Das Feuer, das in der Nähe der Stadt Alexandroupolis ausgebrochen war, wütet in der nordöstlichen Region Evros teilweise unkontrolliert. Für mehrere Dörfer in dem Gebiet wurden Evakuierungen angeordnet. Starke Winde und hohe Temperaturen würden das Feuer verstärken. „Wir haben eine Art Verteidigungslinie gebildet, damit die Flammen nicht in den Kern des Waldes von Dadia eindringen“, sagte ein Sprecher der griechischen Feuerwehr im griechischen Rundfunk (ERT).
Der Nationalpark von Dadia ist ein wichtiger Lebensraum sowie Winterquartier für Raubvögel. Für die örtliche Tourismusbranche, die Forstwirtschaft und für Bienenzüchter ist der Wald eine wichtige Einnahmequelle. Expertinnen und Experten zufolge ist die Vegetation in dem Nationalpark teilweise so dicht, dass die Flammen oftmals nicht zu sehen sind und das Löschwasser die Bodenfeuer nicht erreicht.
Am Dienstag gab es allerdings vorsichtig optimistische Nachrichten von den Behörden. Zwar wurde eine große Fläche des Waldes von den Flammen zerstört, allerdings sah man vereinzelt auch immer wieder größere Grünflächen, die vom Feuer verschont geblieben sind.

Umgebauter Leopard-Panzer im Einsatz
Insgesamt rund 500 Feuerwehrleute kämpfen laut Angaben der griechischen Feuerwehr mit 100 Fahrzeugen, sechs Löschflugzeugen und vier Hubschraubern gegen die Flammen an. Außerdem wurde aus Mittelgriechenland ein Spezialfahrzeug in die Region transportiert, wie der Nachrichtensender Skai zeigte: ein zum Löschen umgebauter Leopard-Panzer mit einer Kapazität für 15.000 Liter Löschwasser.
Zudem ist auch Verstärkung aus anderen europäischen Ländern ist im Einsatz. Mehr als 350 Feuerwehrleute wurden aus Rumänien, Frankreich, Tschechien, Bulgarien, Albanien, der Slowakei und Serbien nach Griechenland entsandt. Über 800 Quadratkilometer Land sind in der Region bereits verbrannt, hieß es vom Copernicus-Dienst für Katastrophen- und Krisenmanagement der Europäischen Union (EMS).

Nach Einschätzung aus Brüssel handelt es sich dabei um die größte derartige Katastrophe, die je in der europäischen Union verzeichnet wurde. Die EU habe bereits fast die Hälfte ihrer Löschflugzeuge und -hubschrauber mobilisiert, so ein Sprecher der Kommission am Dienstag.
Über 4.000 tote Nutztiere
Nach ersten Schätzungen sind den schweren Waldbränden im Nordosten auch Tausende Nutztiere zum Opfer gefallen. Man sei „am Boden zerstört“, hieß es vom Präsidenten des Viehzüchterverbandes der Hafenstadt Alexandroupolis, Kostas Dounakis, am Montag gegenüber dem TV-Sender ANT1. Mehr als 4.000 Ziegen und Schafe seien verbrannt und viele weitere würden noch vermisst.
Zudem seien mindestens 50 Stallungen verbrannt, dazu auch Lagerhallen mit Futtermitteln. Dounakis forderte schnelle finanzielle Hilfen des Staates, zumal auch Weideflächen verbrannt seien und die Tiere nichts zu fressen hätten. Außerdem warnte er vor dem kommenden Winter: Wegen der großen verbrannten Flächen werde es voraussichtlich zu schweren Überschwemmungen kommen, sobald starker Regen einsetze.
Griechenland: Brände nicht unter Kontrolle
Für viele Teile Griechenlands wurde die Waldbrandgefahr vom Zivilschutz weiterhin mit „hoch“ angegeben, darunter weite Teile der Halbinsel Peloponnes, die Region Attika rund um die Hauptstadt Athen, die Kykladeninseln und Kreta. Die Feuerwehr sowie Polizei und Militär patrouillierten in den betreffenden Gegenden auf dem Boden und aus der Luft, um neue Brandherde so früh wie möglich zu entdecken.
21 Tote vergangene Woche
Regierungssprecher Pavlos Marinakis sagte, dass der Brand die Definition dessen sei, was man als „Megabrand“ bezeichnet. Es wird erwartet, dass die griechischen Abgeordneten am Donnerstag im Parlament über die Auswirkungen der verheerenden Brände und staatliche Vorkehrungsmaßnahmen beraten werden.
Bereits am Dienstag beschloss die griechische Regierung in einer Sondersitzung, die abgebrannten Wälder sofort wieder aufzuforsten. Zudem sollen umgehend Maßnahmen gegen Überflutungen der Gebiete im Winter getroffen werden. So müssten die Flüsse der Region gereinigt und ein Hochwasserschutz installiert werden. Zudem wolle man sich um die Tierwelt kümmern und in den nächsten Monaten Futter und Wasser bereitstellen. In den verbrannten Gebieten finden aktuell weder Nutz- noch Wildtiere Futter und sauberes Wasser.

