Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un
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„NYT“

Kim Jong Un will Putin in Russland besuchen

Noch im September will der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Russland einen Besuch abstatten. Gesprochen werden soll über die Möglichkeit, Russland mit Waffen aus Nordkorea zu versorgen. Das berichtet die „New York Times“ („NYT“) am Montag unter Berufung auf amerikanische und verbündete Beamte.

Kim werde von Pjöngjang aus wahrscheinlich mit einem gepanzerten Zug nach Wladiwostok an der russischen Pazifikküste reisen, wo er sich mit Putin treffen werde. Unsicher sei, ob Kim, der selten Reisen unternimmt, nach Moskau reisen werde. Zum ersten Mal war Kim im April 2019 nach Russland gereist und hatte Putin in Wladiwostok getroffen.

Dem Bericht zufolge erhofft sich Putin Artilleriegeschoße und Panzerabwehrraketen aus Nordkorea, Kim wiederum hätte demnach gerne fortgeschrittene Technologie für Satelliten und atomgetriebene U-Boote sowie Nahrungsmittelhilfe.

Teilnahme bei Wirtschaftsforum ab 10. September

Das Treffen wurde offenbar durch eine nordkoreanische Delegation, die vor Kurzem für mehrere Tage nach Moskau reiste, vorbereitet. Für das Treffen gibt es laut den befragten Beamten bereits ein konkretes Datum. Beide Staatsoberhäupter werden beim Östlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok von 10. bis 13. September teilnehmen.

Die geplante Reise würde zu einem Zeitpunkt stattfinden, zu dem Russland gemeinsame Militärübungen mit Nordkorea diskutiert und nachdem der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu schon bei seinem Besuch in Nordkorea im Juli versucht hatte, Pjöngjang davon zu überzeugen, Artilleriemunition an Russland zu verkaufen, wie Adrienne Watson, Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, mitteilte.

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un bei einem Treffen am 28. Juli 2023 in Pjöngjang
Reuters/KCNA
Der russische Verteidigungsminister Schoigu (li.) besuchte Kim in Nordkorea bereits im Juli

Kim wollte offenbar Putin einladen

Schoigu hatte in Pjöngjang auch Kim getroffen. Nach Angaben der Koreanischen Zentralen Nachrichtenagentur (KCNA) überreichte Schoigu Kim einen Brief von Putin. Bisher wies Nordkorea Vorwürfe zurück, Waffen an Russland geliefert zu haben. „Wir sehen, dass Russland verzweifelt nach Unterstützung, nach Waffen sucht, wo immer es sie finden kann, um seine Aggression gegen die Ukraine fortzusetzen“, sagte US-Außenminister Antony Blinken bereits im Juli anlässlich des Schoigu-Besuchs.

Den von der „NYT“ befragten Beamten zufolge dürfte bereits im Juli die Idee für das Treffen zwischen Putin und Kim entstanden sein. Kim habe Schoigu um einen Besuch Putins gebeten, dieser habe den Gegenvorschlag gemacht, dass Kim selbst nach Russland reise. Der Korea-Experte Jean H. Lee sieht im „NYT“-Interview mit dem Besuch „die Wiederbelebung eines traditionellen Bündnisses, das den strategischen Interessen sowohl von Putin als auch von Kim dient“.

Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un und Russlands Präsident Wladimir Putin bei einem Treffen am 25. April 2019 in Wladiwostok
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Kim und Putin trafen einander zuletzt im April 2019 in Wladiwostok – Kims erster Besuch in Russland

Warnungen aus USA

Die USA warnen bereits seit einiger Zeit davor, dass Nordkorea mehr Waffen an Russland liefern könnte. „Wie wir öffentlich gewarnt haben, schreiten die Verhandlungen über Waffenlieferungen zwischen Russland und Nordkorea voran“, sagte Watson vom Nationalen Sicherheitsrat in Washington am Montag. Kim strebe an, dass „diese Gespräche fortgesetzt werden und einen diplomatischen Austausch auf höchster Ebene in Russland beinhalten“.

Der Sprecher für nationale Sicherheit im Weißen Haus, John Kirby, erklärte bereits vergangene Woche, die Vereinigten Staaten seien besorgt darüber, dass die Waffenverhandlungen zwischen Russland und Nordkorea „aktiv vorangetrieben“ würden. Die neuen Informationen über ein Treffen der beiden Machthaber gehen weit über die bisherigen Warnungen hinaus.