Lehrerin hilft einer jungen Schülerin
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Schulstart

Viel Zuversicht trotz offener Stellen

Wenn der Sommer endet, beginnt die Schule – und gleichzeitig rückt der Lehrermangel wieder in den Vordergrund. Über die Ferienmonate wurden zig Lehrerstellen ausgeschrieben und neu besetzt. In den Ländern zeigt man sich auf ORF.at-Nachfrage zuversichtlich. Der Unterricht sei zur Gänze sichergestellt. Personelle Vorbereitungen laufen noch, insbesondere in Wien ist die Situation herausfordernd.

In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland hat das neue Schuljahr am Montag gestartet, in den anderen Bundesländern geht es eine Woche später los. Bis zuletzt stellten sich viele die Frage, ob genügend Lehrer und Lehrerinnen gefunden werden konnten.

Gegenüber ORF.at teilte das Bildungsministerium mit, dass für das Schuljahr 2023/24 fast 7.000 Stellen für den Landes- und Bundesschulbereich ausgeschrieben wurden. Beworben hätten sich knapp 11.400 Personen. Im August hatte ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek betont, dass man trotz des generellen Arbeitskräftemangels jede Unterrichtsstunde halten wird können. Das sagte Polaschek auch am Montag bei einer Pressekonferenz zu Schulbeginn. Wie viele der rund 120.000 Lehrerstellen noch nicht besetzt sind, konnte das Ressort mit Verweis auf z. B. Schwangerschaften und Krankenstände nicht sagen. Polaschek wollte am Montag auch auf Nachfrage bei seiner Pressekonferenz keine Zahl nennen.

ORF.at fragte deshalb bei den Bildungsdirektionen in den Ländern an. Trotz aller Möglichkeiten, die Quereinsteiger, Lehramtsstudierende und pensionierte Lehrkräfte umfassen, sind nicht alle Stellen besetzt. Nur in Niederösterreich werde nicht mehr nach Personal gesucht, heißt es. In den restlichen Bundesländern laufen die letzten Vorbereitungen für den ganzjährigen Schulbetrieb.

Viele ausgeschriebene Posten

„Aus derzeitiger Beurteilung kann der Schulbetrieb für das Schuljahr 2023/2024 personaleinsatztechnisch positiv anlaufen“, hieß es etwa aus der Steiermark. Im Pflichtschulbereich werden nochmals 126 Stellen in Volksschulen und 74 Stellen in Mittel- und Polytechnischen Schulen ausgeschrieben. Das betreffe hauptsächlich Teilzeitstellen und Stellen, die wenige Stunden umfassen.

Aus der Tiroler Bildungsdirektion hieß es, dass der Unterricht in den Pflichtschulen „voraussichtlich zur Gänze sichergestellt werden kann. Derzeit gibt es noch gewisse Engpässe. Wie schon in früheren Jahren wird es wieder in einem gewissen Ausmaß der Abdeckung von Unterrichtsstunden durch Mehrdienstleistungen bedürfen.“ In Oberösterreich werden eine Woche vor Schulstart die letzten Bewerbungen ausgewertet. Ende August waren 299 Stellen ausgeschrieben.

Junge Kinder zeigen in einer Klasse auf
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Ein neues Schuljahr beginnt – dieses Jahr mit mehr Quereinsteigenden als in den vergangenen Jahren

In Vorarlberg sind derzeit vier Stellen unbesetzt, im Burgenland fünf. In Salzburg läuft aktuell die letzte Ausschreibungs- bzw. Bewerbungsphase für den Schulstart. Das Land sucht 55 Lehrer und Lehrerinnen für den Pflichtschulbereich. Die Bildungsdirektion in Kärnten konnte noch keine „valide Auskunft“ geben, man sei aber zuversichtlich, alle Stellen bis nächste Woche zu besetzen.

