Metaller-KV: Arbeitgeber sehen wenig Spielraum

Wegen der hohen Inflation und der unsicheren Wirtschaftslage stehen die Metaller-KV-Verhandlungen heuer unter „besonders schwierigen Vorzeichen“, hieß es heute von der Arbeitgeberseite. „Wir können nur verteilen, was wir erwirtschaften“, sagte der Obmann der Metalltechnischen Industrie in der Wirtschaftskammer, Christian Knill. „Unsere Aufgabe ist nicht, die Kaufkraft in Österreich zu gewährleisten.“

Bei den Gewerkschaftern stieß Knill damit auf Unverständnis. „Bisher war es gute Tradition, dass auch die Arbeitgeberseite ihre soziale Verantwortung wahrnimmt. Anscheinend will Christian Knill diesen Pfad verlassen“, so die Chefverhandler der Arbeitnehmerseite für den Metaller-KV, Reinhold Binder (Gewerkschaft PRO-GE) und Karl Dürtscher (Gewerkschaft GPA) in einer Aussendung. Ein Abschluss unter der Inflation ist für die Gewerkschafter ein rotes Tuch.

Lohnexperte spricht von „Dilemma“

WIFO-Lohnexperte Benjamin Bittschi sprach im Ö1-Mittagsjournal von einem „Dilemma“. So seien die hohen Lohnforderungen aufgrund der hohen Inflation ebenso gerechtfertigt wie die Darstellung der Arbeitgeberseite über die schlechte Wirtschaftslage in der Branche.

Da der Inflationsdruck im kommenden Jahr nachlassen dürfte, könnte auch ein Abschluss unter der rollierenden Inflation Reallohngewinne für die Beschäftigten ermöglichen, so Bittschi. Einen solchen Kompromiss werde sich die Gewerkschaft aber nur teuer abkaufen lassen, etwa im Gegenzug für Arbeitszeitverkürzungen.

Verhandlungsstart am 25. September

Startschuss für die Verhandlungen der Metalltechnischen Industrie ist der 25. September. Traditionell wird die Jahresinflation der vorangegangenen zwölf Monate als Messlatte herangezogen. Die durchschnittliche Inflationsrate für den Zeitraum September 2022 bis August 2023 belief sich auf 9,6 Prozent. Neben der Inflation feilscht die Gewerkschaft in der Regel auch um den Produktivitätszuwachs, der an die Beschäftigten weitergegeben werden soll.

Arbeitgebervertreter Knill dämpfte bereits vor Verhandlungsbeginn die Erwartungen. Wie viele Wirtschaftszweige kämpfe auch die Metalltechnische Industrie mit steigenden Kosten für Material, Personal und Energie. Im ersten Halbjahr 2023 habe die Branche einen Produktionswert von 24,8 Mrd. Euro erreicht, was preisbereinigt einem Rückgang von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspreche. Die Auftragseingänge seien im gleichen Zeitraum um 18 Prozent eingebrochen.