Solarpanel in einer Versuchsanlage in Südarfika
Reuters/Esa Alexander
Klimagipfel

Erneuerbare sollen Afrikas „Wunder“ werden

Zum ersten Mal findet derzeit ein Klimagipfel statt, bei dem es in erster Linie um Afrika geht. Der Kontinent leidet stark unter den Folgen der Klimakrise, trägt aber vergleichsweise wenig zu den klimaschädlichen Treibhausgasemissionen bei. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres rief am Dienstag in Nairobi dazu auf, Afrika beim Wandel zu einer „Supermacht der Erneuerbaren Energien“ zu helfen.

„Erneuerbare Energien könnten das afrikanische Wunder sein. Aber wir müssen es möglich machen“, sagte Guterres. Er appellierte besonders an die G-20-Staaten, im Kampf gegen den Klimawandel ihre „Verantwortung zu übernehmen“. Es benötige „Quantensprünge“, um die Erderwärmung zu bremsen.

Industrieländer müssten einen „klaren und glaubwürdigen Fahrplan“ für den Kohleausstieg erstellen und ihre Finanzierung für Klimaanpassung verdoppeln, sagte Guterres. Bis 2040 sollten Industrieländer ihre Nettoemissionen an Kohlendioxid auf null reduzieren, während Schwellenländer das bis 2050 erreichen sollten.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres
APA/AFP/Luis Tato
Eine Einbremsung der Erderwärmung sei nur möglich, wenn „die größten Umweltsünder die Führung übernehmen“, sagte Guterres

Ruf nach Reform des Finanzsystems

Der UNO-Chef forderte zudem eine „Kurskorrektur“ des globalen Finanzsystems, um die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen zu beschleunigen und dabei nachhaltige Entwicklung zu unterstützen. „Das bedeutet ein internationales Finanzsystem, das in der Lage ist, einen wirksamen Schuldenerlassmechanismus bereitzustellen, das Zahlungsaussetzungen, längere Kreditlaufzeiten und niedrigere Zinssätze unterstützt“, so Guterres.

Guterres bei Klimagipfel in Afrika

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hat die internationale Gemeinschaft beim Afrikanischen Klimagipfel in Nairobi dazu aufgerufen, Afrika beim Wandel zu einer „Supermacht der Erneuerbaren Energien“ zu helfen. Er appellierte besonders an die G-20-Staaten, im Kampf gegen den Klimawandel „ihre Verantwortung zu übernehmen“.

Entwicklungsländer brauchten die Möglichkeit, private Finanzmittel in großem Umfang zu erschwinglichen Konditionen zu nutzen. Nach Angaben der Organisation ONE sind die Länder Afrikas so hoch verschuldet wie noch nie. Aktuell seien 21 Länder des Kontinents entweder bankrott oder liefen Gefahr, in eine Schuldenkrise zu schlittern.

Auch Moussa Faki, der Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union, forderte gerechtere Klimafinanzierung. Nach UNO-Schätzungen werde die Klimaanpassung in Afrika jährlich zwischen 30 und 50 Milliarden US-Dollar kosten. Die Länder auf dem Kontinent könnten aber nicht einmal die Hälfte davon aufbringen, sagte Faki.

Vorbereitung für COP28

Der dreitägige Afrikanische Klimagipfel mit nach kenianischen Angaben rund 30.000 akkreditierten Teilnehmern und Teilnehmerinnen gilt als wichtige Etappe auf dem Weg zur Ende November in Dubai beginnenden UNO-Klimakonferenz (COP28). Ziel des Treffens ist es, von den Staaten des Kontinents gemeinsam getragene „afrikanische Lösungen“ für den Kampf gegen den Klimawandel zu präsentieren, wie der Präsident des Gastgeberlandes, William Ruto, im Vorfeld erklärt hatte.

Delegierte vor dem Kenyatta International Convention Centre
Reuters/Monicah Mwangi
Erstmals widmet sich ein Klimagipfel hauptsächlich Afrika und seinen rund 1,3 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohnern

„Wenn Afrika verliert, verlieren wir alle“

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) verkündeten inzwischen Investitionen in saubere Energien in Afrika in Höhe von 4,5 Milliarden Dollar (rund 4,2 Mrd. Euro). „Wenn Afrika verliert, verlieren wir alle“, warnte Sultan al-Dschaber, der in den Emiraten das regierungseigene Unternehmen für Erneuerbare Energien sowie den staatlichen Ölkonzern leitet und der COP28 vorsitzt.

Die angekündigten Investitionen der VAE in Afrika zielten darauf, bis 2030 15 Gigawatt sauberer Energie zu schaffen und die Mobilisierung weiterer Gelder zu beschleunigen, sagte Dschaber. Die Kapazität der Erneuerbaren Energien auf dem Kontinent belief sich im Jahr 2022 nach Angaben der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien (IRENA) auf insgesamt 56 Gigawatt.

Europa will Partner sein

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versprach auf dem Gipfel, dass sich die Europäische Union an die Seite Afrikas stellen werde. Sie wolle den afrikanischen Staaten das Angebot Europas nahebringen, Verbündeter auf der COP28 zu sein, „und mit Ihnen bei allen Themen auf der dortigen Tagesordnung zusammenzuarbeiten“, sagte von der Leyen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen
Reuters/Monicah Mwangi
Von der Leyen: „Es gilt sicherzustellen, dass Afrikas Stimme gehört wird“

Die Partnerschaft zwischen Afrika und Europa bringe Vorteile für beide Kontinente und die Welt. Vor allem die Diskussion über Klimafinanzierung sei wichtig, öffentliche Mittel reichten für den ökologischen Wandel nicht aus, sagte die Kommissionspräsidentin. Es müsse daher darum gehen, wie private Investitionen für Afrika mobilisiert werden können.

Afrika brauche für den Klimaschutz „massive Investitionen“, sagte von der Leyen weiter. „Und Europa will der Partner sein, der diese Investitionslücke schließt.“ Über ihre Initiative Global Gateway will die EU im Zeitraum 2021 bis 2027 rund 150 Milliarden Euro für Investitionen in Afrika mobilisieren.