Denkmäler an die gestorbenen Personen in Hawaii
AP/Jae C. Hong
Opferidentifizierung

Hawaiianer sollen DNA-Proben abgeben

Die Behörden im US-Bundesstaat Hawaii haben am Dienstag (Ortszeit) die Angehörigen von Vermissten nach dem verheerenden Waldbrand gebeten, sich zu melden und DNA-Proben zur Verfügung zu stellen. Damit sollen etwa auch bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Opfer identifiziert werden können. Doch die Bevölkerung ist zurückhaltend. Man befürchtet offenbar eine weitere Verwendung der DNA-Proben.

Zwei Wochen nachdem die Flammen die Stadt Lahaina auf der Insel Maui verwüstet haben, stehen die Behörden vor großen Herausforderungen, um herauszufinden, wie viele Menschen, die noch immer vermisst werden, ums Leben kamen und wie viele es in Sicherheit schafften, sich aber nicht gemeldet haben.

Die Zahl der Toten ist nach den Bränden auf der Insel inzwischen auf mindestens 115 angestiegen, wie am Dienstag bekanntgegeben wurde. Helfer und Helferinnen durchsuchten mit Leichenspürhunden weiter die ausgebrannten Gebäude. Die Zahl der Opfer könnte noch ansteigen. Deanne Criswell, Chefin der nationalen Katastrophenschutzbehörde FEMA, teilte Dienstag mit, dass etwa 85 Prozent der Feuerzone nach Opfern abgesucht worden sei. Nach Schätzungen könnte die Sucharbeit noch weitere zwei Wochen dauern.

Blick auf Brände nahe der Küste
Reuters/Erin Hawk
Die Brände waren weithin sichtbar

Über 1.100 Namen auf FBI-Liste

Über 1.100 Namen stehen auf der vorläufigen, noch unbestätigten Liste des FBI von Personen, die in Hawaii vermisst werden. Das zuständige Familienhilfezentrum habe aber bisher nur DNA von 104 Familien gesammelt, so Julie French, Vizepräsidentin der für die DNA-Identifizierung zuständigen Firma Ande. Bisher konnten erst 27 der 115 Toten eindeutig identifiziert werden.

Der Staatsanwalt von Maui, Andrew Martin, sagte, dass die Zahl der Familienmitglieder, die in das Zentrum kämen, um DNA-Proben abzugeben, „viel geringer“ sei als bei anderen großen US-Katastrophen. Es sei allerdings nicht klar, warum, das so sei. Martin appellierte erneut an die Bevölkerung, DNA-Proben abzugeben. „Das ist unser Anliegen, deshalb bitte ich um diese Hilfe“, sagte er.

Blick auf verwüstete Stadt, Vogelperspektive
AP/Jae C. Hong
Die Stadt Lahaina ist so gut wie völlig zerstört

Um die Identifizierung der Leichen aus Lahaina überhaupt möglich zu machen, sammelten FBI-Beamte sogar weltweit DNA-Proben von Familien der Vermissten, die nicht selbst nach Maui reisen können. Nach Frenchs Angaben sind die Ergebnisse bei „fast drei Viertel der sterblichen Überreste, die bisher auf DNA getestet wurden“, brauchbar. Aber ohne DNA von Verwandten, mit der die Daten verglichen werden könnten, ist der Prozess sinnlos.

„Keine Verwendung durch Strafverfolgungsbehörden“

Bei der Suche nach den Vermissten „sind wir wirklich auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen“, sagte auch FBI-Sonderagent Steven Merrill am Dienstag. Das FBI hat eine Hotline für Angehörige von Vermissten eingerichtet, um so viel wie möglich über die Gesuchten zu erfahren. „Wir gleichen alle Listen ab, um herauszufinden, wer tatsächlich noch vermisst wird“, sagte Merrill. Mauis Polizeichef John Pelletier hoffte, „in den nächsten Tagen“ eine endgültige Liste der Vermissten zusammenstellen zu können.

Noch 1.100 Vermisste auf Maui

Zwei Wochen nach der verheerenden Brandkatastrophe auf der Insel Maui gelten weiterhin 1.100 Personen als vermisst. Laut offiziellen Angaben konnten von den 115 Todesopfern erst 27 eindeutig identifiziert werden. Die Behörden im US-Bundesstaat Hawaii bitten nun die Angehörigen von Vermissten, ihre DNA-Proben zur Verfügung zu stellen.

