Ukrainische Soldaten mit Flagge der Ukraine
Screenshot/Telegram/Ukrainisches Verteidigungsministeriums
Unabhängigkeitstag

Ukrainisches Militär hisst Flagge auf Krim

Am Donnerstag begeht die Ukraine den Jahrestag der Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Zugleich ist es genau eineinhalb Jahre her, dass Russland die Ukraine überfiel. An diesem symbolträchtigen Tag führte ein ukrainisches Spezialkommando einen delikaten Einsatz auf der Halbinsel Krim aus – die ukrainische Flagge wurde gehisst.

Die ukrainischen Spezialkräfte seien in der Nacht vom Meer im Westen der Krim nahe der Orte Oleniwka und Majak an Land gegangen, hieß es laut ukrainischen Geheimdienstangaben. Bei dem Einsatz habe „der Feind Verluste unter seinen Männern“ erlitten, auch Ausrüstung sei zerstört worden. Aus Sicht der Ukraine seien „alle Aufgaben“ erfüllt worden, man habe im Gegensatz zum russischen Militär keine Verluste hinnehmen müssen. „Und die Nationalflagge wehte wieder auf der ukrainischen Krim“, so der Militärgeheimdienst in Telegram.

Russische Medien berichteten hingegen, der Angriff der Ukraine sei abgewehrt, und die Angreifer seien getötet worden. Zu Gefechten kam es demnach am Kap Tarchankut im äußersten Westen der Halbinsel nahe der Ortschaft Majak. Nach Darstellung russischer Telegram-Nachrichtenkanäle landeten die Angreifer mit Schlauchbooten nahe einem Campingplatz. Die dortigen Urlauberinnen und Urlauber seien durch Schüsse und Explosionen aufgeschreckt worden.

Was genau das Ziel der Kommandoaktion war, wurde nicht gesagt. Ob das Hissen der Flagge ein Grund dafür war, ist unklar. An Symbolik ist es aber kaum zu überbieten. Die Krim, die 2014 von Russland völkerrechtswidrig annektiert wurde, soll nach dem Willen der Ukraine wieder ukrainisch werden – das gilt als ein Ziel Kiews.

Ukrainische Flagge auf Halbinsel Krim gehisst

Ein ukrainisches Spezialkommando hat in der Nacht auf den Unabhängigkeitstag einen Sondereinsatz auf der Krim ausgeführt. Dabei wurde die ukrainische Flagge auf der von Russland annektierten Halbinsel gehisst.

Ausgebrannte Panzer in Hauptstadt

Auch der Tag war wohl nicht zufällig ausgewählt. Für die Ukraine ist der 24. August ein denkwürdiges Datum – er markiert den Jahrestag der Unabhängigkeit des Landes von der Sowjetunion. Am Donnerstag wird er zum 32. Mal begangen. Zudem ist der Überfall Russlands genau eineinhalb Jahre her. In der Ukraine selbst wurden keine Großveranstaltungen geplant, aus Angst vor russischen Drohnen und Raketen. Doch ohne große Geste wollte man den Tag wohl auch nicht verstreichen lassen.

In Kiew wurden anlässlich der Feiern schon im Vorjahr entlang der zentralen Chreschtschatyk-Straße und auf dem Michaelplatz Panzer und andere Kampffahrzeuge in Formation gebracht – keine eigenen, sondern ausgebrannte russische. Der 80 bis 100 Meter breite Boulevard ist eine Hauptverkehrsstraße, die auch am zentralen Maidan, dem Unabhängigkeitsplatz, vorbeiführt. Für den Verkehr wurde die Straße gesperrt, schon seit Wochenbeginn werden die russischen Wracks von Spaziergängerinnen und Spaziergängern begutachtet.

Mutter-Heimat-Statue in Kiew mit dem Wappen der Sowjetunion
Mutter-Heimat-Statue in Kiew mit dem Wappen der Ukraine
IMAGO/Kyodo News IMAGO/Kyodo News
Das Sowjetwappen der Kiewer Mutter-Heimat-Statue wurde durch den Dreizack ersetzt

An einem weiteren Ort in der Hauptstadt mit viel Symbolkraft wird die Fertigstellung eines Großprojekts gefeiert. Bereits am Mittwoch, am Tag der Nationalflagge, wurden die Umbauarbeiten an der Mutter-Heimat-Statue, einem wichtigen Wahrzeichen der Stadt, offiziell beendet. Seit Wochen war an der 62 Meter hohen Statue gearbeitet worden – genauer gesagt am Wappen. So wurde das sowjetische Wappen durch den Dreizack der Ukraine ersetzt.

Selenskyj würdigt „freies Volk“

Präsident Wolodymyr Selenskyj würdigte seine Landsleute am Donnerstag als „freies Volk“. Der Unabhängigkeitstag sei ein Feiertag eines „freien“, „starken“ und „würdigen“ Volkes, erklärte der Staatschef auch in einem zwölf Minuten langen Video in sozialen Netzwerken. Selenskyj lobte das ukrainische Militär, das derzeit im Süden und Osten der Ukraine eine Gegenoffensive gegen die russischen Invasionstruppen führt. Die Gegenoffensive kommt aber nur langsam voran.

Zum Unabhängigkeitstag kamen zahlreiche Solidaritätsbekundungen aus aller Welt, auch aus Österreich. „Sie können darauf zählen, dass wir Ihnen so lange zur Seite stehen, wie es nötig ist“, sagte der stellvertretende NATO-Generalsekretär Mircea Geoana in einer Grußbotschaft an die Bürgerinnen und Bürger der Ukraine. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen würdigte die Ukrainer als beispielgebend. Mit ihrem Mut, ihrer Kraft und ihrer dauerhaften Hoffnung auf eine Zukunft des Friedens und des Wohlstands in einem vereinten Europa seien sie „eine Inspiration für alle Europäer“, sagte sie in einer Videobotschaft. EU-Ratspräsident Charles Michel sagte, die Ukraine sei Mitglied der europäischen Familie und ihre Zukunft liege in der EU.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) sicherte dem „ukrainischen Volk, das seit nunmehr über 1,5 Jahren um seine Heimat kämpft“ Österreichs Solidarität zu. Als sichtbares Zeichen dafür werde das Äußere Burgtor in den Landesfarben der Ukraine beleuchtet, schrieb Nehammer in Twitter (X).

Bundespräsident Alexander Van der Bellen schrieb: „Wir werden weiterhin unser Bestes tun, um das Leid des ukrainischen Volkes zu lindern, die Ukraine auf ihrem europäischen Weg zu unterstützen und zu einer friedlichen, freien und lebenswerten Zukunft beizutragen.“