Motomachi Fabrikshalle von Toyota in Japan
Reuters/Issei Kato
Nichts geht mehr

Systemfehler legt Toyota-Produktion lahm

Bei Toyota stehen in Japan alle Bänder still. Der weltgrößte Automobilhersteller habe wegen eines Fehlers in seinem Produktionssystem die Arbeit in allen 14 Montagewerken in Japan eingestellt, teilte der Autobauer am Dienstag mit. Schuld sei ein Fehler im System zur Verwaltung der Teilebestellung, weshalb die für die Produktion erforderlichen Teile nicht mehr beschafft werden könnten, gab Toyota schließlich am Dienstag bekannt.

Die Fertigung solle an 25 Produktionslinien in einem Dutzend Werken Mittwochfrüh aufgenommen werden, teilte Toyota mit, am Mittwochnachmittag sollten zwei weitere Standorte folgen. Der Fehler sei „wahrscheinlich nicht auf einen Cyberangriff zurückzuführen“, sagte ein Konzernsprecher der Nachrichtenagentur Reuters. Das gesamte Ausmaß des Produktionsausfalls sei noch unklar. Toyota suchte am Dienstag mit Hochdruck nach der Ursache für die Störung seines Produktionssystems.

Der japanische Autofabrikant ist ein Pionier der Just-in-time-Produktion, bei der Zulieferer die Teile zu dem Zeitpunkt an die Bänder liefern, zu dem sie benötigt werden. Dadurch werden zwar die Lagerkosten niedrig gehalten, die Strategie führt aber dazu, dass bei einem Engpass in der Logistikkette die Produktion aus dem Takt geraten kann.

Motomachi Fabrikshalle von Toyota in Japan
Reuters/Issei Kato
Ein Blick in eine Toyota-Werkshalle in Japan

Im vergangenen Jahr hatte Toyota seine Produktion kurzzeitig aussetzen müssen, als einer seiner Zulieferer von einem Hackerangriff betroffen war. Damals hatte der Autokonzern den Betrieb dank eines Back-up-Netzwerks wieder aufnehmen können.

Durchschnittlich 13.500 Fahrzeuge pro Tag

Die von Toyota herausgegebenen Informationen deuten nach Einschätzung des deutschen Automobilindustrieexperten und Wirtschaftswissenschaftlers Ferdinand Dudenhöffer auf einen Fehler in der zentralen Produktionssteuerung hin.

„Wenn in der zentralen Produktionssteuerung etwas nicht funktioniert, kann es durchaus sein, dass es durch einen Angriff von außen lahmgelegt worden ist.“ Er erinnerte etwa an den Hackerangriff beim Zulieferer Continental im vergangenen Jahr. „Es hat monatelang gedauert, bis erkannt wurde, dass es sich um einen Cyberangriff handelte.“

Die 14 Werke stehen für insgesamt rund ein Drittel der weltweiten Produktion von Toyota. Im Schnitt liefen bei den Marken von Toyota – ohne Daihatsu und Hino – im ersten Halbjahr 13.500 Fahrzeuge am Tag vom Band, wie Reuters auf Basis der Arbeitstage errechnete.

Motomachi Fabrikshalle von Toyota in Japan
AP/Kyodo News
Motomachi Fabrikshalle von Toyota in Japan

Betriebsgewinn im ersten Quartal fast verdoppelt

Toyota hat das operative Ergebnis dank gestiegener Verkaufszahlen und günstiger Wechselkurse nahezu verdoppelt. Der Betriebsgewinn sprang im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 um 94 Prozent auf gut eine Billion Yen (6,4 Mrd. Euro), wie der weltgrößte Autohersteller Anfang August mitteilte. Das ist deutlich mehr, als Analysten und Analystinnen erwartet hatten.

