfragen im einstelligen Prozentbereich gelegen. Sein Vater Alvaro Noboa gilt als reichster Mann Ecuadors, sein Imperium schuf er vor allem mit Bananenexport. Alvaro Noboa trat selbst insgesamt fünfmal – erfolglos – bei Präsidentschaftswahlen an.

Stichwahl im Oktober

„Wir feiern, weil wir Geschichte schreiben, obwohl so viele von uns ignoriert wurden. Heute beginnen wir, eine andere Geschichte zu zeichnen“, sagte Gonzalez bei einer Veranstaltung im Süden Quitos. Gonzales gilt als Schützling des wegen Korruption verurteilten Ex-Präsidenten Rafael Correa.

Noboa erklärte, das ecuadorianische Volk habe gewonnen. „Der Kandidat der Jugend, der Menschen, die Hoffnung suchen, die Ecuador verändern wollen, hat gesiegt.“ Er freue sich auf die Stichwahl gegen Gonzalez, die für den 15. Oktober angesetzt ist.

Die ecuadorianische Präsidentschaftskandidatin Luisa Gonzalez
Reuters/Karen Toro

Hardliner nur auf Platz vier

Die Wahlen waren von der Ermordung eines Kandidaten überschattet worden. Der Kandidat Fernando Villavicencio, der der Korruption den Kampf angesagt hatte, war bei einer Wahlkampfveranstaltung getötet worden. Dennoch konnte seine Partei am Sonntag 16 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Auf dem vierten Platz landete der ehemalige Fremdenlegionär und Unternehmer Jan Topic. Der politische Newcomer wollte mit einem harten Kurs gegen die Drogenkriminalität punkten. Umfragen hatten ihn zuletzt auf dem zweiten Platz gesehen.