Erster Streik in japanischem Kaufhaus seit 61 Jahren

Erstmals seit 61 Jahren haben heute in Japan Mitarbeiter eines großen Kaufhauses gestreikt. Rund 900 Beschäftigte des Flagship-Stores Seibu und Gewerkschafter protestierten in Tokio im belebten Stadtteil Ikebukuro gegen den Verkauf der Kaufhaussparte Sogo & Seibu durch Seven & i an den US-Finanzinvestor Fortress.

Streik vor einer Seibu-Filiale in Tokio
Reuters/Kyodo

Umringt von Reporterinnen und Reportern und Kameraleuten forderten die Beschäftigten trotz der sommerlichen Hitze vor dem Kaufhaus Garantien für ihre Arbeitsplätze und den Bestand der Filialen. Denn Seven & i, Betreiber der weltgrößten Convenience-Store-Kette 7-Eleven, will die verlustreiche Kaufhauskette Sogo & Seibu an Fortress verkaufen.

Die Beschäftigten fürchten, dass nach dem Eigentümerwechsel Strategieänderungen zu einem Imageverlust führen. Sie kritisieren kursierende Pläne, wonach der Discount-Elektronikhändler Yodobashi Holdings etwa die Hälfte der Geschäfte übernehmen könnte.

Umsatzstärkstes Kaufhaus, aber rote Zahlen

Der Seibu-Laden in Ikebukuro ist Medienberichten zufolge Japans umsatzstärkstes Kaufhaus. Doch Eigentümer Sogo & Seibu schreibt seit vier Jahren rote Zahlen und hat rund 300 Mrd. Yen Schulden.

Streiks sind in Japan äußerst selten, Verhandlungen über Löhne und Arbeitsbedingungen werden in der Regel gütlich vereinbart. Seven & i entschuldigte sich für den Streik und erklärte, weiterhin Gespräche mit der Gewerkschaft zu führen.

Trotz des Streiks plant Seven & i nach Angaben einer mit der Angelegenheit vertrauten Person, den Verkauf im Laufe des Tages bekanntzugeben. Demnach werde die Kette zu einem niedrigeren Preis als den ursprünglich angekündigten 250 Milliarden Yen (1,57 Mrd. Euro) verkauft. Seven & i betonte indes, es sei noch nichts entschieden.