Analyse: EU-Länder kaufen mehr Flüssigerdgas aus Russland

Europäische Länder haben in den ersten sieben Monaten dieses Jahres einem Bericht zufolge mehr Flüssigerdgas aus Russland gekauft als vor Moskaus Angriff auf die Ukraine. Von Jänner bis Juli kauften die EU-Länder rund 22 Millionen Kubikmeter LNG, wie aus einer heute veröffentlichten Untersuchung der Umweltorganisation Global Witness auf Basis von Daten des Rohstoffanalyseunternehmens Kpler hervorgeht.

Das sei ein Anstieg von 40 Prozent verglichen mit dem gleichen Zeitraum 2021 – vor dem Kriegsbeginn. 2022 wurden den Angaben zufolge gut 21 Millionen Kubikmeter LNG aus Russland nach Europa importiert.

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar 2022 haben die EU-Länder die Einfuhr von Kohle und – mit Ausnahmen – von Rohöl aus Russland verboten und sich verpflichtet, die Einfuhr anderer fossiler Brennstoffe zu reduzieren.

Spanien als zweitgrößter Abnehmer nach China

Schätzungsweise rund 5,3 Milliarden Euro hätten die EU-Länder in den ersten sieben Monaten des Jahres für das flüssige Erdgas ausgegeben und damit 52 Prozent der russischen Exporte gekauft, hieß es in dem Bericht. 2022 gingen den Angaben zufolge 49 Prozent der russischen LNG-Ausfuhren nach Europa, 2021 waren es 39 Prozent.

Dabei sei Spanien bis Juli mit einem Bezug von 18 Prozent der zweitgrößte Abnehmer der gesamten russischen LNG-Verkäufe, nur China kaufe noch mehr (20 Prozent). 17 Prozent der Ausfuhren gingen den Angaben zufolge nach Belgien. Spanien hat mit sechs LNG-Terminals die meisten in Europa. Hier wird importiertes Flüssiggas umgewandelt. Auch vom LNG-Terminal im belgischen Zeebrügge wird das Gas weiter transportiert, auch nach Deutschland.

Jonathan Noronha-Gant von Global Witness sagte: „Europas auf fossilem Gas basierendes Energiesystem ist eine Klimakatastrophe und ein Sicherheitsrisiko, das kriegstreibende Regime finanziert und tödliche Wetterextreme anheizt.“ Die Tatsache, dass die nationalen Hauptstädte mehr Flüssiggas aus Russland kaufen als vor dem Krieg, zeige, dass sich nicht schnell genug bewegt werde, um Gas durch erneuerbare Energien zu ersetzen.