Leere Wohnung
ORF.at/Christian Öser
Innerhalb eines Jahres

Mieten um 8,1 Prozent gestiegen

Die Mieten in Österreich sind in diesem Frühjahr erneut gestiegen. Im zweiten Quartal 2023 waren durchschnittlich 9,3 Euro pro Quadratmeter inklusive Betriebskosten zu bezahlen. Das sind um 8,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der neuerliche Anstieg liegt vor allem an von der hohen Inflation ausgelösten Mieterhöhungen.

Die durchschnittliche Höhe der Mieten ohne Betriebskosten lag im zweiten Quartal 2023 bei monatlich 7,0 Euro pro Quadratmeter, die Verteuerung betrug damit im Jahresabstand 11,1 Prozent. Die durchschnittlichen Betriebskosten lagen heuer im zweiten Quartal bei 158,60 Euro pro Wohnung bzw. 2,40 Euro pro Quadratmeter.

Die Miete ohne Betriebskosten (Nettomiete) betrug 467,50 Euro pro Hauptmietwohnung. Die Mietkosten beziehen sich hochgerechnet auf 1,75 Millionen Hauptmietwohnungen in Österreich, wie aus den Anfang September veröffentlichten Daten der Statistik Austria hervorgeht. „Der Anstieg geht vor allem auf inflationsbedingte Mieterhöhungen aufgrund von Wertsicherungsklauseln im Mietvertrag und auf die Anhebung der Richtwertmieten zurück“, erklärte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Viertel der Neubauwohnungen privat vermietet

Von den 1,75 Millionen Hauptmietwohnungen ist jede vierte privat vermietet im Neubau. Der Mietzins dieser Wohnungen wird frei vom Markt bestimmt und ist meistens an Wertsicherungsklauseln gebunden. Steigt die Inflation über einen festgelegten Wert, erhöht sich auch die Miete automatisch.

Grafik zur Preissteigerung bei Mieten
Grafik: APA/ORF; Quelle: Statistik Austria

Private Mietwohnungen im Neubau haben mit 9,40 Euro pro Quadratmeter die höchste Nettomiete und den stärksten Anstieg zum Vorjahresquartal. Die Nettomiete ist in diesem Segment um 11,9 Prozent gestiegen.

Einen mit plus 11,6 Prozent etwas niedrigeren Anstieg gab es bei privaten Hauptmietwohnungen im Altbau. Jede fünfte Hauptmietwohnung ist eine privat vermietete Altbauwohnung. In diese Kategorie fallen auch Kategorie- und Richtwertmieten. Dort lag die durchschnittliche Nettomiete im zweiten Quartal 2023 bei 7,70 Euro pro Quadratmeter.

Anstieg bei Gemeindewohnungen am geringsten

Fast 40 Prozent der Hauptmietwohnungen sind Genossenschaftswohnungen. Der durchschnittliche Nettomietzins pro Quadratmeter lag bei Genossenschaftswohnungen im zweiten Quartal 2023 bei 5,80 Euro und ist um 7,4 Prozent zum Vorjahresquartal angestiegen. Die geringste Nettomiete und den geringsten Anstieg zum Vorjahresquartal hatten Haushalte in Gemeindewohnungen. Der Mietzins stieg im zweiten Quartal 2023 von 4,80 Euro auf 5,10 Euro, also um 6,3 Prozent.

Mietpreisdeckel angekündigt

Erst Ende August hatten ÖVP und Grüne einen Mietpreisdeckel zur Eindämmung des Anstiegs angekündigt. Ob und wann er kommt, ist allerdings noch offen, da der Deckel als Verfassungsbestimmung beschlossen werden soll – und somit auch die Zustimmung von Teilen der Opposition nötig ist. Diese zerpflückte allerdings den Vorschlag der Regierung.

Nach Plänen der Regierung sollen die Mieten bei Altbaurichtwert- und Kategoriemieten sowie gemeinnützigen Miet- und Genossenschaftswohnungen in den Jahren 2024 bis 2026 jährlich um maximal fünf Prozent erhöht werden dürfen. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) sprach von 1,2 Millionen Verträgen, für die der geplante Mietpreisdeckel gilt. Laut Mietervereinigung sind rund 425.000 Mietverträge in Österreich aber nicht von der Deckelung erfasst, weil es sich um Mietverträge mit freier Hauptmietzinsbildung in ungeförderten Neubauten handelt, die nach Mitte 1953 errichtet wurden.

Opposition und Mietervereinigung kritisieren insbesondere, dass der Mietpreisdeckel zu spät komme und befürchten, dass er sich angesichts einer fallenden Inflation kaum auswirken wird. Dem widerspricht die Regierung, die auf die Berechnungsbasis verweist, mit der die hohe Inflation sehr wohl mitberücksichtigt werde. Sollten sich doch genügend Oppositionsstimmen für eine Verfassungsmehrheit finden, könnte der Mietpreisdeckel noch im Oktober beschlossen werden, so der vorläufige Fahrplan.