Guatemala: Mehr Sicherheitsmaßnahmen für neuen Präsidenten

Nach Drohungen gegen den neu gewählten Präsidenten Bernardo Arevalo haben die Behörden in Guatemala die Sicherheitsmaßnahmen für den Politiker erhöht. Die Regierung erklärte gestern, bereits am Tag von Arevalos Wahlsieg sei sie über „mutmaßliche Anschlagspläne“ gegen den Sozialdemokraten informiert worden und habe in Abstimmung mit der nationalen Polizeibehörde PNC „notwendige Maßnahmen“ ergriffen.

Die Generalstaatsanwaltschaft erklärte, sie habe Hinweise auf Pläne „krimineller Netzwerke“ erhalten, die Arevalos Leben gefährden könnten. Die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (CIDH) mit Sitz in der US-Hauptstadt Washington hatte Guatemala zuvor aufgefordert, Arevalo und seine gewählte Stellvertreterin Karin Herrera angesichts von Anschlagsplänen gegen beide besser zu schützen.

Stichwahl gewonnen

Der 64-jährige Sozialdemokrat Arevalo hatte am Sonntag mit deutlichem Vorsprung die Stichwahl um die Präsidentschaft des mittelamerikanischen Landes gewonnen. Im Wahlkampf hatte er sich den Kampf gegen die Korruption auf die Fahnen geschrieben. Arevalo soll sein Amt am 14. Jänner antreten.

Arevalos spektakulärer politischer Aufstieg beunruhigt die wirtschaftlichen und politischen Eliten des Landes, die ihn als Gefahr für ihre Interessen wahrnehmen.

Besiegte Partei legt Einspruch gegen Wahlergebnis ein

Die unterlegene Partei UNE focht den Sieg des Sozialdemokraten Bernardo Arevalo an. Eine Klage wegen Wahlbetrugs sei bei der Generalstaatsanwaltschaft eingereicht worden, teilte der Anwalt der Partei der Kandidatin Sandra Torres vor Medien mit. Die Ex-First-Lady hat ihre Niederlage bisher nicht eingeräumt.

Guatemala leidet seit Jahren unter Armut, Korruption und Gewalt. Jedes Jahr wandern Tausende Guatemaltekinnen und Guatemalteken auf der Flucht vor Armut und Gewalt in die USA aus. Die Geldsummen, die sie aus den USA an ihre Familien in Guatemala überweisen, sind im vergangenen Jahr auf 18 Milliarden Dollar (rund 17 Mrd. Euro) gestiegen – damit machen die Überweisungen 19 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von Guatemala aus.