Blick aus einem Auto auf einen ukrainischen Panzer in der Nähe des ukrainischen Dorfes Robotyne
Reuters/Viacheslav Ratynskyi
Ukraine-Offensive

Bericht über wichtigen Vorstoß im Süden

Die ukrainischen Streitkräfte gehen einem Kommandanten zufolge davon aus, die schwierigste russische Verteidigungslinie im Süden des Landes durchbrochen zu haben. Daher könnten sie nun schneller vorrücken, sagte ein namentlich nicht genannter ukrainischer Kommandant der Nachrichtenagentur Reuters. Ob das gelingt, bleibt offen. Russische Verbände hätten weiteren ukrainischen Angaben zufolge damit begonnen, die dahinter liegenden Verteidigungslinien zu verstärken.

Ungeachtet dessen sei den Reuters-Angaben zufolge der offenbar bei Offensive befehligende Kommandant dennoch davon überzeugt, dass die ukrainischen Streitkräfte nun bei der Offensive im Süden deutlich schneller vorankommen werden. „Wir haben die Hauptstraßen, die vermint waren, passiert. Wir kommen zu den Linien, an denen wir vorrücken können“, zitiert die Nachrichtenagentur dazu den ukrainischen Kommandanten.

Eine unabhängige Bestätigung der Angaben gibt es nicht. Zuletzt mehrten sich allerdings Berichte über zunehmende Bewegung an vereinzelten Frontabschnitten. Erst am Mittwoch erklärten die ukrainischen Streitkräfte, sie hätten die Nationalflagge in der Siedlung Robotyne in der südlichen Region Saporischschja, etwa zehn Kilometer südlich der Frontstadt Orichiw, gehisst.

„Nächstes Ziel Berdjansk“

„Wir machen hier nicht halt“, sagte der Kommandant. Das nächste Ziel sei die Hafenstadt Berdjansk. „Ich habe meinen Kämpfern sofort klargemacht: Unser Ziel ist nicht Robotyne, unser Ziel ist das Asowsche Meer.“ Robotyne liegt ungefähr 100 Kilometer vor Berdjansk und 85 Kilometer von der als strategisch wichtig angesehenen Stadt Melitopol. Beide werden von russischen Truppen kontrolliert.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj versprach in dieser Woche die Befreiung der ganzen Ukraine – auch der bereits 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim. Russland ist am 24. Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert mit dem Ziel, die Regierung in Kiew zu stürzen. Derzeit kontrollieren russische Truppen Teile des Landes im Süden und Osten.

Tote bei russischem Angriff auf Cafe

Neben den Kämpfen auf dem Boden beschießt Russland regelmäßig ukrainische Städte mit Raketen und trifft dabei auch zivile Ziele. Am Samstag wurde bei einem russischen Angriff in der ostukrainischen Ortschaft Podoly ein Cafe getroffen. Zwei Menschen wurden getötet, einer verletzt, schrieb der Gouverneur der Region Charkiw, Oleh Synehubow, in Telegram.

Ermittler nach einem russischen Angriff in der ukrainischen Ortschaft Podoly, einem Vorort von Kupjansk
APA/AFP/Office Of The Prosecutor General Of Ukraine
Zwei Menschen starben bei einem russischen Angriff in Podoly

Podoly war kurz nach der russischen Invasion im Februar 2022 von russischen Soldaten besetzt, im September aber von ukrainischen Truppen zurückerobert worden. Die russische Armee hatte in den vergangenen Wochen versucht, an der Front in der Region Charkiw vorzurücken. Die ukrainische Armee spricht zwar von schwierigerer gewordenen Kämpfen. Die eigenen Stellungen würden aber erfolgreich verteidigt. Zu dem Bericht über den jüngsten Angriff in Podoly gab es vorerst keine Reaktion aus Moskau. Russland weist Vorwürfe, Zivilistinnen und Zivilisten ins Visier zu nehmen, stets zurück.

GB erwartet verstärkte russische Angriffe auf Kupjansk

Russland könnte nach Einschätzung britischer Militärexperten indes seine Angriffe im Raum östlich der Städte Kupjansk und Lyman im Nordosten der Ukraine verstärken. Die ukrainische Gegenoffensive habe russische Streitkräfte im östlichen Bachmut und in der Südukraine unter Druck gesetzt, schrieb das Verteidigungsministerium in London am Samstag. Russland habe aber kleinere Angriffe im Nordosten im Sektor Kupjansk-Lyman fortgesetzt und dort begrenzte, lokale Fortschritte erzielt.

Während die Ukraine im Süden weiterhin allmählich an Land gewinne, könnte Russland nach britischer Einschätzung versuchen, die Initiative wiederzuerlangen, indem es auf eine „Offensive auf operationaler Ebene" zurückschwenke."Kupjansk-Lyman ist eine mögliche Gegend dafür“, schrieben die Briten in ihrem täglichen Lagebericht.

Pufferzone bei Luhansk geplant?

Möglich wäre demnach, dass Russland die Intensität seiner Offensivbemühungen auf der Achse Kupjansk-Lyma in den nächsten beiden Monaten verstärke – „wahrscheinlich mit dem Ziel, nach Westen bis zum Fluss Oksil vorzudringen und eine Pufferzone um die Gegend Luhansk zu schaffen.“

Die Ukraine hatte die von Russen besetzte Stadt Kupjansk im Gebiet Charkiw im vergangenen Jahr befreit. Die Stadt und das Umland wurden danach immer wieder Ziel des russischen Beschusses. Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.