Venedig: Entschuldigung für eine Nase

Es tue ihm leid, und er habe nicht mit dem Backlash und den „Jewface“-Vorwürfen gerechnet, sagte Make-up-Artist Kazu Hiro gestern bei der Pressekonferenz in Venedig anlässlich der Weltpremiere des Leonard-Bernstein-Biopic „Maestro“. Er habe niemanden damit verletzen wollen, dass er Hauptdarsteller und Regisseur Bradley Cooper für die Rolle eine Nasenprothese verpasst hatte.

Die Vorwürfe, der Film beute antisemitische Stereotype aus, wirkten nach dem Trailer und einzelnen Szenenbildern zunächst nachvollziehbar. Nach Sichtung des Films ist aber nun klar: Diese Nase ist eben eine Nase, größer als Coopers eigene, sehr kleine Nase, aber auch nicht speziell auffällig – im Gegenteil.

Carey Mulligan und Bradley Cooper
Jason McDonald/Netflix

Tatsächlich wirkt das Make-up von Cooper, der Bernstein über etwa 50 Lebensjahrzehnte verkörpert, überaus glaubwürdig. Bereits die Kinder des 1990 verstorbenen Bernstein hatten im Vorfeld Coopers künstlerische Entscheidung für die Nase verteidigt, ebenso wie die Anti-Defamation League, die festhielt, die Nutzung von Nasenprothesen sei nicht per se antisemitisch.

Charismatischer Privatmensch

„Maestro“ läuft bei den 80. Filmfestspielen Venedig im Wettbewerb und ist erst die zweite Regiearbeit Coopers nach dem vielfach ausgezeichneten „A Star Is Born“ (2018). Der Film schildert Bernstein weniger als Musiker denn als überwältigend charismatischen Privatmenschen, der sich jedoch nicht festlegen kann, weder in der Liebe noch beruflich.

Cooper selbst war nicht bei der Pressekonferenz, um den Streik der Schauspielgewerkschaft nicht zu brechen. Anwesend war dafür Bernsteins Tochter Jamie, die betonte, sie und ihre Geschwister seien „geehrt“, Teil des „inklusiven“ Prozesses der Arbeit an dem Film gewesen zu sein.