Martin und French versicherten, dass alle DNA-Proben nur zur Identifizierung von Brandopfern verwendet würden und nicht in Datenbanken der Strafverfolgungsbehörden eingegeben oder für andere Zwecke verwendet würden, hieß es weiter. Die Menschen würden nicht nach ihrem Einwanderungsstatus oder ihrer Staatsbürgerschaft gefragt, so French und Martin unisono. „Was wir tun wollen – alles, was wir tun wollen – ist, Menschen dabei zu helfen, ihre vermissten Angehörigen zu finden und zu identifizieren“, sagte Martin weiter.

Biden sichert bei Besuch Unterstützung zu

Nach der Brandkatastrophe sicherte US-Präsident Joe Biden auf der besonders hart getroffenen Insel Maui Betroffenen die Unterstützung des Staats zu. „Ich verspreche Ihnen, dass wir so lange wie nötig an Ihrer Seite stehen, indem wir dafür sorgen, dass Ihre Stimmen gehört werden“, sagte Biden, als er sich gemeinsam mit seiner Ehefrau Jill am Montag bei einem mehrstündigen Besuch ein Bild von der Verwüstung machte und mit Überlebenden sprach.

Joe und Jill Biden in Hawaii
Reuters/Kevin Lamarque
US-Präsident Joe Biden mit First Lady Jill in Lahaina

Maui werde so wieder aufgebaut werden, wie die Menschen der Insel es wünschen, fügte Biden hinzu, der neben einem hundert Jahre alten Banyanbaum stand, dem Wahrzeichen der bei Urlaubern und Urlauberinnen beliebten Küstenstadt Lahaina. Das Feuer könne die Wurzeln nicht erreichen, sagte Biden mit Blick auf den Baum, der ebenfalls den Flammen zum Opfer gefallen war.

Gouverneur appelliert an Touristen

Biden machte einen Hubschrauberrundflug über die zerstörten Gebiete und ging gemeinsam mit Josh Green, dem Gouverneur von Hawaii, durch von verkohlten Ruinen gesäumte Straßen. Biden trug eine Blumenkette um den Hals – wie sie Besuchern auf Hawaii traditionell geschenkt wird – und unterhielt sich rund eine Stunde lang mit Einwohnern.

Der Westen von Maui ist für Touristen und Touristinnen bzw. Besucher und Besucherinnen gesperrt. Lediglich Einsatzteams und Bewohner können die vom Feuer zerstörten Gebiete betreten. Gouverneur Green appellierte bei dem Treffen mit Biden aber an Urlauber und Urlauberinnen, Hawaii zu besuchen. Andere Teile von Maui und die übrigen Inseln seien sicher und für Besucher zugänglich. Die Region brauchte die Unterstützung durch den Tourismus, um sich schnell wieder zu erholen, sagte Green.

Brände breiteten sich rasend schnell aus

Die Katastrophenschutzbehörde war wegen ihres Umgangs mit dem Unglück in die Kritik geraten – unter anderem weil kein Sirenenalarm ausgelöst worden war. Auch führende Republikaner hatten kritisiert, die Hilfe sei unzureichend und schlecht organisiert gewesen. Der ehemalige Präsident Donald Trump hatte es als „Schande“ bezeichnet, dass sein Nachfolger Biden nicht schneller reagiert habe. Das Weiße Haus hingegen erklärte, der US-Präsident habe mit seinem Besuch auf der Insel gewartet, um nicht von den Rettungsarbeiten abzulenken.

Die Wald- und Buschbrände hatten sich auf Maui und der benachbarten Insel Hawaii – auch bekannt als Big Island – am 8. August teils rasend schnell ausgebreitet. Die historische Stadt Lahaina an der Westküste von Maui wurde fast vollständig zerstört.

Wetterdienst: Hurrikan „Dora“ mitverantwortlich

Der Nationale Wetterdienst erklärte, der Hurrikan „Dora“, der in sicherem Abstand von etwa 800 Kilometern südlich an der hawaiianischen Inselkette vorüberzog, sei mitverantwortlich für den Wind mit Böen von mehr als 120 km/h, der das Feuer anfachte.

Brände auf Hawaii unterscheiden sich zudem von vielen Bränden im Westen der USA. Sie brechen eher in Graslandschaften auf den trockenen Seiten der Inseln aus und sind im Allgemeinen viel kleiner als Brände auf dem Festland. Durch die Flammen kann es neben der Zerstörung aber noch zu weiteren großen Umweltschäden kommen: Wenn auf einen Brand etwa heftige Regenfälle folgen, bei denen lose Erde ins Meer getragen wird, können Korallenriffe Schaden nehmen.

Brennende Landschaft in Hawaii, Vogelperspektive
Reuters/Lieutenant Governor Sylvia Luke Via Facebook
Das Feuer frisst sich über weite Teile der Insel

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.