Kritik an Melonis Partner nach TV-Sager zu Vergewaltigung

Der italienische Journalist Andrea Giambruno, Lebensgefährte der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, ist nach seinen Äußerungen über Vergewaltigungen in seiner TV-Talkshow des „Victim Blaming“ (Täter-Opfer-Umkehr) beschuldigt worden. Giambruno, der die Sendung „Diario del giorno“ (Tagebuch) auf dem Privatsender Rete 4 moderiert, äußerte sich, nachdem eine Gruppenvergewaltigung einer jungen Frau in Palermo für Schlagzeilen gesorgt hatte.

Der italienische Journalist Andrea Giambruno
Reuters/Yara Nardi

„Wenn man tanzen geht, hat man jedes Recht, sich zu betrinken – es sollte hier keine Missverständnisse und Probleme geben –, aber wenn man es vermeidet, sich zu betrinken und die Sinne zu verlieren, vermeidet man vielleicht auch, in gewisse Probleme zu geraten und einem Wolf zu begegnen“, sagte er in seiner Sendung am Montagabend. Seine Worte lösten eine Welle der Empörung aus.

„Ich sage Giambruno, dass Burschen zu Respekt erzogen werden sollten, anstatt Mädchen beizubringen, vorsichtig zu sein“, sagte Cecilia D’Elia, Senatorin der oppositionellen Partito Democratico. Politikerinnen und Politiker der oppositionellen Fünf-Sterne-Bewegung forderten die Mediengruppe Mediaset, also den Arbeitgeber Giambrunos, auf, Maßnahmen gegen den Journalisten zu ergreifen. Die Gruppenvergewaltigung in Palermo, der eine 19-Jährige zum Opfer wurde, sorgte zuvor für helle Empörung in Italien.

Giambruno beklagt „surreale“ Kontroverse

Giambruno, dessen Fernsehkarriere Aufschwung bekommen hat, seit Meloni im Oktober letzten Jahres Premierministerin einer rechtsgerichteten Regierung wurde, erwiderte, seine Bemerkungen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden, um eine „surreale“ Kontroverse zu erzeugen.

„Ich habe nicht behauptet, dass es Männern freisteht, betrunkene Frauen zu vergewaltigen“, sagte er der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ in einem Interview. „Einige Politiker springen auf eine falsche Schlagzeile auf und fordern meine Suspendierung, aber aus welchem Grund? Weil ich jungen Leuten vom Drogen- und Alkoholkonsum abgeraten habe?“, fügte er hinzu. Meloni, die mit Giambruno eine sechs Jahre alte Tochter hat, äußerte sich bisher nicht zu den Worten ihres Lebensgefährten.

Es ist nicht das erste Mal, dass Giambruno mit seinen Äußerungen für Kontroversen sorgt. Im Juli sagte er dem deutschen Gesundheitsminister Karl Lauterbach, er solle „zu Hause bleiben, im Schwarzwald bleiben“, nachdem Lauterbach Fragen zur Zukunft des Tourismus in Südeuropa wegen der Hitzewellen aufgeworfen hatte.