Asiatische Tigermücke
IMAGO/Roger Eritja
Kampf gegen Tigermücke

Paris besprüht ganze Wohnviertel

Die Klimaerhitzung erhöht auch in gemäßigten Gefilden das Risiko für durch Gelsen, Moskitos und Mücken übertragene Krankheiten. Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) etwa, ein bekannter Überträger unter anderem von Dengue-, Zika- und Chikungunya-Viren, breitet sich seit einiger Zeit auch in Mitteleuropa aus. In Stadtteilen von Paris wurden nun erstmals großflächig Insektizide zur Bekämpfung der invasiven Art versprüht.

In den frühen Morgenstunden am Donnerstag wurden im Südosten von Paris Straßen gesperrt und die Menschen aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben und die Fenster geschlossen zu halten, wie „Le Monde“ berichtete. Schädlingsbekämpfungsunternehmen versprühten Insektizide in Bäumen, Grünflächen und anderen Brutgebieten der Mücken. „Es war das erste Mal in Paris, aber nicht das erste Mal in Frankreich“, sagte die stellvertretende Bürgermeisterin von Paris, Anne Souyris, über die Aktion. „Der Süden Frankreichs ist schon seit einigen Jahren von Tigermücken betroffen.“

Die regionale Gesundheitsbehörde für die Hauptstadt, ARS Ile-de-France, teilte mit, dass das betroffene Gebiet 150 Meter um das Haus einer Person im 13. Bezirk der Hauptstadt liegt, die sich auf einer Reise mit Dengue-Fieber infiziert hatte. In der Nacht auf Freitag war eine zweite Aktion im Vorort Colombes nordöstlich des Pariser Zentrums geplant – auch hier war eine Person nach der Rückkehr von einer Auslandsreise an Dengue-Fieber erkrankt. Wenn eine Tigermücke eine Person sticht, die ein Virus aus dem Ausland eingeschleppt hat, wird sie zur Überträgerin der Krankheit.

Ein Mann in Schutzkleidung und mit Schutzmaske sprüht Insektizide
Reuters/Eric Gaillard
Die tropische Gelsenart ist mögliche Überträgerin von über 20 verschiedenen Krankheitserregern

Vormarsch in Europa

Die städtischen Behörden versuchen zu verhindern, dass in der Region Paris, in der etwa zwölf Millionen Menschen leben, eine Übertragungskette entsteht. Auch im französischen Straßburg wurden im Laufe des Sommers zwei nächtliche Mückenbekämpfungsaktionen nach dem Auftreten von Dengue-Fällen durchgeführt. Zum Einsatz kam dabei ein Gemisch aus Pyrethrinen und Pyrethroiden. Das Insektizid bleibt zehn Minuten lang in der Luft hängen und soll sofort tödlich auf die Mücken wirken.

Nachdem die Tigermücke 2004 erstmals in Frankreich gesichtet wurde, ist sie nach Angaben des Gesundheitsministeriums inzwischen in 71 der 96 Departements auf dem Festland präsent, sogar in Gebieten nahe der nördlichen Kanalküste. Das lässt sich auf weite Teile Europas umlegen: Vor zehn Jahren sei die Tigermücke in acht Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) nachgewiesen worden, jetzt seien es 13, hieß es unlängst von der EU-Gesundheitsbehörde ECDC. Die Zahl der betroffenen Regionen hat sich demnach in dem Zeitraum fast verdreifacht.

Grund für die Ausbreitung ist Fachleuten zufolge die Klimakrise. Europa wird wärmer, Hitzewellen und Überschwemmungen werden häufiger und heftiger, Sommer länger und wärmer, warnte die ECDC unlängst. Das erzeuge günstigere Bedingungen für invasive Arten wie eben Aedes albopictus.

Asiatische Tigermücke
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Tigermücken sind vor allem im urbanen Umfeld wie großen Städten verbreitet

Überleben auch im Winter

In Österreich wurde die Tigermücke erstmals vor elf Jahren nachgewiesen, 2022 wurde sie im Rahmen des Gelsenmonitorings der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) bereits in allen Bundesländern gefunden. In Teilen von Wien und Graz gibt es laut AGES sogar schon etablierte Populationen, die den Winter hier überstehen können.

Tigermücken sind „Containerbrüter“ und bevorzugen zur Eiablage kleinste Wasserstellen. In ihrer natürlichen Umgebung sind das vor allem Baumhöhlen, im städtischen Bereich können das alle Arten von Gefäßen sein, in denen sich Wasser ansammelt. Wer eine Tigermücke findet, kann sie mithilfe der App Mosquito Alert melden. Die eingesendeten Fotos werden begutachtet und geben Fachleuten einen Überblick über das Ausbreitungsareal.

Asiatische Tigermücken sind mögliche Überträgerinnen von über 20 verschiedenen Krankheitserregern. Viele davon können von den heimischen Stechmückenarten nicht übertragen werden. Diese Krankheitserreger kommen in Österreich zwar bisher noch nicht vor, im Fall des Chikungunya-Virus geht die ECDC aber bereits von einer hohen Wahrscheinlichkeit einer Einschleppung nach Europa aus.