Japans Unterhaltungsbranche: Geständnis in Missbrauchsskandal

Die mächtige japanische Boyband-Schmiede Johnny & Associates hat nach jahrelanger Vertuschung erstmals den schweren sexuellen Missbrauch jugendlicher Talente durch den im Jahr 2019 im Alter von 87 Jahren verstorbenen Gründer Johnny Kitagawa zugegeben. Er war eine der mächtigsten Persönlichkeiten der japanischen Unterhaltungsindustrie und machte viele Boybands wie SMAP und Arashi zu Stars.

Kitagawa soll jahrzehntelang Hunderte von Teenagern, die Popsänger werden wollten, sexuell missbraucht haben. Doch seine Machenschaften wurden stets vertuscht. Die Präsidentin der Talentagentur, Julie Keiko Fujishima, räumte das sexuelle Fehlverhalten ihres Onkels heute vor der Presse ein und trat zurück.

Ein mit dem Missbrauchsfall beauftragtes Expertenteam war zuvor zum Schluss gekommen, dass das Unternehmen Kitagwas seit den 1970er Jahren begangenen pädophilen Machenschaften verheimlicht hatte. Es besteht der Verdacht auf Komplizenschaft und Vertuschung innerhalb der Agentur und der Unterhaltungsindustrie.

Kritik an japanischen Medien

Kritikerinnen und Kritiker werfen zudem Japans staatstragenden Medien vor, angesichts des mächtigen Einflusses von Kitagawa frühere Anschuldigungen gegen ihn weitgehend ignoriert und sich dadurch mitschuldig gemacht zu haben, dass dem Skandal nicht viel eher nachgegangen wurde. Erst nachdem die BBC im März eine Dokumentation ausgestrahlt hatte, in der mehrere Personen interviewt wurden, die behaupteten, von ihm missbraucht worden zu sein, bekam das Thema größere Aufmerksamkeit.

Mehrere ehemalige Mitglieder der Agentur schilderten daraufhin öffentlich, wie sie als Teenager von Kitagawa missbraucht worden seien. Manche der Opfer sollen erst zwölf Jahre gewesen sein. Wer von den Buben intern den Mund aufmachte, dem soll gesagt worden sein: „Wenn du groß herauskommen willst, musst du das in Kauf nehmen.“