Autos in den überfluteten Straßen der griechischen Stadt Volos
Reuters/Eurokinissi/Anastasia Karekla
Mehrere Tote

Fluten in Griechenland, Bulgarien und Türkei

Bei Starkregen und Unwettern sind in Griechenland, Bulgarien und der Türkei bereits mehrere Menschen ums Leben gekommen. Aus Bulgarien wurden bisher zwei Todesopfer gemeldet, zwei Tote wurden auch aus der Türkei gemeldet, in Griechenland verstarb eine Person. Das Ausmaß der Schäden ist bereits jetzt enorm.

Die Wassermassen, die das Sturmtief „Daniel“ seit Montagabend über Mittelgriechenland ausschüttet, übertreffen alle Vorhersagen: Autos wurden von den Fluten einfach weggetragen, wie zahlreiche Videos in sozialen Netzwerken und griechischen Medien zeigten. Menschen werden mit Schlauchbooten aus ihren Häusern gerettet, etwa in der Hafenstadt Volos, wo das Wasser am Dienstag zum Teil hüfthoch vorbeifloss.

Ein Mann kam ums Leben, als das Wasser eine Mauer zum Einsturz brachte, ein Mensch wird nach Angaben der Feuerwehr noch vermisst. Die Schäden sind bereits enorm – und es soll Prognosen zufolge weiterhin stark regnen.

Mann bei Aufräumarbeiten der Unwetterschäden in der griechischen Stadt Volos
Reuters/Eurokinissi/Anastasia Karekla
Mann bei Aufräumarbeiten der Unwetterschäden in der griechischen Stadt Volos

Enorme Niederschlagsmenge erwartet

Bis Donnerstag könnten in Mittelgriechenland örtlich von 500 bis zu 1.500 Liter Regen je Quadratmeter fallen. „Das entspricht grob überschlagen der Jahresniederschlagssumme Deutschlands“, hieß es beim Deutschen Wetterdienst. Die vorhergesagte Dauer ähnle der Situation bei Tief „Bernd“, das im Juli 2021 zum Ahrtal-Hochwasser führte – wobei die Niederschlagsmenge in Griechenland jene des Ahrtals bis zum Sechsfachen übersteigen könne.

Starke Unwetter in Griechenland

In Griechenland haben schwere Unwetter für Überschwemmungen gesorgt. Der Zivilschutz warnt vor starkem Regen, Stürmen und Hagel auch in den kommenden Tagen.

Die erwarteten Regenfälle seien so stark, dass die Wettervorhersagemodelle Probleme bei der Prognose hätten. Zumal der Regen mit schweren Gewittern einherging, die ohnehin schwieriger zu prognostizieren seien.

Blitze und Stromausfälle

In der Nacht auf Dienstag gewitterte es bereits reichlich: Allein in den Städten Larisa und Volos wurden laut Feuerwehr binnen zwei Stunden 12.000 Blitze gezählt. Auf der Insel Korfu fiel der Strom aus, und es gab Probleme beim Betrieb des dortigen Flughafens. Auf den Sporadeninseln Skiathos, Skopelos und Alonnisos blitzte und donnerte es zeitweise im Sekundentakt, es kam zu Erdrutschen. In der Region Elis im Westen der Halbinsel Peloponnes vernichtete Hagel Teile der anstehenden Olivenernte.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Vielerorts fiel der Strom aus, im Laufe des Dienstags waren in den betroffenen Regionen teilweise auch die Handynetze und das Internet beeinträchtigt oder funktionierten gar nicht. Wegen der andauernden Regenfälle und Überschwemmungen ordnete der Zivilschutz örtlich Fahrverbote an, unter anderem für die Bewohner der Hafenstadt Volos und der Sporaden-Insel Skiathos.

Medien: „Biblische Katastrophen“

Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis rief die Bürgerinnen und Bürger am Dienstag dazu auf, den Anordnungen des Zivilschutzes Folge zu leisten. Es sei äußerst schwierig, solche extremen Phänomene ohne die Mitarbeit der Menschen zu bewältigen. „Wenn der Katastrophenschutz die Bürger auffordert, zu Hause zu bleiben, dann sollten sie das auch tun“, sagte Mitsotakis.

Griechische Medien sprachen angesichts der Unwetter, die das Land nur kurz nach den schweren Waldbränden des Sommers treffen, von „biblischen Katastrophen“.

Hotels und Häuser am Schwarzen Meer überschwemmt

Von den Unwettern betroffen ist auch das benachbarte Bulgarien: Zwei Menschen kamen an der südlichen Schwarzmeer-Küste ums Leben. Weitere drei Menschen wurden vermisst, wie der Fernsehsender bTV am Dienstag unter Berufung auf die Behörden berichtete. Hotels und Häuser am Schwarzen Meer wurden den Berichten zufolge nach Dauerregen überschwemmt.

Die Behörden riefen im Raum Zarewo den Notstand aus, nachdem der Fluss Weleka über die Ufer getreten war. Straßen waren demnach überschwemmt, Autos standen im Wasser. Brücken wurden von den Fluten mit sich gerissen. Mehrere Badeorte waren von der Außenwelt abgeschnitten, da Landstraßen wegen des Wassers nicht befahrbar waren.

Auch mehrere Campingplätze in der Region waren überflutet, bei starkem Wind wurden Autos und Wohnwagen Berichten zufolge ins Meer getrieben. Urlauberinnen und Urlauber wurden in Sicherheit gebracht. Im Badeort Sinemorez brach die Stromversorgung zusammen. Die Einwohner des Dorfes Kosti wurden in Sicherheit gebracht. In der Kleinstadt Zarewo riefen die Behörden die Menschen auf, sich zu höher gelegenen Plätzen zu begeben.

Unwetterschäden im bulgarischen Dorf Slatina
Reuters/Stoyan Nenov
Unwetterschäden im bulgarischen Dorf Slatina

Vermisste bei Überschwemmungen in Türkei

Auch in der Westtürkei kam es zu Hochwasser, das mindestens zwei Menschenleben forderte. Nach vier weiteren werde in der Provinz Kirklareli, nahe der griechischen und bulgarischen Grenze, noch gesucht, teilte die Katastrophenschutzbehörde AFAD am Dienstag mit. Sechs weitere seien gerettet worden. Auf Bildern war zu sehen, wie Helfer einen Mann aus dem Wasser zogen und davontrugen.

Am Vortag habe es zudem schwere Unwetter im südwesttürkischen Mugla gegeben. Dort hätten Einschläge von Blitzen Brände an 36 verschiedenen Orten verursacht, so Anadolu. Zudem hatte es bereits am Wochenende in der Schwarzmeer-Region Überschwemmungen gegeben. Die Katastrophenschutzbehörde AFAD warnte vor weiteren Unwettern im Westen und Südwesten der Türkei. Es könne zu Sturzfluten, Blitzeinschlägen und Sturm kommen.

Mitte August hatte den Türken noch eine Hitzewelle zu schaffen gemacht. Die Temperaturen lägen im Osten des Landes zurzeit über den zur Jahreszeit üblichen Werten, im Rest des Landes sei sie nun im Normalbereich, teilte die Wetterbehörde mit.