Demonstrierende in Syrien fordern Assads Rücktritt

Im Süden Syriens ist es heute zu Protesten gegen die schlechten Lebensbedingungen gekommen. Demonstrierenden forderten dabei den Rückzug von Präsident Baschar al-Assad. „Baschar raus, Syrien frei!“, skandierte eine Menschenmenge in der Stadt Suwaida. Zudem versammelten sich Dutzende Menschen in der Provinz Daraa. Sie trugen die Dreisterneflagge, das Symbol des syrischen Aufstands. Es waren Plakate zu sehen, auf denen die Rolle des Iran kritisiert wurde.

Der Protest soll Aktivisten aus Suwaida zufolge der bisher größte gewesen sein. Rund 2.000 Menschen hätten den Aktivisten zufolge an den Demonstrationen im Süden Syriens teilgenommen.

Der Iran gilt als wichtiger Verbündeter Assads. In Daraa hatten 2011 die Proteste gegen Assad ihren Anfang genommen, die später in einem Bürgerkrieg mündeten.

Syrien befindet sich in einer schweren Wirtschaftskrise. Die Währung ist im freien Fall. Zuletzt kostete ein Dollar 15.500 syrische Pfund. Zu Beginn des Konflikts im Land vor zwölf Jahren waren es noch 47 Pfund pro Dollar gewesen.

Mehrere Proteste

Bereits im August war es in Suwaida zu Protesten wegen der Streichung von Treibstoffsubventionen gekommen. Die Heimatprovinz des größten Teils der drusischen Gemeinschaft in Syrien war während des Krieges in Händen der Regierung geblieben und wurde von Gewalt weitgehend verschont.

Die drusische Führung ist mit Blick auf die Proteste offenbar gespalten. Einige Scheichs kritisierten die Forderungen der Demonstranten nach einem Rücktritt Assads und erklärten, eine Verbesserung der Lage müsse durch Dialog erreicht werden.

Protest gibt es auch in von der Regierung kontrollierten Regionen, in denen die Beschränkungen strenger sind. So hielten gestern in der Küstenprovinz Tartus einige Bewohner kleine Postkarten mit der Aufschrift „Syrien gehört uns, nicht der (regierenden) Baath-Partei“ hoch, wie aus Fotos hervorgeht, die Aktivisten im Internet posteten. Im Hintergrund war eine große Plakatwand mit Assads Bild zu sehen.

Tote nach andauernden Kämpfen im Osten

Bei Kämpfen im Osten Syriens kamen Aktivistinnen und Aktivisten zufolge seit Anfang der Woche mindestens 52 Menschen ums Leben gekommen. Darunter sollen auch ein Kind und fünf weitere Zivilpersonen sein, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte heute mitteilte.

Demzufolge sollen bei den seit Sonntag anhaltenden Kämpfen zwischen den Kämpfern örtlicher arabischer Stämme und den von Kurdenmilizen angeführten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) mindestens 58 weitere Menschen verletzt worden sein. Die Kämpfe in Deir al-Sor seien die schlimmsten seit Jahren in der Gegend, so die in London ansässige Beobachtungsstelle.

Auslöser der Kämpfe war die Festnahme des Vorsitzenden des Militärrats von Deir al-Sor und weiterer Stammesmitglieder durch die SDF. Den festgenommenen Personen wurde unter anderem Korruption und Spionage vorgeworfen. Die von Kurdenmilizen angeführten SDF sind im Kampf gegen islamistische Terroristen in Syrien ein enger Verbündeter der USA. Die Türkei wiederum geht militärisch gegen die SDF vor.

Die USA forderten unterdessen alle Parteien auf, die Situation zu deeskalieren und friedlich zu lösen. Die US-Botschaft für Syrien postete auf Twitter (X): „Die Vereinigten Staaten sind zutiefst besorgt über die jüngste Gewalt, einschließlich der Todesfälle in Deir al-Sor, Syrien.“ Das US-Militär hatte zuvor bereits gefordert: „Die Gewalt im Nordosten Syriens muss aufhören.“