Westliche Nachbarländer der Ukraine haben sich einstimmig für eine Verlängerung der Einfuhrbeschränkungen für ukrainisches Getreide ausgesprochen. „Wir unterstützen eine Verlängerung des Importstopps in unsere Länder bis zum Ende des Jahres“, erklärte der polnische Landwirtschaftsminister Robert Telus gestern nach einer Videokonferenz mit seinen Amtskollegen aus Ungarn, Rumänien, der Slowakei und Bulgarien.
Sollte die EU einer Verlängerung der Einfuhrbeschränkungen nicht zustimmen, werde Polen diese einseitig aufrecht erhalten, betonte Telus. Auch Ungarn werde so verfahren. Die bisherige Vereinbarung mit der EU läuft am 15. September aus.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hatte die EU die Zölle auf ukrainische Exporte gestrichen. Landwirtinnen und Landwirte in den Nachbarländern der Ukraine protestierten jedoch gegen den dadurch verursachten Preisverfall. Im Juni erlaubte Brüssel Polen, Bulgarien, Ungarn, der Slowakei und Rumänien vorübergehend Einfuhrbeschränkungen für ukrainisches Getreide einzuführen. Die Ukraine kritisierte diese Importstopps scharf.
Ausstieg Russlands aus Getreideabkommen
Die EU hat sich im vergangenen Jahr zu einer wichtigen Transitroute für ukrainische Getreideexporte entwickelt. Nach dem Ausstieg Russlands aus dem Getreideabkommen im Juli, das der Ukraine trotz des Krieges den Transport von Getreide über das Schwarze Meer ermöglichte, gewannen die Landwege für den Export zusätzlich an Bedeutung.
Bei einem Besuch in Kiew erklärte der türkische Außenminister Hakan Fidan gestern, es gebe „keine Alternative“ für das Getreideabkommen mit Russland. „Wir wissen, dass nach alternativen Routen gesucht wird, aber wir sehen aufgrund von Risiken keine Alternative zu dem ursprünglichen Abkommen“, sagte er.
Fidan war in die Ukraine gereist, um mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj über eine Neuauflage des Getreideabkommens zu beraten. Während seines Bestehens ermöglichte dieses der Ukraine, mehr als 30 Millionen Tonnen Getreide aus ukrainischen Häfen auszuführen.