Wien sucht nach „Lösungen“

In Wien ist die Personalsituation noch herausfordernd. In den meisten Schulen in Wien konnten „ausreichend“ Pädagogen und Pädagoginnen angestellt werden, wie es aus der Bildungsdirektion gegenüber ORF.at hieß. In den vergangenen Wochen sind jedoch 1.500 Pädagoginnen und Pädagogen neu angestellt worden.

„Besonders im Volksschulbereich werden wir auch noch die nächsten Tage benötigen, um für einige Klassen Lösungen zu entwickeln – dies betrifft noch 20 von 12.000 Klassen“, hieß es. Derzeit würden im Pflichtschulbereich noch 31 Lehrer und Lehrerinnen fehlen. Das seien gerade 0,2 Prozent der rund 16.000 Lehrkräfte dieser Schulformen.

Allerdings stehen auch viele Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen in den Klassen. In Wien sind das etwa im kommenden Schuljahr 100 Personen, die über keine – oder zumindest noch keine abgeschlossene – pädagogische Ausbildung verfügen.

Quereinsteigende sollen Lehrerlücke füllen

Stärker als in den vergangenen Jahren wird dieses Schuljahr auf Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger gesetzt. Laut Daten aus dem Bildungsministerium haben 3.300 Personen eine Zertifizierung für den Quereinstieg beantragt, 1.500 wurden zertifiziert, 600 davon haben sich für eine Stelle an einer Schule beworben. Bildungsminister Polaschek führt die hohe Zahl an Bewerbungen für den Quereinstieg auf die Lehrkräfteinitiative „Klasse Job“ zurück.

Für einen Quereinstieg infrage kommt, wer ein passendes Studium und eine fachlich geeignete Berufserfahrung vorweisen kann. Nach einer erfolgreichen Zertifizierung muss man eine Stelle an einer Schule erhalten und dann parallel zum Unterrichten innerhalb von acht Jahren ein Quereinsteigerstudium an einer Pädagogischen Hochschule (PH) abschließen, wo bildungswissenschaftliche und fachdidaktische Kompetenzen vermittelt werden.

Dafür winkt eine Anstellung im normalen Lehrergehaltsschema. Bisher bekamen Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen an Schulen hingegen meist nur (in der Regel schlechter bezahlte) Sonderverträge. Nach der alten Regelung kamen pro Jahr im Regelfall nur bis zu 400 Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen an die Schulen.

Schulstart in Ostösterreich

Erster Schultag in diesem neuen Schuljahr für rund 500.000 Schülerinnen und Schüler in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland.

Quereinstieg in Ländern

Vorarlberg konnte für dieses Schuljahr zusätzlich 86 Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen sowie 30 Lehramtsstudierende anstellen. In Tirol wurden mit Stand Ende August insgesamt 51 Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen an eine Schule zugewiesen. Über die Zahl der Lehramtsstudierenden, die zum Einsatz kommen werden, könne man noch nichts sagen, hieß es. In den Schulen in Niederösterreich wird es 68 Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger geben.

Aus der Bildungsdirektion Steiermark wurde mitgeteilt, dass man im Pflichtschulbereich 102 Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen einsetzen wird. 316 Studierende, die sich noch in der Ausbildungsphase zum Bachelor befinden, werden zusätzlich als Lehrpersonen eingesetzt. Insgesamt befinden sich in der Steiermark aber 10.286 Lehrpersonen im Dienststand.

Im Burgenland sind sieben Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen in der Pflichtschule angestellt. Von den neu angestellten Lehrpersonen sind rund ein Viertel im Bachelor-Studium bzw. stehen kurz vor dem Bachelor-Abschluss, hieß es. In Salzburg sind es 27 Personen, die quer einsteigen werden. Zudem greift das Land auf 279 Studierende zurück. Sie dürfen in allen Schulen eingesetzt werden, Quereinsteigende nur in den Sekundarstufen. Kärnten und Oberösterreich konnten noch keine detaillierten Zahlen nennen.