Heuer haben bisher rund 280.000 Personen beim russischen Militär neu angeheuert, sagte der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew und nunmehrige stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, heute bei einem Besuch im Osten des Landes. Dazu zählten auch Reservisten, wurde er von der staatlichen Nachrichtenagentur TASS zitiert.
Russland gab letztes Jahr an, sein Militär um mehr als 30 Prozent auf 1,5 Mio. Streitkräfte erhöhen zu wollen. Das scheint angesichts des Krieges gegen die Ukraine – in Russland nur militärische Spezialoperation genannt – mit vielen Todesfällen auf beiden Seiten für Experten sehr ambitioniert.
Hunderttausende wurden 2022 mobilisiert
Der russische Präsident Wladimir Putin ließ 2022 rund 300.000 Reservisten mobilisieren – was zu einer Flucht Tausender Menschen führte, die nicht in den Krieg ziehen wollten.
In Russland selbst wird von einigen Politikern davon ausgegangen, dass das Militär eigentlich sieben Mio. Personen umfassen sollte. Das würde allerdings auch ein deutliches höheres Budget für das Militär voraussetzen.
London: Gezielte Anwerbung in Zentralasien
Laut britischen Angaben wirbt Russland derzeit gezielt Menschen aus Zentralasien und aus Nachbarländern als Soldaten für den Krieg gegen die Ukraine an. Russland sehe vermutlich ein Potenzial von mindestens sechs Millionen Rekruten, so das britische Verteidigungsministerium heute.
Menschen aus Zentralasien würden seit spätestens Mai 2023 mit dem Versprechen hoher Löhne und einer beschleunigten russischen Staatsbürgerschaft angeworben, teilte das britische Ministerium mit. Auch von Zwang ist die Rede: In der besetzten südukrainischen Stadt Mariupol seien usbekische Bauarbeiter genötigt worden, sich dem russischen Militär anzuschließen.
Russland will Mobilmachung vermeiden
Russlands Ziel sei, vor der für 2024 geplanten Präsidentenwahl eine weitere unpopuläre Mobilmachung zu vermeiden. Mit Stand Ende Juni habe Russland Werbeanzeigen in Nachbarstaaten wie Armenien und Kasachstan geschaltet und locke mit einer Anzahlung von 495.000 Rubel (aktuell 4.750 Euro) und Monatslöhnen ab 190.000 Rubel, heißt es. Das ist deutlich mehr als der Durchschnittslohn.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor. Die Angaben der Kriegsparteien können nicht unabhängig verifiziert werden.