Chandrayaan-3 über Mondoberfläche
Reuters/ISRO
„Chandrayaan-3“

Indien glückt historische Mondlandung

Indien gewinnt eine Etappe im neu ausgerufenen Rennen zum Mond: Am Mittwoch setzte die unbemannte Sonde „Chandrayaan-3“ erfolgreich auf dem Erdtrabanten auf. Nun soll sie die kaum untersuchte Südseite des Mondes erforschen. Erst vor wenigen Tagen war Russland an der Landung einer eigenen Sonde gescheitert.

Seit Tagen herrschte in Indien fieberhafte Vorfreude auf die geplante Landung von „Chandrayaan-3“ (Sanskrit für Mondfahrzeug). Die Liveübertragungen wurden in Schulen und bei großen Veranstaltungen zum Anziehungspunkt, in Tempeln, Moscheen und Kirchen wurde für den Erfolg der Mission gebetet. Am Mittwoch hatte das Warten ein Ende: Die Sonde landete um 14.35 Uhr (MESZ) an ihrem Bestimmungsort, nahe dem Südpol auf dem Mond. „Sanfte Landung auf dem Mond. Indien ist auf dem Mond“, sagte der Chef der Indischen Weltraumbehörde (ISRO), Sreedhara Panicker Somanath, sichtlich erleichtert.

„Chandrayaan-3“ war Mitte Juli von der südindischen Insel Sriharikota gestartet und soll in den kommenden zwei Wochen die Südseite des Mondes untersuchen. Sie soll unter anderem mehr über gefrorenes Wasser herausfinden, das auf und unter der Mondoberfläche nachgewiesen wurde. Solches Eis könnte unter anderem bei künftigen bemannten Mondmissionen von Nutzen sein.

Ein erster Landeversuch war 2019 misslungen. Bei der Mission krachte das Landemodul auf die Oberfläche des Erdtrabanten, ganz in der Nähe des Landepunkts, den auch die „Chandrayaan-3“ ansteuerte. Später teilte die Weltraumbehörde dem Parlament in Neu-Delhi damals mit, während der Annäherung an den Mond habe es Probleme mit dem Bremsen gegeben.

Grafik zur indischen Mondlandung
Grafik: APA/ORF; Quelle: dpa

Indien als Weltraummacht

Die nun erfolgreiche Mission macht Indien nach der ehemaligen UdSSR, den Vereinigten Staaten und China zum vierten Land, das es schaffte, sanft auf dem Mond zu landen. Damit markiert auch Premier Narendra Modi, der das Spektakel vom BRICS-Gipfel in Südafrika aus verfolgte und während der Landung live zugeschaltet war, Indiens Aufstieg zur Weltraummacht – und das vor den nationalen Wahlen im nächsten Jahr. Zudem kann Indien nun wohl auch die Investitionen in private Raumfahrtstarts und damit verbundene satellitengestützte Unternehmen ankurbeln. Es sei ein großer Sprung, so Modi nach der Landung am Mittwoch.

Indische Sonde auf dem Mond gelandet

Indien hat als viertes Land überhaupt eine sanfte Landung auf dem Mond geschafft. Die Mondsonde „Chandrayaan-3“ setzte wie geplant auf dem Erdtrabanten auf, teilte die Indische Weltraumbehörde (ISRO) mit. Mit der unbemannten Mission will Indien die kaum untersuchte Südseite des Mondes rund zwei Wochen lang erforschen.

Indiens Weltraumprogramm hatte in den 1960er Jahren begonnen. In den ersten Jahrzehnten lag der Fokus vorwiegend darauf, Satelliten günstig ins All zu befördern. Inzwischen hat Indien ehrgeizigere Ziele. Ziel ist es nun, privaten Raumfahrtunternehmen ihren Anteil am globalen Markt für Trägerraketen innerhalb des nächsten Jahrzehnts zu verfünffachen. Als die Mondmission startete, sagte Modi, ISRO schreibe „ein neues Kapitel in Indiens Weltraumodyssee“ und erhöhe „die Träume und Ambitionen jedes Inders“.

