Serbien hindert montenegrinische Ex-Politikerin an Einreise

Die Politikwissenschaftlerin und ehemalige montenegrinische Vizeregierungschefin Jovana Marovic ist von den Behörden an der Einreise nach Serbien gehindert worden. Ihr sei nach der Ankunft auf dem Flughafen Belgrad mitgeteilt worden, dass sie „die Sicherheit Serbiens und seiner Bürger gefährde“, schrieb sie gestern Abend auf der Plattform Twitter (X). Marovic, eine Kritikerin des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic, vertritt proeuropäische Positionen.

Von April bis November des Vorjahres war die 45-Jährige stellvertretende Ministerpräsidentin Montenegros in der Regierung von Dritan Abazovic, in der sie für Europaangelegenheiten zuständig war. Sie trat von ihrem Amt zurück, nachdem Abazovic auf einen zunehmend proserbischen Kurs eingeschwenkt war. Montenegro verhandelt seit 2012 über einen EU-Beitritt.

Montenegros Präsident „überrascht“

Der montenegrinische Präsident Jakov Milatovic bestätigte heute, dass Marovic nach Montenegro zurückgekehrt ist, nachdem sie auf dem Belgrader Flughafen festgehalten wurde. Er zeigte sich „überrascht“ über das Vorgehen der serbischen Grenzpolizei. „Einreiseverbote wegen unterschiedlicher politischer Meinungen sind eine Praxis, die wir hinter uns lassen müssen, wenn wir gute nachbarschaftliche Beziehungen aufbauen wollen“, schrieb er auf Twitter.

Die serbische Regierung geht gegen Kritikerinnen und Kritiker aus dem Ausland zunehmend mit Einreiseverboten oder deren Androhung vor. Im Vormonat hatten die Behörden dem russischen Antikriegsaktivisten Pjotr Nikitin zwei Tage lang die Einreise verweigert. Nikitin hat seinen regulären Wohnsitz in Belgrad. Am Ende durfte er schließlich ins Land.