Wann die seit dem Vortag komplett gesperrten Straßen zum und auch auf dem Festivalgelände wieder freigegeben werden, bleibt offen. „Wir wissen noch nicht, wann die Straßen so weit abgetrocknet sein werden, dass sie für Wohnmobile und Fahrzeuge sicher befahrbar sind“, so die Veranstalter, die in einem mittlerweile veröffentlichten „Survival Guide“ das Burning-Man-Publikum vor allem dazu aufriefen, geduldig zu bleiben.
Das Warten könnte sich angesichts weiter prognostizierter Niederschläge auch bis zum späten Montag ziehen. Für Notfälle stünden Allradfahrzeuge zur Verfügung – man habe auch weitere Vorkehrungen getroffen, um etwa in medizinischen und anderen dringenden Fällen den Abtransport zu erleichtern. Mit zusätzlichen Notstromaggregaten soll zudem die Versorgung mit der etwa zum Aufladen von Mobilgeräten notwendigen Energie sichergestellt bleiben. Mit eigens errichteten Sendemasten und dem Ausbau des WLAN-Systems wolle man zudem die interne Kommunikation und die Erreichbarkeit von Mobilfunk und Internet sicherstellen.
Kilometerlanger Fußmarsch zu Bussen
Eine Möglichkeit, das Gelände zu verlassen, ist der im nahe gelegenen Gerlach eingerichtete Shuttledienst. Die nächstgelegene asphaltierte Straße, von wo die Shuttlebusse starten, liegt dennoch rund acht Kilometer von der als Black Rock City bezeichneten Festivalstadt entfernt – und ist bisher nur zu Fuß erreichbar.
Der rund 200 Kilometer lange Bustransfer nach Reno sei dann kostenlos und „die beste Option für eine erholsame Nachtruhe, wenn Sie die Playa (zentraler Platz und weiteres Synonym für das Festivalgelände, Anm.) verlassen wollen“, so die Veranstalter. Diese warnten gleichzeitig vor den Tücken des dafür notwendigen Fußmarsches nach Gerlach. Auch mit Blick auf die ohnehin überlasteten Einsatzkräfte sollte der Weg nur untertags zurückgelegt werden, da bei Dunkelheit die Gefahr bestehe, sich zu verirren.
„Dicker, schleimiger Schlamm“
Erschwerend dazu kommt schließlich auch der „dicke, schleimige Schlamm“ (Zitat „Reno Gazette Journal“), in den sich die Wüste nach den starken Niederschlägen der letzten Tage verwandelt hat. Seit Freitag (Ortszeit) sind die Straßen in der für das Festival errichteten „temporären Stadt“ und auch die Zufahrtswege komplett gesperrt. Die rund 73.000 Besucherinnen und Besucher, die sich während des Festivals selber versorgen müssen, wurden zudem aufgefordert, Wasser, Lebensmittel und Treibstoff zu sparen.
Auf dem weitläufigen Festivalgelände sei den als Burners bezeichneten Besucherinnen und Besuchern etwa auch davon abgeraten worden, Fahrräder zu benutzen. Wegen des Regens war die Playa, die riesige Freifläche, in deren Mitte eine Statue steht, unpassierbar. Das Verbrennen der Statue am Ende der Veranstaltung ist das Markenzeichen des Festivals.
„Selbst das Gehen war tückisch, denn der dicke, schleimige Schlamm klebte an den Schuhen und allem, was er berührte“, berichtete die Regionalzeitung „Reno Gazette Journal“. Nichts gehe mehr, hieß es „Guardian“-Angaben zufolge etwa auch bei der Entleerung Tausender mobiler Toiletten. Und laut dem Onlineportal SFGate habe wohl auch ein „extrem eingeschränkter“ Zugang zum Mobilnetz dazu beigetragen, dass manche offenbar so schnell wie möglich Black Rock City wieder verlassen wollten.
Zehntausende bei Festival in Wüste gestrandet
Beim diesjährigen Burning Man Festival in der Black-Rock-Wüste im US-Bundesstaat Nevada sorgen Regenfälle offenbar für chaotische Zustände. Die Wüste verwandelte sich in eine Schlammlandschaft, die Straßen in der für das Festival errichteten „temporären Stadt“ und die Zufahrtswege wurden deshalb komplett gesperrt.
Toter im Zusammenhang mit „Regenereignis“
Die Veranstalter erinnerten in einer ausführlichen Mitteilung indes daran, dass der Besuch von Burning Man „schon immer Vorbereitung und Tapferkeit erfordert hat“. Man sei hierhergekommen, „weil wir wissen, dass dies ein Ort ist, an den wir alles mitbringen, was wir zum Überleben brauchen“, so die Burning-Man-Organisatoren: „Aus diesem Grund sind wir alle gut auf ein Wetterereignis wie dieses vorbereitet.“
Dennoch ist nun offenbar auch ein Todesopfer zu beklagen. Die genauen Umstände und Hintergründe dazu sind US-Medienberichten zufolge noch offen. Das zuständige Sheriff-Büro in Pershing County habe aber einen Todesfall im Zusammenhang mit dem „Regenereignis“ bestätigt, so die Regionalzeitung „San Francisco Chronicle“.
Spuren von Hurrikan „Hilary“ und Straßenblockaden
Wie die Zeitung bereits zuvor erinnerte, handelt es sich nicht um die erste niederschlagsbedingte Unterbrechung: Bereits vor zehn Jahren habe das Wetter den Burning Man „zum Scheitern gebracht, als plötzliche Regen- und Hagelstürme den Wüstenboden mit zentimeterhohem Wasser bedeckten“.
Die diesjährige Ausgabe habe allerdings von Anfang an „unter ungewöhnlichen Umständen“ stattgefunden, so der „Guardian“ mit Verweis auf die von Hurrikan „Hilary“ bereits im Vorfeld hinterlassenen Spuren, aber auch die bei der Anreise von Umweltaktivistinnen und -aktivisten blockierten Zufahrtsstraßen. In direkter Folge hätten Tausende Besucherinnen und Besucher noch vor Beginn des Festivals versucht, ihre Tickets wieder loszuwerden.
Andere Medien zogen unterdessen Vergleiche mit dem Fyre Festival im Jahr 2017, bei dem etliche Besucherinnen und Besucher ohne Essen und Unterkunft festgesessen seien. Der Hintergrund: Nachdem die seit 1986 stattfindende Burning-Man-Veranstaltung von einem Strand in San Francisco in die Wüste übersiedelt war, wird von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern erwartet, dass sie sich selbst versorgen, d. h. Wasser, Lebensmittel und Unterkünfte mitbringen, die sie für ihren gesamten Aufenthalt benötigen.
Beim „Guardian“ weckte das diesjährige Burning Man Festival schließlich auch Erinnerungen an das wegen starker Niederschläge zum „Mudstock“ (mud für Schlamm, Anm.) gewandelte „unglückselige Woodstock 94“, das im August 1994 zum 25. Jubiläum des – 1969 unter anderem auch schlammbedingt aus dem Ruder gelaufenen – Woodstock-Festivals in Saugerties (US-Bundesstaat New York) veranstaltet wurde.
Extremwetter
Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.