Blumen und Kerze vor Bild von Prigoschin
Reuters
Moskau

DNA-Tests bestätigen Prigoschins Tod

Vier Tage nach dem Absturz eines Privatflugzeugs in Russland ist der Tod von Söldnerführer Jewgeni Prigoschin nach Angaben der russischen Ermittler durch DNA-Tests bestätigt. Bei den Untersuchungen seien alle zehn Todesopfer des Absturzes identifiziert worden, erklärte das russische Ermittlungskomitee am Sonntag. Es handle sich um die auf der Passagierliste des Fluges aufgeführten Personen.

„Die molekulargenetischen Untersuchungen im Rahmen der Ermittlungen zum Flugzeugabsturz in der Region Twer wurden abgeschlossen“, sagte Swetlana Petrenko, Sprecherin des für schwere Straftaten zuständigen Ermittlungskomitees. Nähere Angaben machte das Ermittlungskomitee zunächst nicht. Die Ermittler äußerten sich auch nicht zu den untersuchten Spuren.

Die Ursache des Absturzes ist offiziell bisher nicht geklärt. Allerdings gehen weite Teile der russischen Öffentlichkeit, die Ukraine und viele westliche Regierungen davon aus, dass der Privatjet gezielt zum Absturz gebracht wurde. Von Bomben an Bord der Maschine bis hin zu einem Abschuss mittels Raketen reichen die Thesen.

Bisher nur indirekte Bestätigung durch Putin

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte Donnerstagabend nur indirekt den Tod seines einstigen Günstlings Prigoschin, der als Chef der Privatarmee Wagner zwei Monate zuvor gegen ihn gemeutert hatte, bestätigt. Laut Passagierliste befanden sich Prigoschin und der Wagner-Kommandeur Dmitri Utkin sowie weitere Führungsfiguren von Wagner an Bord.

Prigoschin war nach dem Aufstand offiziell bei Putin in Ungnade gefallen. Seine Wagner-Kämpfer waren Richtung Moskau gezogen, um nach eigenen Angaben mit Betrug, Korruption und Bürokratie aufzuräumen. Die von Prigoschin aufgebaute Truppe hatte für Russland erst inoffizielle Spezialaufträge in Syrien, später auch in mehreren Staaten Afrikas erfüllt. Prigoschin warb für den Angriffskrieg gegen die Ukraine auch Häftlinge aus russischen Gefängnissen an.

Kreml weist Verstrickung von sich

Der Machtkampf zwischen Putin und Prigoschin wurde unter Vermittlung des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko beendet. Demzufolge erklärte sich Prigoschin dazu bereit, nach Belarus zu gehen. Im Gegenzug wurde keine Anklage gegen den Söldnerführer in Russland erhoben und Straffreiheit zugesichert. Der Kreml bestritt zuletzt, den Befehl für Prigoschins Tod gegeben zu haben. „Das ist eine absolute Lüge“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag.

Lukaschenko sagte zu den Spekulationen, er halte es nicht für möglich, dass Putin hinter Prigoschins Tod stecke. Der Flugzeugabsturz sei eine „zu grobe und unprofessionelle Arbeit“, als dass Putin dafür verantwortlich sein könnte. Putin sprach bereits am Donnerstag in der Vergangenheitsform von dem „talentierten Geschäftsmann“ und Söldnerführer Prigoschin. „Er war ein Mensch mit einem schwierigen Schicksal und er hat ernsthafte Fehler gemacht“, sagte er.

Kommt Putin zu Begräbnis?

Gefragt, ob Putin an einem Begräbnis Prigoschins teilnehmen würde, sagte Peskow am Freitag, das sei unmöglich zu sagen. Putin habe einen „sehr vollen Terminkalender“. Zur Zukunft der Wagner-Söldner sagte Peskow, die Existenz der Gruppe habe keine rechtliche Grundlage. Allerdings habe Wagner einen großen Beitrag geleistet für den Krieg in der Ukraine, den Russland lediglich militärische Operation nennt.

Am Freitag unterzeichnete Putin ein Dekret, wonach russische paramilitärische Organisationen wie die Wagner-Truppe künftig einen Treueeid auf den russischen Staat ablegen müssen. Laut dem auf der Website des Präsidialamts veröffentlichten Dekret müssen alle „freiwilligen Kämpfer“ und Mitglieder privater militärischer Organisationen – wie bisher schon reguläre Soldaten – Russland „Treue“ und „Loyalität“ schwören und zudem geloben, „die Befehle der Kommandeure und Vorgesetzten strikt zu befolgen“.

Wagner-Kämpfer sollen weiterhin nach Belarus

Lukaschenko sagte am Freitag, dass die Tausenden Wagner-Söldner wie geplant in Belarus stationiert werden. „Wagner hat gelebt, Wagner lebt und Wagner wird in Belarus leben“, so Lukaschenko laut der staatlichen belarussischen Nachrichtenagentur Belta. Der „Kern“ der Gruppe Wagner werde in Belarus sein, binnen „weniger Tage“ würden „alle dort sein, bis zu 10.000 Personen“. Prigoschin und er hätten zur Stationierung der Wagner-Gruppe „schon ein System aufgebaut“.