Der russische General Sergej Surowikin
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Berichte

Putin setzt General Surowikin ab

Zwei Monate ist der versuchte Aufstand der Wagner-Söldner her, nun spürt das russische Militär deutliche Nachwehen. General Sergej Surowikin, der als Verbindungsmann von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin galt und auch vorab vom Aufstand gewusst haben soll, wurde am Dienstag offenbar abgesetzt. Nach Ansicht westlicher Fachleute wurde Surowikin bereits in den vergangenen Monaten de facto kaltgestellt. Einen Nachfolger soll es laut der amtlichen russischen Nachrichtenagentur RIA bereits geben.

Surowikin, der wegen seiner brutalen Bombenangriffe in Syrien auch als „General Armageddon“ bekannt ist, war im Oktober 2022 zum Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine ernannt worden. Nach Kritik wegen militärischer Rückschläge im Jänner wurde er allerdings von Generalstabschef Waleri Gerassimow abgelöst und zu dessen Stellvertreter degradiert. Surowikin leitete noch die russischen Luft- und Raumfahrttruppen.

Trotz der Degradierung soll Surowikin aber seinen Einfluss auf die Leitung der Kriegsoperationen behalten haben. Bis jetzt zumindest, denn laut Medien wurde Surowikin nun geschasst. Er werde abgesetzt, bleibe aber unter der Verfügungsgewalt des Verteidigungsministeriums, schrieb der Ex-Chefredakteur des aufgelösten liberalen Radiosenders Echo Moskwy, Alexej Wenediktow, auf Telegram unter Berufung auf einen offiziellen Erlass.

Sergej Surowikin und Wladimir Putin
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Sergej Surowikin (li.) wurde laut Medienberichten von Wladimir Putin abgesetzt

RIA: Neuer amtierender Chef

Der Erlass selbst wurde am Dienstag zunächst nicht veröffentlicht, allerdings berichteten auch mehrere nationalistische russische Militärblogs über die Ablösung Surowikins.

Die russische Luftwaffe hat laut RIA bereits einen neuen amtierenden Chef, wie die Agentur am Mittwoch unter Berufung auf nicht genannte Quellen berichtete. Laut RIA soll den Posten Generaloberst Viktor Afsalow kommissarisch übernehmen.

Von Bildfläche verschwunden

Surowikin hatte als einer der wichtigsten Verbündeten Prigoschins in der regulären russischen Armee gegolten, auch inmitten des Machtkampfes zwischen Prigoschin und Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Gerassimow. Laut der „New York Times“ („NYT“) wusste Surowikin auch im Vorfeld über den geplanten Aufstand der Wagner-Söldner im Juni Bescheid.

Danach wurde er längere Zeit nicht mehr öffentlich gesehen, sein Stellvertreter übernahm etwa Auftritte im Fernsehen. Mitte Juli berichtete dann das „Wall Street Journal" (WSJ“), Surowikin soll in Moskau in Gewahrsam genommen und verhört worden sein.

Konsequenzen waren erwartet worden

Den Wagner-Aufstand hatte Surowikin öffentlich verurteilt, doch wurde er anschließend nach Einschätzung politischer Beobachter kaltgestellt. Die USA gingen davon aus, dass Surowikin nach dem Wagner-Aufstand Konsequenzen fürchten müsse. Die Meuterei sei der direkteste Angriff, den Putin in seinen 23 Jahren an der Macht erlebt habe, so CIA-Chef William Burns im Juli. US-Präsident Joe Biden hatte gar gemutmaßt, Surowikin könnte vergiftet werden. „Wenn ich er wäre, würde ich vorsichtig sein, was ich esse“, so Biden.

Die jetzige Ablösung als Chef der Luft- und Raumfahrttruppen sei keineswegs überraschend, urteilte der einflussreiche Militärblogger Rybar. „In der jetzigen Lage ist es schlecht, dass die Kommandeure, die bei den Soldaten beliebt sind, zurücktreten, abgelöst oder in unbefristeten Urlaub geschickt werden“, so Rybar laut Deutscher Presseagentur auf seinem Telegram-Kanal.