Der Brand hatte seit letzter Woche zudem 20 Menschen das Leben gekostet, der bisher tödlichste Waldbrand in Europa in diesem Sommer. Bei den meisten von ihnen dürfte es sich um Flüchtlinge gehandelt haben, die die nahe gelegene Grenze zur Türkei überquert hatten. Bei einem weiteren Brand im zentralen Griechenland kam außerdem ein Mann ums Leben, der angeblich versuchte hatte, sein Vieh vor den Flammen zu retten.
74 Waldbrände wüteten am Montag
Die Lage bei einem weiteren Großbrand, der seit Tagen auf dem Berg Parnitha am nordwestlichen Stadtrand von Athen brennt, schien sich am Montag deutlich zu verbessern, obwohl er offiziell noch immer nicht unter Kontrolle war. Wie die Feuerwehr mitteilte, kämpften 260 Feuerwehrleute mit 77 Fahrzeugen, einem Flugzeug und einem Hubschrauber noch immer gegen das Aufflammen des Feuers.

Auch in weiteren Teilen Griechenlands wurde Waldbrandgefahr vom Zivilschutz weiterhin mit „hoch“ angegeben, darunter weite Teile der Halbinsel Peloponnes, die Region Attika rund um die Hauptstadt Athen, die Kykladeninseln und Kreta. In der vergangenen Woche wurde Griechenland täglich von Dutzenden von Bränden heimgesucht. Im ganzen Land kämpften die Feuerwehrleute am Montag gegen 74 Waldbrände, von denen allein 27 zwischen Sonntagabend und Montagabend ausgebrochen waren.
Wetterextreme & Klimakrise
Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut dem aktuellen IPCC-Bericht aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.
Bei den Bränden, bei denen Hunderte Menschen in ganz Griechenland ihre Häuser verlassen mussten, handelt es sich um den zweiten größeren Waldbrandausbruch in diesem Sommer. Im Juli wurden etwa 20.000 ausländische Touristinnen und Touristen von der Insel Rhodos in Sicherheit gebracht, während ein Waldbrand Ferienanlagen und Hotels niederbrannte. Seit Jahresbeginn brannten mehr als 120.000 Hektar nieder. Die Regierung in Athen führt das auf den globalen Klimawandel zurück.
Brandstiftung nicht ausgeschlossen
Die Behörden untersuchten unterdessen die Ursachen der Brände, bei einigen der kleineren Brände gehen sie von Brandstiftung oder Fahrlässigkeit aus, mehrere Personen wurden festgenommen. Am Samstag verhaftete die Feuerwehr zwei Männer, einen auf der Insel Euböa und einen in der zentralgriechischen Region Larissa.
In Griechenland gibt es Vorschriften zur Verhütung von Waldbränden, die in der Regel von Anfang Mai bis Ende Oktober gelten und u. a. das Grillen im Freien einschränken. Bis Freitag hatten Beamte der Feuerwehr seit Beginn der Brandschutzsaison 163 Personen wegen Brandstiftung festgenommen, so Marinakis, darunter 118 wegen Fahrlässigkeit und 24 wegen vorsätzlicher Brandstiftung. Die Polizei habe weitere 18 Festnahmen vorgenommen, sagte er.