Komponist und Musikkritiker Walter Arlen ist tot

Der in Wien geborene und von den Nationalsozialisten vertriebene Komponist und Musikkritiker Walter Arlen ist im Alter von 103 Jahren in Los Angeles gestorben. Das teilte APA-Angaben zufolge heute die Universität für Musik und darstellende Kunst (mdw) mit.

Walter Arlen war einer der Letzten jener Epoche, die so klingende Namen wie Billy Wilder, Hedy Lamarr, Erich Wolfgang Korngold und Arnold Schönberg umfasste. Die Flucht vor den Nazis und damit die Ausreise in die USA gelang Arler im März 1939 im Alter von 18 Jahren dank amerikanischer Verwandter.

Komponist und Musikkritiker Walter Arlen
APA/Georg Hochmuth

In den USA begann er, sich unter neuem Namen eine Existenz aufzubauen, „aber mit der Musik war zunächst einmal Schluss“. Dennoch landete er am Ende doch bei der Musik: 1947 wurde er Assistent des Komponisten Roy Harris, 1952 begann seine Arbeit als Musikkritiker bei der „Los Angeles Times“, 1969 gründete er die Musikabteilung an der Loyola Marymount University in Los Angeles, deren Vorstand er bis 1998 war. „Ich habe nie viel verdient, aber immer viel gearbeitet“, lautete seine Lebensbilanz.

Selbst zu komponieren, das hat Walter Arlen erst in der Pension wieder aufgenommen. „Das war ein Blödsinn, dass ich so lange nichts geschrieben habe. Aber ich habe immer befürchtet, dass dann jemand sagen könnte: ‚Der schreibt so an Dreck – und mich kritisiert er‘“, resümierte der Jubilar jüngst im „Kurier“-Interview. Dennoch umfasst sein Oeuvre heute Kammermusik, Lieder, Songs und Stücke für Klavier.

1965 erstmals Rückkehr nach Wien

Mit seiner Geburtsstadt Wien, die wiederzusehen bei der ersten Rückkehr 1965 auch aufgrund des nicht versiegten Antisemitismus und der geringen Restitutionsanstrengungen schmerzhaft war, hat Walter Arlen erst in letzten 20 Jahren seinen Frieden gemacht. Sichtbares Zeichen: Arlen hatte seinen Vorlass der Musiksammlung der Wienbibliothek übergeben.

Die mdw nun zollte Arlen in einer Stellungnahme ihren Respekt: „Arlens Bereitschaft, seine Lebensgeschichte mit dem Exilarte Zentrum der #mdwwien zu teilen, zeugt von seinem Bedürfnis, das öffentliche Verständnis für das Thema ‚Exil‘ stark zu fördern. Seine Musik, die schon weltweit Herzen und Seelen berührte, lebt in der laufenden Arbeit des Zentrums weiter, wo sie auch in der Zukunft eine Inspirationsquelle für zahlreiche Interpret_innen bleiben wird!“

„Walter Arlen hat uns seine Kunst nicht vorenthalten, nein, er hat Brücken nach Österreich geschlagen. Er hat uns mit seinen Werken, die seine schmerzhaften Erinnerungen in die universelle Sprache der Musik übertrugen, Momente des Glücks und der Bewegtheit geschenkt. Walter Arlen war ein lebendiges Beispiel für die Kostbarkeit des Lebens und für den Glauben an Versöhnung“, reagierte Grünen-Kunst- und -Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) in einer Aussendung.