Aufgrund der wieder rund laufenden Halbleiterversorgung und Produktivitätssteigerungen sei der Absatz in allen Regionen gestiegen, teilte Toyota weiter mit. Weltweit verkaufte der Autokonzern im Zeitraum April bis Juni mehr als 2,5 Millionen Fahrzeuge seiner Marken Toyota und Lexus, um 8,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Mehr als ein Drittel davon waren Hybridautos und andere elektrifizierte Fahrzeuge.

E-Auto-Entwicklung soll beschleunigt werden

Toyota setzt unter seinem neuen Vorstandschef Koji Sato inzwischen stärker auf Elektroautos und will mit neuer Batterie- und Produktionstechnik aufholen. Bei reinen E-Autos hinkt der Erfinder der Hybridautos der Konkurrenz hinterher – allen voran dem amerikanischen Marktführer Tesla.

Systemfehler stoppt Toyotas Produktion

Beim japanischen Autoriesen Toyota hat ein technisches Problem zu einem erheblichen Produktionsausfall in Japan geführt. Es sei unklar, wann der Betrieb wieder anlaufe.

Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, beschleunigt Toyota nun die Entwicklung von Elektroautos in China, dem weltgrößten Pkw-Markt. Dabei wählt Toyota einen ähnlichen Weg wie der deutsche Rivale Volkswagen und bildet für einzelne Projekte Entwicklungsteams aus Ingenieuren seiner verschiedenen Produktions-Joint-Ventures mit lokalen Firmen wie der FAW Group, außerdem bindet Toyota den chinesischen Auto- und Batteriehersteller BYD stärker ein. Dabei setzt das japanische Unternehmen nicht nur auf rein batteriegetriebene Fahrzeuge, sondern auch auf Hybridautos sowie Brennstoffzellenantriebe, die Wasserstoff verwenden.

Kooperation mit Pony.ai

Toyota will ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Robotaxi-Fahrdienstleister Pony.ai gründen. Insgesamt würden die beiden Unternehmen zusammen mit GAC-Toyota, einer Kooperation zwischen dem japanischen Autohersteller und der staatlichen chinesischen Guangzhou Automobile Group, gut eine Milliarde Yuan (128 Mio. Euro) investieren, teilte Pony.ai Anfang August mit.

Das neue Unternehmen werde Fahrzeuge bauen, die die autonome Fahrtechnologie und die Fahrdienste des Start-ups integrieren. Dieser Schritt werde die Entwicklung der vernetzten Autoindustrie unterstützen, sagte Peng Jun, Chef von Pony.ai. Toyota hat seit der ersten Zusammenarbeit mit dem chinesischen Unternehmen im Jahr 2019 Hunderte von Millionen Dollar in Pony.ai gesteckt.

Harter Konkurrenzkampf in China

Ausländische Autobauer stehen in der Volksrepublik unter dem Druck heimischer Hersteller, die ihnen mit günstigen und leistungsfähigen E-Autos Kunden und Kundinnen abnehmen. In der Branche tobt schon seit einigen Monaten ein harter Preiskampf um Marktanteile. Toyota erklärte, die Konkurrenz in China sei „äußerst schwierig“ geworden. Wechselkursschwankungen und Preissenkungen hätten die Ergebnisse dort belastet.

Besonders gut lief es für Toyota auf dem Heimatmarkt Japan, wo sich der Betriebsgewinn auf 700,7 Mio. Yen mehr als verdoppelte. Das waren mehr als 60 Prozent des Gesamtergebnisses. Auch in Nordamerika – dem für Toyota größten Markt – profitierte der Autokonzern von der wieder besser laufenden Chipversorgung und konnte die im vergangenen Jahr aufgestauten Bestellungen abarbeiten.

Seine Prognose bekräftigte der Vorstand. Demnach will Toyota den Betriebsgewinn in dem bis Ende März 2024 laufenden Geschäftsjahr um zehn Prozent auf drei Billionen Yen (19,2 Mrd. Euro) steigern. Analysten halten sogar noch mehr für möglich, da die japanischen Experten und Expertinnen oft konservative Vorhersagen machen, heißt es.