Raumfahrtnationen wie die USA, Russland und China und neue Mitspieler zieht es wieder zum Erdtrabanten, für einige ist es ein erster Schritt in Richtung Mars. Indiens Sonde brauchte nun deutlich länger zu dem Erdtrabanten als etwa die bemannten Apollo-Missionen der USA in den 1960er und 70er Jahren. Dafür sind die Kosten der indischen Mission mit umgerechnet etwa 66 Millionen Euro deutlich geringer als in anderen Ländern.

Unmittelbar nach dem Touchdown sendete die Europäische Raumfahrtbehörde (ESA) via Twitter (X) Glückwünsche. „Unglaublich!“, schrieb der aus Österreich stammende ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher: „Was für eine Art, neue Technologien zu demonstrieren und Indiens erste weiche Landung auf einem anderen Himmelskörper zu verwirklichen. Großartig gemacht, ich bin rundum beeindruckt.“ Aschbacher verwies in einer Nachricht auf die Unterstützung seitens der ESA. So war man in das laufende Monitoring der Funktionen des Landemoduls eingebunden. Auch europäische Kommunikationssysteme wurden in den Dienst der wegweisenden indischen Mission gestellt.

Russland gescheitert

Russland war erst am vergangenen Sonntag bei einer Mondmission gescheitert – es sollte die erste russische Mondmission seit fast einem halben Jahrhundert sein: Die Raumsonde „Luna-25“ sei jedoch nach einer „außerplanmäßigen Situation“ auf der Mondoberfläche aufgeschlagen und habe aufgehört zu existieren, hatte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos in Moskau mitgeteilt. Auch „Luna-25“ sollte in der Nähe des Südpols landen.

Roskosmos-Chef Juri Borissow machte die Unterbrechung des Mondprogramms im Jahr 1976 für den Absturz verantwortlich. Präsident Wladimir Putin will in der Raumfahrt künftig enger mit China zusammenarbeiten, da der Westen seit dem russischen Angriff auf die Ukraine nicht mehr mit seinem Land kooperiert.

Grafik zu erfolgreichen Mondlandungen seit 1966
Grafik: APA/ORF; Quelle: dpa; Foto: dpa/NASA

Neues Rennen zum Mond

China will bis 2030 eine bemannte Mission zum Mond schicken und dort eine Weltraumbasis aufbauen. 2019 hatte die Volksrepublik als erstes Land eine Sonde auf der Rückseite des Mondes landen lassen. Ein Jahr später brachte ein chinesischer Mondroboter zum ersten Mal seit mehr als 40 Jahren Bodenproben zurück zur Erde.

Jahrzehnte nach der Sowjetunion und den USA hatte China 2003 als drittes Land der Erde einen Menschen ins All geschickt. Peking investierte mehrere Milliarden Dollar, um den Vorsprung der NASA und von Roskosmos aufzuholen.

Inder beten für eine erfolgreiche Mondlandung in Neu Delhi
Reuters/Adnan Abidi
In Indien wurde mitgefiebert und auch mit Feuerritualen für eine sanfte Landung gebetet

Die NASA plant derzeit mit Hilfe von Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX für 2025 eine Mondlandung. Der Termin muss jedoch möglicherweise verschoben werden, weil das Landungssystem von SpaceX noch nicht einsatzbereit ist, zudem war eine SpaceX-Rakete im April bei einem ersten Test explodiert.

Mit ihrer Mission „Artemis 3“ will die NASA zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert wieder US-Astronautinnen und -Astronauten auf den Mond bringen. Langfristig sollen die Mondmissionen der NASA die Reise in Richtung Mars vorbereiten.

Neue Konkurrenz

Neue Technologien haben die Kosten für Raumfahrtmissionen gesenkt und den Weg ins All für weitere Staaten und private Unternehmen geöffnet. Südkorea schickte im Dezember 2022 erfolgreich eine Sonde in die Mondumlaufbahn, in den nächsten zehn Jahren soll eine Sonde auf dem Mond landen.

Missionen anderer Länder sind hingegen bisher gescheitert: Eine Sonde der israelischen Organisation SpaceIL war 2019 abgestürzt, ebenso wie die japanische Sonde Hakuto im vergangenen April. Noch in diesem Jahr wollen unterdessen zwei private US-Unternehmen zum Mond fliegen.